Der BDEx (Bundesverband des Deutschen Exporthandels e.V.) fungiert als führender Verband für deutsche Unternehmen im Außenhandel. Seine vorrangige Aufgabe besteht darin, die gemeinsamen Interessen seiner Mitglieder im Exporthandel zu schützen und zu fördern, indem er sich gezielt für deren Belange im internationalen Handel einsetzt.
Beraten.
Länder- und Marktinformationen 4/2025
Afrika
MAROKKO / AUSSENHANDEL: Deutsche Exporte steigen weiter
Gutes Ergebnis für den Handel zwischen Deutschland und Tunesien im Jahr 2024: Während die deutschen Exporte nach Afrika um 9 % zurückgingen, stiegen die Ausfuhren nach Tunesien um 5,5 %. Die deutschen Einfuhren sanken zwar leicht, allerdings nur um 0,5 %. Deutschland war im Jahr 2024 der drittwichtigste Handelspartner.
Für Deutschland spielt das nordafrikanische Land als Handelspartner eine kleinere Rolle: Auf der Rangliste der deutschen Absatzmärkte verbesserte sich Tunesien 2024 laut Angaben des Statistischen Bundesamtes um zwei Plätze auf Rang 59 von 238 Handelspartnern. Als Bezugsmarkt behauptete sich Tunesien auf Rang 51.
In die Lieferketten eingebunden
Die deutschen Importe aus Tunesien entfallen vor allem auf vor Ort produzierende deutsche Unternehmen beziehungsweise tunesische Betriebe der Lohnveredelung. Vor- und Zwischenprodukte werden vielfach aus Deutschland importiert, vor Ort verarbeitet und dann wieder ausgeführt. Deshalb übersteigen auch die deutschen Einfuhren aus Tunesien die Exporte. Das deutsche Handelsbilanzdefizit betrug laut Statistischem Bundesamt 2024 über 900 Mio Euro. Nur mit 25 Ländern weltweit hatte Deutschland ein größeres Defizit.
Gründe für eine Produktion in Tunesien sind vielschichtig, vor allem spielen die Nähe zu Europa, die Verfügbarkeit von Arbeitskräften und die wettbewerbsfähigen Lohnkosten eine Rolle. Zudem gibt es für exportorientierte Firmen zahlreiche Investitionsanreize, zum Beispiel Zollfreiheit bei Importen auf Vorleistungen oder Steuervergünstigungen bei der Ansiedlung in strukturschwachen Regionen.
In Zeiten, wo die europäische Autoindustrie schwächelt, spielen die Produktionskosten eine Rolle. Dies ist ein Grund, warum Tunesien im Jahr 2024 zum wichtigsten Lieferland für Zündkabelsätze für Deutschland aufgestiegen ist. Im Vergleich zu 2019 sind die deutschen Importe laut Eurostat um 75 % gestiegen. Die Produktion verlagert sich, denn die Einfuhren von Kabelsätzen aus Rumänien – dem nun zweitwichtigsten Lieferland – gingen im selben Zeitraum um 16 % zurück.
Deutsche Investoren sind bereits seit Jahrzehnten in Tunesien aktiv. Beim Bestand der FDI stehen sie laut Foreign Investment Promotion Agency (FIPA) beim Länder-Ranking auf Platz 5, im Industriebereich sind sie sogar auf Platz 3. Insgesamt sind in Unternehmen mit deutscher Kapitalbeteiligung über 90.000 Menschen beschäftigt, der Automobilzulieferer Leoni ist der größte private Arbeitgeber in Tunesien. Laut FIPA haben deutsche Unternehmen bis Ende 2023 bereits 782 Mio Euro im Land investiert – die deutsche Bundesbank beziffert den Wert für Ende 2022 allerdings nur auf 369 Mio Euro.
Das wichtigste Betätigungsfeld für deutsche Unternehmen ist die Produktion von Fahrzeugelektronik. Hier sind neben Leoni unter anderem auch Kromberg & Schubert, Dräxlmaier und Marquardt aktiv. Darauf folgt die Herstellung von Baustoffen und die Bekleidungsproduktion.
Nach vorläufigen Zahlen der FIPA war Deutschland im Jahr 2024 mit 100 Mio Euro bei den FDI auf Rang 2. Und mit über 5.000 geschaffenen Arbeitsplätzen überholten sie sogar den größten Investor Frankreich. Gemessen am Wert war die wichtigste Branche der Elektronikbereich. Die meisten Stellen wurden aber in der Kunststoffverarbeitung geschaffen. Laut FIPA stiegen nach einem Einbruch im Jahr 2021 die Zuflüsse an deutschen Direktinvestitionen wieder kontinuierlich an. Das Gros sind Erweiterungsprojekte.
SÜDAFRIKA / RECHT: Enteignungsgesetz unterzeichnet
Am 23. Januar 2025 hat der südafrikanische Präsident das neue Enteignungsgesetz unterzeichnet. Ab wann das Gesetz gilt, wurde allerdings noch nicht bekanntgegeben. Das neue Gesetz löst den veralteten Expropriation Act aus dem Jahr 1975 ab. Zu diesem Zeitpunkt war die aktuelle südafrikanische Verfassung aus dem Jahr 1996 noch nicht in Kraft. Das Enteignungsgesetz musste somit irgendwann an die Verfassung angepasst werden.
Diese sieht in Art. 25 vor, dass Enteignungen in Südafrika gesetzlich geregelt werden müssen. Enteignet werden darf nur, wenn es einen öffentlichen Zweck beziehungsweise ein öffentliches Interesse gibt oder gegen eine Entschädigung. Die Höhe der Entschädigung muss angemessen sein und einen gerechten Ausgleich zwischen dem öffentlichen Interesse und den Interessen des Betroffenen schaffen.
Im Einklang mit der südafrikanischen Verfassung darf gemäß dem neuen Enteignungsgesetz Eigentum enteignet werden, wenn es dafür einen öffentlichen Zweck oder ein öffentliches Interesse gibt. Eine Entschädigung ist allerdings nicht zwingend vorgesehen. Sofern eine Entschädigung gezahlt wird, muss sie angemessen sein und einen gerechten Ausgleich zwischen den öffentlichen und den Interessen des Betroffenen schaffen.
Bezüglich einer entschädigungslosen Enteignung schildert das Gesetz Situationen, in denen es keiner Entschädigung bedarf. Enteignet werden darf beispielsweise, wenn das Grundstück nicht genutzt wird und der Hauptzweck darin besteht, Nutzen aus der Steigerung des Marktwertes zu ziehen, wenn also das Grundstück zu rein spekulativen Zwecken gehalten wird. Auch einem anderen staatlichen Organ darf ein Grundstück enteignet werden, wenn es dieses nicht für seine Kernaufgaben nutzt. Ein weiterer Grund ist, wenn der Eigentümer ein Grundstück aufgegeben hat, indem er nicht mehr die Kontrolle darüber hat, obwohl er dazu in der Lage wäre. Auch eine Diskrepanz zwischen dem Marktwert des Grundstücks und staatlichen Investitionen oder Subventionen dürfen zu einer entschädigungslosen Enteignung führen.
Kritik im In- und Ausland
Sowohl national als auch international wurde das Gesetz vielfach kritisiert. Insbesondere die Möglichkeit einer entschädigungslosen Enteignung wird kritisiert, auch weil eine derartige Regelung ausländische Investoren abschrecken könnte. Darüber hinaus sind einige Passagen, speziell der Enteignungsgrund der Nichtnutzung eines Grundstücks, nicht konkret genug formuliert. Fragen stellen sich dahingehend, wer beurteilt, ob ein Grundstück nicht genutzt wird oder ob auch Grundstücke betroffen sein können, die aus Gründen des Naturschutzes nicht genutzt werden. Ferner wird die Verfassungsmäßigkeit einer entschädigungslosen Enteignung angezweifelt.
Einige Unklarheiten können im Rahmen von Durchführungsverordnungen konkretisiert werden. Solche Verordnungen werden vom zuständigen Ministerium erlassen und sollen die gesetzlichen Regelungen präzisieren sowie erläutern, wie das Gesetz anzuwenden ist. Ob und wann eine solche Verordnung in Bezug auf das Enteignungsgesetz erlassen wird, ist noch nicht klar.
Darüber hinaus hat mindestens eine südafrikanische Partei die Verfassungsmäßigkeit des Gesetzes vor Gericht angefochten. Eine Entscheidung des Gerichts steht noch aus.
SÜDAFRIKA / WIRTSCHAFT & POLITIK: AGOA vor dem Aus
Die einzige Hoffnung Südafrikas, die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten zu retten, besteht in einer sechsmonatigen Beendigung der Teilnahme am AGOA-Präferenzhandelsabkommen, um dem Land Zeit für die Aushandlung eines gegenseitigen Handelsabkommens zu geben.
Dies schreibt der „Daily Maverick“ unter Bezug auf Aussagen von Insidern in Washington nach einem außerordentlichen, anhaltenden Angriff der Trump-Administration auf Südafrika, die dem Land wegen des Enteignungsgesetzes und ihrer Abneigung gegen die außenpolitischen Positionen Südafrikas, vor allem in Bezug auf Gaza, Israel und den Iran, jegliche Hilfe gestrichen hat.
Das Trump-Team hat sich noch nicht dazu geäußert, ob Südafrika ausgeschlossen wird, wenn das gesamte AGOA-Programm (African Growth and Opportunity Act) dieses Jahr zur Erneuerung ansteht. Aber die Teilnahme Südafrikas war aufgrund seiner außenpolitischen Positionen schon vor der Wahl Trumps zweifelhaft, und jetzt deutet alles darauf hin, dass Südafrika aus dem Programm gestrichen wird – wenn das Programm überhaupt verlängert wird.
Selbst der Sprecher von Präsident Cyril Ramaphosa, Vincent Magwenya, hat dies eingeräumt und gegenüber der „New York Times“ erklärt, dass Südafrika davon ausgeht, dass Trump die Teilnahme des Landes an AGOA beenden wird.
Rückstellung der Beziehungen
Stattdessen habe die Regierung beschlossen, ein neu verhandeltes Handelsabkommen mit den Vereinigten Staaten anzubieten. Dies könnte zu einem Tauwetter führen, auch in anderen Bereichen, wie dem Enteignungsgesetz.
„Wenn man einen Schritt zurücktritt und die Emotionen beiseite lässt, erkennt man, dass es hier eine Möglichkeit gibt, die Beziehungen neu zu gestalten“, sagte Magwenya. „Aus handelspolitischer Sicht gibt es genug Substanz, um dies zu tun“.
Eine der Optionen, die in Erwägung gezogen werden, sei eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern im Gasbereich, wobei die Vereinigten Staaten mehr Zugang zur Gasexploration erhalten und Südafrika mehr Gas aus Amerika bezieht. Der Vorschlag würde auch einen Plan für faire Zölle enthalten, sagte er der New York Times.
Im Parlament erklärte Präsident Ramaphosa: „Die USA sind jetzt sehr transaktionsorientiert; sie möchten sehen, welche Geschäfte mit jedem Land, mit dem sie zu tun haben, gemacht werden können. Und dieser Prozess ist in unseren verschiedenen Abteilungen im Gange, und mit der Zeit werde ich in der Lage sein, die Gesandten zu entsenden. Und sie werden unter der Überschrift der Förderung unserer Außenpolitik unterwegs sein.“
Wenn man das aktuelle Klima zwischen beiden Ländern bedenkt, scheinen neue Handelsabkommen in weiter Ferne zu liegen. „Daily Maverick“ geht jedoch davon aus, dass Südafrikas einzige Hoffnung in einer Art kurzfristiger Verlängerung der AGOA-Vorteile besteht, die die Exporte um etwa 4 Mrd US-Dollar pro Jahr steigern, um Zeit für die Aushandlung eines konventionellen Freihandelsabkommens in beide Richtungen oder einer Art strategischer Investitionsrahmenbedingungen zu gewinnen.
Die USA haben ein solches Rahmenabkommen mit Kenia geschlossen, das zwar Handels- und Investitionserleichterungen, aber keinen Freihandel vorsieht.
Es sei klar, dass das Enteignungsgesetz, die Morde auf den Farmen, die Gesetzgebung nach Ethnien und außenpolitische Streitigkeiten die Hauptursachen für die massive Verschlechterung der Beziehungen seien.
Die Staatsanwaltschaft habe gegenüber den Beamten und Abgeordneten, mit denen sie zusammentraf, immer wieder betont, dass das Enteignungsgesetz derzeit nicht auf willkürliche, staatlich geförderte Landnahme hinauslaufe und dass die Morde auf den Farmen, obwohl sie eine große Krise darstellten, zu der die Staatsanwaltschaft einen Beobachtungsbericht und einen Sicherheitsplan für den ländlichen Raum entwickelt habe, nicht Teil einer gezielten politischen Kampagne seien, sondern eher ein allgemeiner Hinweis auf die Kriminalitätskrise in Südafrika.
Abgesehen von der sofortigen Änderung des Enteignungsgesetzes sagte Powell, sie glaube, dass die Trump-Administration vor einer Normalisierung der Beziehungen die Rücknahme der Klage Südafrikas gegen Israel vor dem Internationalen Strafgerichtshof fordern werde.
Amerika
BRASILIEN / AUSSENHANDEL: Bilanz unter Druck
Brasiliens Außenbilanz wies im Februar 2025 ein Defizit von 8,8 Mrd US-Dollar auf – deutlich mehr als die 3,9 Mrd US-Dollar im Februar des Vorjahres. Diese Zahlen stammen aus dem aktuellen Bericht zur Außenwirtschaft, den die brasilianische Zentralbank veröffentlicht hat, so „agencia Brasil“. Das Defizit ergibt sich aus der Differenz zwischen Exporten und Importen, den Kosten für Dienstleistungen, den Ausgaben brasilianischer Staatsbürger im Ausland sowie den ins Ausland transferierten Gewinnen.
Laut Zentralbank sank der Handelsüberschuss im Jahresvergleich um 5,4 Mrd Dollar. Während das Defizit im Dienstleistungssektor stabil blieb, verringerte sich das Defizit beim Primäreinkommen um 526 Mio Dollar.
In den zwölf Monaten bis Februar 2025 erreichte das Leistungsbilanzdefizit 70,2 Mrd Dollar, was 3,28 % des Bruttoinlandsprodukts entspricht. Im Januar lag es noch bei 65,3 Mrd Dollar (3,03 % des BIPs). Zum Vergleich: Im Februar 2024 betrug das Defizit 23,9 Mrd (1,07 % des BIPs).
Im Februar 2025 verzeichnete der Warenhandel ein Defizit von 979 Mio Dollar – ein deutlicher Rückgang im Vergleich zum Überschuss von 4,4 Mrd im Februar 2024. Die Exporte beliefen sich auf 23,2 Mrd Dollar, während die Importe auf 24,1 Mrd stiegen. Ein wesentlicher Faktor war der Import einer Ölplattform im Wert von 2,7 Mrd Dollar. Im Vergleich zum Vorjahr gingen die Exporte um 1,8 % zurück, während die Importe um 25,7 % anstiegen.
Ausländische Direktinvestitionen erreichten im Februar 2025 einen Nettozufluss von 9,3 Mrd Dollar – ein deutlicher Anstieg gegenüber den 5,3 Mrd im Februar 2024. Davon entfielen 5,6 Mrd Dollar auf Eigenkapitalinvestitionen und 3,7 Mrd auf konzerninterne Transaktionen.
In den letzten zwölf Monaten summierten sich die Direktinvestitionen auf 72,5 Mrd Dollar (3,38 % des BIPs), verglichen mit 68,5 Mrd Dollar (3,18 % des BIPs) im Januar 2025 und 64,6 Mrd (2,89 % des BIPs) im Februar 2024.
Internationale Reserven wachsen
Die internationalen Währungsreserven Brasiliens stiegen im Februar 2025 um 4,2 Mrd auf insgesamt 332,5 Mrd Dollar. Diese Zunahme wurde durch verschiedene Faktoren beeinflusst:
- Preisschwankungen
- Wechselkursveränderungen
- Beiträge internationaler Organisationen
- Zinserträge
Diese Entwicklungen zeigen, dass Brasilien trotz steigender Handels- und Leistungsbilanzdefizite weiterhin hohe Kapitalzuflüsse verzeichnet, während sich die internationalen Reserven stabilisieren.
KANADA / KONSUMGÜTER: Stars and Stripes adé – Ahornblatt olé
Die kanadischen Verbraucher reagieren auf die US-Zölle und die Annexionsgedanken des US-Präsidenten mit einer „Buy Canadian“-Bewegung, die von Einzelhändlern und Herstellern schnell aufgegriffen wird. Auffällige Ahornblätter säumen jetzt die Gänge der Lebensmittelgeschäfte, „Made in Canada“-Etiketten prangen auf den Verpackungen, und in den sozialen Medien häufen sich die Vorschläge für kanadische Alternativen zu amerikanischen Grundnahrungsmitteln.
Einige kanadische Unternehmen haben bereits ein Umdenken bei den Verbrauchern festgestellt, darunter auch einige der größten Einzelhändler, die ihre Regale mit mehr kanadischen Produkten bestücken. Die Bewegung steckt noch in den Kinderschuhen, so dass weitreichende Daten schwer zu beurteilen sind.
Avery Shenfeld, Chefvolkswirt bei CIBC Capital Markets, geht dennoch davon aus, dass die neuen Ausgaben und Kaufgewohnheiten in einigen Regionen des Landes einen Aufschwung bewirken werden.
Zwischen Zollstreit und Rezessionsgefahr
Jeder Vorteil könnte dazu beitragen, die Auswirkungen sowohl der US-Zölle als auch der Gegenzölle Ottawas auf US-Waren abzumildern. Wirtschaftswissenschaftler gehen davon aus, dass ein langwieriger Handelskrieg die Nachfrage eindämmen und Kanada in eine Rezession stürzen würde, was die volle Wirkung der neu entfachten Nachfrage aufgrund des daraus resultierenden Anstiegs der Arbeitslosigkeit und des Rückgangs der Kaufkraft dämpfen könnte. Die Einzelhändler reagieren auf den patriotischen Trend. Empire Co, die Muttergesellschaft der Lebensmittelkette Sobeys, hat nach Wert etwa 12 % US-Produkte in den Regalen.
Jeff Doucette, Geschäftsführer von Field Agent Canada, meint: „Ich vermute, dass es im Moment sehr riskant ist, verderbliche Lebensmittel aus den USA auf Lager zu haben, da sie buchstäblich in den Regalen verrotten könnten.“ Loblaws, ein weiterer großer kanadischer Lebensmittelhändler, hat auf seiner App die Funktion „Swap to Canadian“ eingeführt, die den Kunden hilft, lokale Alternativen zu finden, und meldet einen 75-prozentigen Anstieg der Nutzung im Wochenvergleich.
Canadian Tire, das alles von Haushaltsartikeln bis hin zu Eishockey-Ausrüstung verkauft, überprüft sein Lieferantennetz, um zollbedingte Preiserhöhungen abzufedern. Der Vorstandsvorsitzende Greg Hicks sagte, dass ein Drittel der in den USA hergestellten Produkte durch kanadische Lieferanten ersetzt werden könnte, obwohl einige Warenkategorien möglicherweise international bezogen werden müssen.
Einige Zulieferer erhalten ebenfalls einen Aufschwung. Ottawa Valley Meats, ein Fleischlieferant in der Hauptstadtregion, verzeichnete einen Umsatzanstieg von etwa 30 % und einen Anstieg des Website-Verkehrs um 112 %, seit Präsident Trump mit Zöllen drohte, so Präsident Darius Campeau. Chapman‘s Ice Cream, ein familiengeführtes Speiseeisunternehmen, das im ganzen Land Einzelhändler beliefert, ist auf dem besten Weg, seinen Umsatz im März gegenüber dem Vorjahr um 10 % zu steigern, da die Nachfrage sprunghaft angestiegen ist.
KANADA / ZOLL: Erneute Beschwerde bei WTO eingereicht
Nach der Verhängung der US-Strafzölle in Höhe von 25 % auf Stahl- und Aluminiumeinfuhren hat Kanada erneut Beschwerde bei der Welthandelsorganisation (WTO) eingereicht. Kanada habe „um Konsultationen (…) bezüglich der von den USA verhängten Einfuhrzölle (…) gebeten“, erklärte die WTO.
Kanada macht bei der WTO geltend, dass die Zölle der USA nicht mit den Verpflichtungen Washingtons vereinbar seien. Mit der nun eingelegten Beschwerde stößt die Regierung das Streitbeilegungsverfahren der in Genf ansässigen Organisation an.
Die Konsultationen ermöglichen eine Beilegung von Handelsstreitigkeiten. Wird innerhalb von 60 Tagen keine Lösung erreicht, kann das beschwerdeführende Land einen Bericht durch ein Experten-Panel zu dem Streitfall beantragen.
Kanada hatte bereits am 4. März Beschwerde gegen andere US-Zölle eingelegt, die zuvor verhängt wurden. Trump hatte die Maßnahme am 20. Januar angekündigt und kurz darauf für etwa einen Monat ausgesetzt. Anfang März wiederholte er dies, sodass die Zölle nun bis April weitgehend außer Kraft gesetzt sind.
LATEINAMERIKA / INFRASTRUKTUR: Mega-Straßenvorhaben nimmt Fahrt auf
„Wenn alles optimal funktioniert, könnten Lkw die etwa 3.500 km lange Strecke in drei bis fünf Tagen zurücklegen. In diesem Fall würde die Transportzeit für chilenische Exporte nach Deutschland auf drei Wochen sinken“, schwärmt Diego Torres Diez, Director of International Affairs des chilenischen Industrieverbands SOFOFA (Sociedad de Fomento Fabril).
Richtung Europa sei Geschwindigkeit gerade für verderbliche landwirtschaftliche Produkte entscheidend, umgekehrt profitierten die hohen brasilianischen Ausfuhren nach Asien.
Bislang werden Waren von der Pazifikküste Chiles zu den Atlantikhäfen Brasiliens vorwiegend verschifft – entweder über die nördliche Route durch den Panamakanal oder die südliche um Kap Hoorn. Beide Optionen kosten Zeit und bergen Risiken wie Staus im Panamakanal oder Wintereinbrüche auf der Südroute.
Weniger Kosten – mehr Resilienz
Eine direkte Straßenverbindung würde bis zu zwei Wochen Zeit sparen – und die Kosten der Panama-Durchfahrt. Allerdings ist die Überquerung der Anden im Winter ebenfalls problematisch. Doch eine Option mehr erhöht die Resilienz der Logistik.
Der Corredor Bioceánico Vial sieht folgende Route vor: Von den chilenischen Häfen Arica, Iquique sowie Mejillones/Antofagasta soll die Strecke über die lithiumreichen argentinischen Nordprovinzen Salta und Jujuy und den paraguayischen Chaco zu den Häfen an der Südküste Brasiliens, allen voran Santos, führen. Bolivien, das aus Sicherheitsgründen als schwierig gilt, bleibt außen vor, ebenso die logistisch schwierige Amazonasregion.
Neu ist der Traum von der Direktverbindung nicht. Im Gespräch war der „Corredor Bioceánico Vial“ bereits unter dem chilenischen Präsidenten Eduardo Frei. Doch nach der anfänglichen Euphorie wurde es erst einmal still um das Megaprojekt. Es gab andere Prioritäten. In Chile beispielsweise wuchs die Wirtschaft zwischen 2015 bis 2018 mit dem Abschluss einer Reihe internationaler Handelsabkommen. Dann paralysierten soziale Unruhen („Estallido Social“) und die Corona-Pandemie das Land.
Bessere regionale Vernetzung
Doch nun scheint das Thema in allen vier beteiligten Staaten wieder zur Chefsache zu werden. So war der Corredor Thema beim Besuch des chilenischen Staatspräsidenten Gabriel Boric bei seinem paraguayischen Amtskollegen Santiago Peña in Asunción im Juli 2024. Präsident Lula da Silva in Brasilien zeigt genauso Interesse wie Javier Milei in Argentinien. Bei Treffen zwischen Vertretern der nationalen Industrieverbände (SOFOFA/Chile, CNI/Brasilien, AEA/Argentinien und UIP/Paraguay) gehörte der Corredor Bioceánico zu den Top-Themen.
Insbesondere die SOFOFA-Hauptgeschäftsführerin Rosario Navarro treibt das Projekt angesichts der unter ihrem Potenzial arbeitenden chilenischen Unternehmen voran. „Bei SOFAFA haben wir uns vorgenommen, unserem Land mit einer ehrgeizigen Agenda neue Exportimpulse zu geben. Dieses Ziel umfasst auch eine stärkere regionale Wirtschaftsintegration. Konkret wollen wir den Weg für wirtschaftliches und soziales Wachstum durch die Erschließung neuer Märkte und Geschäftsmöglichkeiten ebnen“, so Navarro.
Zusätzlichen Schub bringt der im November 2024 in Betrieb genommene Hafen Chancay in Peru. Er soll größter Umschlagplatz an der Pazifikküste Südamerikas werden. Damit erhöht sich massiv der Druck auf die chilenischen Häfen. Deren Modernisierung tritt schon seit Jahren auf der Stelle.
Die Befürworter aus Politik und Wirtschaft erhoffen sich vom Corredor Bioceánico Vial Impulse für die regionale Entwicklung entlang der Strecke und damit eine gewisse Dezentralisierung der Wirtschaft innerhalb der Länder. Zudem würde das Projekt die Integration zwischen den vier Staaten vorantreiben.
Allerdings muss jedes Land selbst sehen, wie es seinen Part stemmt, und Chile hat bereits ein ausgebautes Straßennetz nach Argentinien. Dort wiederum sieht es anders aus. Noch gravierender sind die Defizite in Paraguay – dabei sieht das Land Chile als wichtigen Abnehmer für sein Rindfleisch. Eine bessere Anbindung würde den Warenverkehr deutlich erleichtern. Auch in Brasilien besteht Nachholbedarf. Allerdings gibt es bereits heute sichtbare Fortschritte, darunter beim Bau der Brücke Bioceánico zwischen Carmelo Peralta in Paraguay und Porto Murtinho auf brasilianischer Seite.
Viele offene Baustellen
Doch bis der Corredor Wirklichkeit wird, gibt es noch viele Herausforderungen zu meistern. Das gilt nicht nur für die Straßen, Brücken und Häfen. Auch „um die Straße herum“ sind noch viele Fragen zu klären. Speziell das Thema Sicherheit müssen die Länder angehen, denn in den Anrainerländern kommt es immer wieder zu Überfällen auf Transporte.
Nötig ist auch eine entsprechende Infrastruktur an Reparaturwerkstätten und Punkten zur medizinischen Versorgung. Auf der Wunschliste der SOFOFA steht auch der Ausbau eines Digitalisierungsnetzwerkes. Außerdem müssen die Länder dafür sorgen, dass die Zollabwicklung zwischen den Staaten harmonisiert und vereinfacht wird. Die zeitlichen Vorteile sind schnell zunichtegemacht, wenn die Transporte an den Grenzen 24 Stunden und mehr warten müssen.
Der absolute Knackpunkt ist aber die Finanzierung. Allein der Finanzbedarf für eine der Brücken zwischen Paraguay und Brasilien liegt bei 89 Mio US-Dollar. Tragfähige Schätzungen für die Kosten der Gesamtstrecke gibt es nicht. Vor diesem Hintergrund ist eine zeitliche Perspektive unmöglich.
MEXIKO / FÖRDERUNG: Mega-Investment für Infrastruktur
Die mexikanische Technologiegesellschaft Grupo Fermaca hat eine Investition in Höhe von 3,7 Mrd US-Dollar im nördlichen Bundesstaat Durango angekündigt, die ein „digitale Stadt“-Rechenzentrum und eine Düngemittelfabrik umfasst, wie „Mexico News Daily“ berichtet. Bei einer Pressekonferenz erklärte Fernando Calvillo, Co-Präsident von Grupo Fermaca, dass diese Investitionen Teil des „Plan Mexico“ von Präsidentin Claudia Sheinbaum sind, der darauf abzielt, Mexiko zur zehntgrößten Volkswirtschaft der Welt zu machen.
Durango ist eher bekannt für Berge, Holz und Bergbau als für seine Technologieindustrie. Beide Projekte sollen voraussichtlich drei bis vier Jahre in Anspruch nehmen.
Fermaca Digital City
Mit einer Investition von 2,7 Mrd US-Dollar wird Fermaca Digital City ein hyperskalierbares Rechenzentrum mit einer eigenen Stromerzeugungskapazität umfassen. Das Rechenzentrum wird mit einer installierten Kapazität von 250 MW das größte seiner Art in Lateinamerika sein. Es wird Unternehmen wie Amazon, Netflix und Home Depot dienen, um deren E-Commerce-Daten und Dateien zu speichern.
Für den Bau des Rechenzentrums werden gleichzeitig vier Projekte mehr als 3.500 Arbeitsplätze schaffen:
- Eine Gaspipeline von Texas nach Durango zur Erhöhung der Gasverfügbarkeit für die Industrie.
- Mehr als 190 km lange Glasfaserkabel in einer unterirdischen Verlegung, die digitale Aktivitätszentren in Mexiko mit den USA verbinden.
- Ein Kombikraftwerk mit einer Kapazität von 350 MW zur Energieversorgung des Rechenzentrums.
- Der Bau einer 160 km langen Gaspipeline von Texas zur Versorgung des Kombikraftwerks mit Erdgas.
Die zweite Investition von Fermaca betrifft die Fermachem Stickstoffdüngemittelfabrik in der Gemeinde Lerdo. Die Fabrik wird voraussichtlich 600.000 t Harnstoffdünger pro Jahr produzieren, um die nationale Düngemittelproduktion zu unterstützen und die Ernährungssouveränität Mexikos zu stärken. Dies wird die 1,5 Mio t ergänzen, die Pemex bereits produziert.
Aktuell importiert Mexiko zwischen 80 und 90 % seiner Düngemittel, die für die Landwirte hohe Kosten verursachen. Mit dem Gaspipeline-Projekt möchte das Unternehmen Zwischenhändler eliminieren und wettbewerbsfähige Preise für die Landwirte bieten.
MEXIKO / LOGISTIK: DHL Express eröffnet Mega-Hub
DHL Express Mexiko hat seine neuen Einrichtungen im Querétaro Air Hub eingeweiht und die operative Kapazität am Internationalen Flughafen Querétaro (AIQ) in der Bajío-Region Mexikos damit verdreifacht, berichtet „Mexico News Daily“. Das Erweiterungsprojekt kostet mehr als 120 Mio US-Dollar und umfasst den Ausbau der Infrastruktur sowie technologische Upgrades, wodurch es zum fortschrittlichsten Hub des Unternehmens in Lateinamerika wird.
„Dieser Hub verbindet jede Nacht 100.000 Pakete und diese Zahl kann sogar bis auf 250.000 Pakete steigen“, sagte der CEO des Unternehmens, Antonio Arranz Lara, bei der Einweihung. „Er ist sehr wichtig für uns, da er die Zukunft von DHL Express Mexiko darstellt.“
An der Veranstaltung nahmen auch der Gouverneur von Querétaro, Mauricio Kuri González, und der globale CEO von DHL Express, John Pearson, teil. Kuri schaltete symbolisch das mechanische System des Hubs ein, um die Einrichtungen zu eröffnen.
Die Einrichtung hat eine Verarbeitungskapazität von 41.000 Paketen pro Stunde. Der Hub umfasst mehr als 28.300 qm, darunter 15.000 qm Lagerfläche, 13.300 qm Freifläche, 1.200 qm Bürofläche, 30 Luftseitengardinen und 19 Landseitengardinen.
Im Rahmen der strategischen „Go Green“-Initiative von DHL wurde das Projekt unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeit entwickelt. Es umfasst 610 Solarpanels und ein Regenwassernutzungssystem. Der Bau erfolgte unter Verwendung lokaler Materialien und recycelter Inhalte.
„Dies bekräftigt nicht nur das Engagement von DHL und TL Kapital für die Umwelt, sondern stimmt auch mit der Vision des Flughafens überein, die CO₂-Emissionen kurzfristig zu reduzieren“, sagte Luis Felipe Rivas Villanueva, Generaldirektor von Terminal Logistics Kapital.
Derzeit verkehren täglich 12 Inlandsflüge vom DHL Express Querétaro Air Hub zu den Städten Mérida, Cancún, Monterrey, Ciudad Juárez, Mazatlán, Cabo San Lucas, Torreón, Hermosillo, Chihuahua, Villahermosa, Culiacán und Tijuana, mit insgesamt 33 miteinander verbundenen Städten. Außerdem gibt es täglich einen Flug zum DHL Express Hub in Cincinnati, USA.
Investition zeigt Vertrauen
DHL Express Mexiko nahm seine Aktivitäten am AIQ-Standort erstmals im Jahr 2010 auf. „Seitdem haben wir auf einen Staat gesetzt, der nun eine Schlüsselrolle in unserem Betriebsnetz spielt, nicht nur auf nationaler Ebene, sondern auch international“, sagte Arranz. „Diese Investition ist ein Beweis für das Engagement und das Vertrauen, das wir in den Staat und das Potenzial Mexikos für den globalen Logistiksektor haben.“
Der CEO von DHL Express, John Pearson, betonte die Bedeutung von Querétaro als Handelszentrum und als wichtige Region für Investitionen in die Fertigung sowie logistische Verbindungen.
Nach der Fertigstellung der Erweiterung werden neue Luft- und Landrouten hinzukommen, da der Konzern die Konnektivität zwischen der Bajío-Region in Zentralmexiko und dem Norden sowie Süden des Landes weiter ausbauen möchte.
PERU / AUSSENHANDEL: Wachstumsmarkt und strategischer Partner
Peru positioniert sich zunehmend als attraktiver Handels- und Investitionspartner für Deutschland. Mit einer dynamischen Wirtschaft, einer strategischen geografischen Lage und vielfältigen Möglichkeiten für ausländische Direktinvestitionen (ADI) bietet Peru deutschen Unternehmen erhebliche Wettbewerbsvorteile.
Diese eröffnen sich vor allem in den Bereichen Bergbaudienstleistungen, Lebensmittel und Getränke, Agrarindustrie, erneuerbare Energien, Logistik, Tourismus, verarbeitendes Gewerbe und Textilien sowie wissensbasierte Dienstleistungen (Knowledge-based systems).
Welche Vorteile bieten sich für deutsche Unternehmen?
- Rohstoffreichtum: Das Land ist einer der weltweit führenden Produzenten von Kupfer, Zink, Silber und Gold. Deutsche Unternehmen profitieren von stabilen Rohstofflieferungen, die für Schlüsselindustrien wie Automobilbau, Maschinenbau und erneuerbare Energien essenziell sind.
- Nachhaltige Landwirtschaft: Peru ist weltweit einer der größten Exporteure von Bio-Kaffee, Avocados, Blaubeeren und Quinoa. Dies bietet deutschen Einzelhändlern und Lebensmittelproduzenten Zugang zu hochwertigen und nachhaltigen Produkten.
- Freihandelsabkommen: Durch seine Handelsabkommen mit 22 Ländern, darunter die EU, genießt Peru zollfreie Exporte vieler Waren in die Bundesrepublik und schafft dadurch eine kosteneffiziente Handelsbasis für deutsche Importeure.
- Stabile Wirtschaftsentwicklung: Nach den Prognosen der Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (ECLAC) wird die peruanische Wirtschaft im Jahr 2024 um 3,1 % und im Jahr 2025 um 2,7 % wachsen und damit ihre Position als eine der dynamischsten Volkswirtschaften in der Region festigen. Diese Wachstumsraten liegen über den durchschnittlichen Prognosen für Lateinamerika und die Karibik (LAC), wo ein Anstieg von 2,2 % im Jahr 2024 und 2,4 % im Jahr 2025 erwartet wird.
- Steigende Investitionen in Infrastruktur: Der Ausbau von Straßen, Häfen und Flughäfen, insbesondere durch das neue Mega-Hafenprojekt Chancay, verbessert die logistischen Rahmenbedingungen für den Export und Import zwischen Peru und Deutschland.
- Nachhaltiges Wachstum der Energieproduktion: Peru hat Wettbewerbsvorteile für Energieprojekte, darunter Solar-, Wind- und Wasserkraftwerke. Deutsche Unternehmen mit Know-how im Bereich grüner Wasserstoff und nachhaltiger Energieproduktion können hier von attraktiven Partnerschaften profitieren.
Die jährliche Entwicklung der Energieressourcen in der RER-Energieproduktion betrug im Zeitraum 2009 bis 2023 durchschnittlich 34,3 % im Vergleich zum Vorjahr und das bei anhaltendem Wachstum.
Deutschland zählt zu den wichtigsten Handelspartnern Perus in der EU. Zu den wichtigsten Exporten in die Bundesrepublik gehören Kupfererze (322 Mio US-Dollar), Kaffee (217 Mio) sowie Zinkmineralien, Kakaoprodukte, Quinoa und Textilien. Im Gegenzug liefert Deutschland Industriemaschinen, Chemikalien und pharmazeutische Produkte in das südamerikanische Land, die zur Modernisierung der peruanischen Wirtschaft beitragen.
Mit dem neuen Mega-Hafen Chancay wird Peru zu einem zentralen Logistikknoten für den Handel zwischen Asien und Lateinamerika. Dies eröffnet deutschen Unternehmen Chancen in der Infrastruktur- und Logistikbranche. Auch der Ausbau erneuerbarer Energien, insbesondere Solar-, Wind- und Wasserstoffprojekte, bietet Potenzial für Investitionen und Kooperationen. Steuerliche Anreize und gut ausgebildete Fachkräfte machen das Land zudem zu einem attraktiven Standort für industrielle Fertigung.
Peru setzt auf eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung und Innovationsförderung. Mit gezielten Investitionen in Infrastruktur, Logistik und Energie will das Land seine Rolle als strategischer Partner weiter ausbauen. Speziell die Investitionsmöglichkeiten in erneuerbare Energien, Agrarwirtschaft und Knowledge-based-systems-Dienstleistungen bieten deutschen Firmen attraktive Marktchancen.
Im Jahr 2025 verstärkt PROMPERÚ die Aktivitäten zur Förderung deutsch-peruanischer Wirtschaftsbeziehungen. Geplante Maßnahmen umfassen Seminare, bilaterale Treffen sowie die Teilnahme an Fachmessen in den Bereichen Bergbau, Logistik und erneuerbare Energien. Zudem werden gezielte Kooperationen gefördert, um nachhaltige Handelsbeziehungen weiter auszubauen.
PERU / GELDPOLITIK: Zentralbank hebt Prognose für 2025 auf 3,2 % an
Die Banco Central de Reserva del Peru (BCR) hat ihre Wachstumsprognose für Perus Wirtschaft im laufenden Jahr von 3 auf 3,2 % angehoben. „Wir haben die Wachstumsprognose für 2025 angepasst“, erklärte BCR-Gouverneur Julio Velarde bei der Vorstellung des neuesten Inflationsberichts, so das peruanische Portal „Andina“.
Für 2026 bleibt die Wachstumsprognose unverändert bei 2,9 %. Velarde präsentierte zudem sektorale Prognosen: Der Primärsektor soll um 2,6 %, der Nicht-Primärsektor um 3,3 % wachsen.
Für den Nicht-Primärsektor erwartet die Zentralbank nun 3,3 % Wachstum statt der bisher angenommenen 3 %, mit Zuwächsen in Bau (3,8 %) und verarbeitendem Gewerbe (3 %).
Velarde betonte, dass ein Wachstum von 4 % nicht unmöglich sei, auch wenn es Herausforderungen gebe. Zudem hob er hervor, dass die Geschäftserwartungen in den positiven Bereich zurückgekehrt seien.
„Laut Umfragen sind sie nicht übermäßig optimistisch, aber auf einem Niveau wie Anfang 2021“, so der BCR-Chef.
Global rechnet die Bank weiterhin mit 3 % Wachstum für 2025, während die Prognose für 2026 von 3,1 auf 3 % gesenkt wurde.
USA / FAHRZEUGE: Die größten Verlierer im Zollkrieg
Lange hat der 3er BMW die Liste der weltweiten Bestseller im Autosegment der Premiumklasse angeführt. Heute findet sich die sportliche Limousine auf der weniger prestigeträchtigen Liste der Zollopfer von Donald Trump. Der vom US-Präsidenten angezettelte Handelskrieg trifft etwa ein Dutzend außerhalb der USA hergestellte Fahrzeuge, darunter auch das vergleichsweise erschwingliche BMW-Modell.
Das in einem mexikanischen BMW-Werk hergestellte deutsche Auto erfüllt nicht die Regeln des Freihandelsabkommens zwischen den USA, Mexiko und Kanada, das vielen Autoherstellern eine kurze Galgenfrist vor den neuen 25-prozentigen Importzöllen verschafft hat, die Anfang März in Kraft getreten sind.
Die 3er-Reihe unterlag bei der Einfuhr in die USA bis vor kurzem einem Zollsatz von nur 2,5 %. BMW hat seinen Händlern nun mitgeteilt, dass das Auto mit einem Listenpreis von rund 47.000 Dollar nun einem Zollsatz von 27,5 % unterliegt, wodurch sich der Preis um mehr als 10.000 Dollar erhöhen könnte. Bis zum 1. Mai will der Autohersteller den zusätzlichen Zoll von 25 % vollständig übernehmen, wie die Nordamerika-Tochter den BMW-Händlern schrieb.
2019 hat BMW in Mexiko ein neues Werk für mehr als 1 Mrd Dollar eröffnet. Dort läuft der 3er für den amerikanischen Markt vom Band. Ein Jahr später trat das von Trump in seiner ersten Amtszeit ausgehandelte Freihandelsabkommen USMCA mit seinen beiden Nachbarstaaten in Kraft. Es schreibt unter anderem vor, dass ein bestimmter Prozentsatz der Fahrzeugteile aus Nordamerika stammen muss.
Das Unternehmen hat ein weiteres Montagewerk in Spartanburg, im US-Bundesstaat South Carolina. Dort werden SUVs hergestellt. Es dürfte dort nicht ausreichend Platz geben, um die Produktion der 3er-Reihe dorthin zu verlagern, schätzt Bernstein-Analyst Stephen Reitman. Die Verschiffung von Fahrzeugen aus Europa in die USA könnte eine weitere Option sein, so Reitman. Doch auch hier drohen Zölle.
BMW räumte in der vergangenen Woche ein, dass die neuen Zölle den Konzerngewinn in diesem Jahr um etwa 1 Mrd Dollar schmälern werden. Man werde möglicherweise versuchen, mehr Produktion nach Nordamerika zu verlagern, um die Anforderungen des Freihandelsabkommens zu erfüllen.
Zu den weiteren frühen Opfern des Importzolls gehört der Audi Q5, ein kleiner Geländewagen des deutschen Autoherstellers, der in einer Fabrik in Mexiko hergestellt wird. Mit einem Einstiegspreis im mittleren 40.000-Dollar-Bereich ist der Q5 das meistverkaufte Modell von Audi in den USA. Er machte im vergangenen Jahr fast ein Drittel des gesamten US-Absatzes aus.
Audi prüfe derzeit, was die nächsten Schritte in dieser komplexen Situation sein sollten, sagte ein Sprecher des Unternehmens, das zum VW-Konzern gehört. Unabhängig davon hat Audi Anfang vergangener Woche in Aussicht gestellt, dass über einen Zeitraum von mehreren Jahren 7.500 Stellen abgebaut werden sollen, um Kosten zu senken und die Rentabilität zu verbessern.
Das China-Dilemma
Bislang tragen die Hersteller von Fahrzeugen der gehobenen Klassen die Hauptlast der Zollregeln der Trump-Administration. Neben den Einfuhrzöllen auf Fahrzeuge aus Mexiko und Kanada gibt es eine 20-prozentige Abgabe auf chinesische Importe, die schrittweise in Kraft tritt. Davon betroffen ist Volvo, die schwedische Marke, die jetzt dem chinesischen Geely-Konzern gehört, der den Volvo S90 und das Elektroauto EX30 aus China in die USA einführt.
Der EX30 unterlag bereits einem 100-prozentigen Zoll auf in China hergestellte Elektroautos, der 2024 von der Biden-Regierung eingeführt wurde, sagte ein Volvo-Sprecher. Jetzt werde es mit zusätzlichen 20 % belegt.
Der Volvo-Sprecher sagte, man wolle noch in diesem Jahr mit dem Import von Modellen aus dem Werk in Belgien beginnen. So könnten die chinesischen Zölle umgangen werden. Allerdings hat die Trump-Administration angedeutet, dass auch über Einfuhrzölle auf importierte europäische Autos nachgedacht wird.
Auf China-Importe waren auch die beiden US-Autokonzerne Ford Motor und General Motors im vergangenen Jahr angewiesen, um den Absatz ihrer Premiummarken zu stützen, wie Branchendaten zeigen. So machte der in China produzierte Ford-Geländewagen Lincoln Nautilus in den vergangenen Monaten etwa ein Drittel des Absatzes der Marke aus. Die GM-Marke Buick stützt sich auf den in China gefertigten SUV Envision, der etwa ein Viertel ihres Umsatzes ausmacht.
USA / WIRTSCHAFT & POLITIK: Ins eigene Fleisch
Amerikas beliebtester Pickup Ford F-150 könnte ein Opfer der Importzölle von US-Präsident Trump auf Stahl und Aluminium werden. Das meistverkaufte Fahrzeug in den USA ist der wichtigste Gewinnbringer des Autoherstellers und zugleich einer der größten Aluminiumverbraucher der gesamten Branche.
Die Trump-Administration hat einen pauschalen Zoll von 25 % auf Stahlimporte wieder in Kraft gesetzt und zugleich die Abgabe auf außerhalb der USA hergestelltes Aluminium erhöht. Beide Metalle zusammen machen mehr als die Hälfte der Materialien aus, die in Autos verbaut werden. Analysten erwarten, dass die Autokonzerne die Kosten der Zölle wahrscheinlich an die Autokäufer weitergeben werden. Bleiben die Zölle in der jetzigen Form bestehen, könnten sie die Kosten pro gebautem Fahrzeug im Schnitt um 400 Dollar in die Höhe treiben, heißt es in einer Studie von Barclays.
Vor allem die Abgabe auf Aluminium ist für die Hersteller ein Problem: Sie setzt mehr von dem Leichtmetall in Autos ein, doch in den USA wird davon zunehmend weniger produziert. Der Großteil des hochwertigen Aluminiums, das für die Außenschicht von Fahrzeugen verwendet wird, muss importiert werden, und es gibt immer weniger Alternativen in den USA.
Der bullige Ford F-150 und der noch größere Super Duty, die beiden größten Gewinnbringer des Unternehmens, gehören zu den Autos mit dem größten Aluminiumanteil auf dem Markt. Um Gewicht zu sparen und die Kraftstoffeffizienz zu verbessern, hat das Unternehmen die Trucks vor einem Jahrzehnt größtenteils auf Aluminium umgestellt, einschließlich Motorhaube, Türen und Ladefläche.
Kanada ist Hauptrohstofflieferant
In Vorbereitung auf die Zölle hat Ford mit Zulieferern daran gearbeitet, möglichst viel Aluminium vor dem Stichtag der Einführung ins Lager zu bekommen. Zwar bezieht der Konzern den Großteil seiner Aluminiumbleche aus Walzwerken in den USA, doch sind diese bei ihrem Rohmaterial wiederum auf Schmelzen in Kanada angewiesen. Sie liefern den Großteil des von ihnen gewalzten Aluminiums für Ford.
Ein Sprecher von Ford sagte, dass es viele Jahre dauern würde, die Lieferketten so umzustellen, dass mehr des Metalls für die Autoindustrie aus den USA kommt. Der Sprecher wollte sich zu den möglichen Auswirkungen auf die Preise nicht äußern, sollten die Zölle bestehen bleiben.
Die Metallzölle sind die jüngsten Importabgaben, die Trump verhängt hat, und sie haben die Automobilbranche in Aufruhr versetzt. In der vergangenen Woche gewährte die Regierung noch einen einmonatigen Aufschub für die Erhebung von Zöllen in Höhe von 25 % auf alle Importe aus Mexiko und Kanada, die die Gewinne von Autoherstellern und Zulieferern ebenfalls empfindlich schmälern würden.
Stahl macht etwa die Hälfte des Gewichts eines Fahrzeugs aus, Aluminium etwa 13 %. Führungskräfte der Autobranche sowie Analysten haben erklärt, dass Stahlzölle leichter zu handhaben sein würden als Aluminiumzölle, weil die Unternehmen den Großteil ihres Stahls von US-Zulieferern beziehen und auch mehr inländische Optionen haben. Ford etwa hat erklärt, 90 % des Stahls aus den USA zu beziehen. Der Autoexperte Bertrand Rakoto von der Beratungsfirma Ducker Carlisle wies darauf hin, dass viele Autohersteller Festpreisverträge für Metalle abgeschlossen haben, so dass sich die Folgen der Zollimporte auf die Autopreise wahrscheinlich mit einigen Monaten Verzögerung zeigen werde, weil Zulieferer und Autohersteller zunächst aushandeln müssen, wer die zusätzlichen Kosten übernimmt.
Autoindustrie als größter Abnehmer
Dutzende neue Elektromodelle, die die Branche in den zurückliegenden Jahren auf den Markt gebracht hat, führten zu einem vermehrten Einsatz von Aluminium im Autobau, als Ausgleich für das hohe Gewicht der Fahrzeugbatterien. Der Elektroautohersteller Tesla setzt Aluminium in großem Umfang bei seinen Fahrzeugen ein, einschließlich großer Teile des Fahrzeugrahmens. Laut einem Bericht von Ducker Carlisle aus dem Jahr 2023 ist die Menge an Aluminium in einem durchschnittlichen US-Fahrzeug in den vergangenen zehn Jahren um etwa 30 % auf mehr als 227 kg gestiegen. Die Autoindustrie ist nach Branchenangaben der größte Aluminiumabnehmer in den USA.
Die US-Produktion von Primäraluminium in Schmelzwerken ist unterdessen seit Jahrzehnten rückläufig, so dass die Autoindustrie zunehmend auf Importe angewiesen ist. Kanada ist heute der größte Lieferant von Primäraluminium und deckt 75 % des Bedarfs, heißt es vom Handelsverband Aluminium Association.
Während die Stahlzölle von 2018 Stahlunternehmen veranlassten, Geld für neue Anlagen auszugeben, so dass der US-Stahlmarkt mehrere Millionen t zusätzliche jährliche Produktionskapazität bekam, schrumpfte die Aluminiumproduktion in den USA nach Einführung der Zölle seinerzeit. Aluminiumhütten verbrauchen viel Strom, Energie macht etwa 40 % ihrer Betriebskosten aus. Die steigenden Stromkosten trugen dazu bei, dass die Zahl der in Betrieb befindlichen US-Schmelzen in den vergangenen fünf Jahren von 7 auf 4 gesunken ist.
Abhängigkeit von Stromkosten
Die kanadischen Hütten haben dagegen Zugang zu preiswertem Strom aus Wasserkraftwerken. Alcoa hat die Trump-Administration aufgefordert, kanadisches Primäraluminium von den 25-prozentigen Zöllen auszunehmen. Mehr Produktion in den USA, so die Argumentation, könne ohne einen Plan für kostengünstigen Strom nicht gestartet werden.
Alcoa steht mit seinem Widerstand gegen die Zölle aber im Konflikt mit anderen US-Aluminium- und Stahlunternehmen, die Trump gedrängt haben, Importzölle gegen ausländische Hersteller zu erheben, weil sie ihnen vorwerfen, die inländischen Metallpreise zu drücken. Jean-Marc Germain, CEO des Aluminiumherstellers Constellium, unterstützt nach eigenen Angaben den Pauschalzoll von 25 % auf Aluminium.
Er sagte jedoch, dass die Erhebung einer 50-prozentigen Abgabe in Kanada wahrscheinlich nur noch mehr Importe aus Ländern anziehen würde, die nur einen 25-prozentigen Zoll zu zahlen haben.
Asien und Ozeanien
CHINA / AUSSENHANDEL: Tech-Hub Shenzhen verzeichnet Exporteinbruch
Chinas südchinesisches Technologiezentrum Shenzhen verzeichnete in den ersten beiden Monaten des Jahres einen starken Exportrückgang. Analysten weisen auf zunehmende geopolitische Spannungen und einen hohen Basiseffekt hin, wie die „South China Morning Post“ analysiert.
Demnach sanken die Exporte von Unternehmen in Shenzhen im Januar und Februar im Vergleich zum Vorjahr um 16,6 % auf 367,3 Mrd Yuan (50,8 Mrd US-Dollar), wie aus Daten des städtischen Zolls hervorgeht – ein deutlicher Kontrast zum landesweiten Exportwachstum von 2,3 % im gleichen Zeitraum.
Der Rückgang war auf einen Rückgang des allgemeinen Handels um 29,6 % zurückzuführen, der den größten Anteil an den Exporten der Stadt ausmacht. Die Exportverarbeitung, bei der Rohstoffe für die Herstellung und den Reexport importiert werden, ging um 5,5 % zurück, während die Zolllogistik um 19,7 % zunahm, wie aus den Daten hervorgeht.
Laut Chen Zhiwu, Professor für Finanzwesen an der Universität Hongkong, umfasst der allgemeine Handel auch Fabriken umfasst, die hochwertige Produkte wie Unterhaltungselektronik und Maschinenbau ausführen – zwei Branchen, die in Shenzhen stark konzentriert sind.
Shenzhen – Chinas Silicon Valley – ist Sitz einiger führender Tech-Konzerne, wie Huawei, BYD und des Drohnenherstellers DJI.
CHINA / KONJUNKTUR: Umstrittene Überkapazität
Weil China in einigen Branchen wie Solar-, Wind- und E-Automobilität zu subventionierten Preisen weitaus mehr produziere als nachgefragt werde, setze es die Hersteller anderer Länder unter Druck. Was ist dran an dem Vorwurf?
„Nigeria macht sich keine Sorgen um Chinas Überkapazitäten im Bau von Elektrofahrzeugen“, sagt Nigerias Finanzminister. Im Gegenteil, Adebayo Olawale Edun fordert: „Immer her damit.“ Industriestaaten mit einer eigenen starken Automobilwirtschaft sehen das erwartungsgemäß anders. Sowohl in den USA als auch in der EU stehen massive Einfuhrzölle oder gar komplette Einfuhrverbote chinesischer E-Autos auf der Politikagenda.
Überkapazität heißt, dass die Produktionskapazitäten eines Herstellers die Nachfrage übersteigen. Das ist, zumindest zeitweilig, keineswegs ungewöhnlich. Die Kapazitäten werden in der Regel beispielsweise durch Entlassungen, reduziert. Oder die Nachfrage wird stimuliert und steigt entsprechend wieder.
Beijing sieht es anders
Das Problem mit China ist aus Sicht anderer Industrieländer weniger die durch die schwächere Binnennachfrage verstärkte Überkapazität an sich, sondern die staatliche Subventionierung ausgewählter Branchen. Nur deshalb seien heute Chinas Windräder, Solarpaneele, Elektroautos so günstig, dass die Konkurrenz preislich nicht mithalten könne. Und deshalb brauche es protektionistische Gegenmaßnahmen.
China kontert den Vorwurf der subventionsverzerrten Überkapazität auf zwei Ebenen:
- Es gebe keine Überkapazität, weil die globale Nachfrage in den kommenden Jahren ein Vielfaches der aktuellen Werte erreichen werde. Weltweit würden 2030 nach Schätzungen der Internationalen Energieagentur IEA 45 Mio Elektrofahrzeuge verkauft werden, viermal so viele wie 2022. Auch die Nachfrage nach Photovoltaikanlagen werde sich in dieser Zeit vervierfachen. Auf absehbare Zeit würde es eher einen Mangel als ein Überangebot an „neuen Energie-Produkten“ geben. Die Welt und insbesondere die Anstrengungen zur Dekarbonisierung würden davon profitieren.
- Chinas Wettbewerbsvorteil basiere vor allem auf einer harten Konkurrenzsituation im Land – dem mit Abstand größten Markt für chinesische New Energy Vehicles (vor allem Plug-in-Hybrid- und E-Autos). Das führe zu einem Innovationsdruck und möglichst effizienter Produktion. Die Volksrepublik habe deshalb komparative Vorteile – ein Grundprinzip für den internationalen Handel. Dass ein Land mehr produziere, als es für den Eigenbedarf benötige, sei daher auch logisch. Außerdem schafften Unternehmen im Reich der Mitte weltweit Arbeitsplätze, indem sie beispielsweise vor Ort neue Produktionsstätten für ihre Produkte errichteten.
Milliarden-Subventionen
Von Subventionen ist in China dabei nicht die Rede. Unstrittig ist aber, dass das Land diese Zukunftsbranchen mit Milliarden gepäppelt hat. Das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) hat allein für den chinesischen Hersteller BYD im Jahr 2022 mehr als 2 Mrd Euro Subventionen berechnet. Ein Großteil davon waren demnach Kaufprämien.
Die tatsächlichen Subventionen dürften aber noch viel höher gewesen sein, denn durch die Abschottung Chinas gewannen die heimischen Unternehmen günstigen, geschützten Zugang zu wichtigen Ressourcen. Damit konnten sie sich einen Wettbewerbsvorteil beispielsweise in der Batterietechnologie oder der Produktion von Solarpaneelen sichern.
2019 hätten Industriesubventionen etwa 1,73 % des chinesischen Bruttoinlandsprodukts ausgemacht – 2022 hätten mehr als 99 % der dortigen börsennotierten Unternehmen direkte staatliche Subventionen erhalten. Insgesamt seien, schreibt das IfW, die Industriesubventionen in China je nach Schätzung etwa viermal so hoch wie in Deutschland oder den USA.
Doch das IfW Kiel zeigt auch, dass nicht nur chinesische Unternehmen profitierten. So erhielt BYD 2022 zwar mit Abstand die höchsten Kaufprämien, doch schon auf Rang zwei lag der US-Hersteller Tesla. Chinesische Wettbewerber wie GAC und Geely folgten erst dahinter – und auch VW-Joint-Ventures profitierten von den Staatsgeldern.
Allerdings wurden die Kaufprämien ab 2023 gestrichen. Und heute drängen nicht nur die meistsubventionierten Hersteller mit günstigen Preisen in Auslandsmärkte, sondern auch weniger subventionierte Autobauer wie Geely oder Chery.
Eric Heymann von Deutsche Bank Research betont, dass die Preisvorteile nicht allein auf Subventionen zurückzuführen seien, sondern auch auf eine konsequente Industriepolitik Chinas: „Die Kostenvorteile sind dauerhaft, denn die Produzenten haben den Zugang zu den benötigten Rohstoffen sowie günstigere Energie- und Arbeitskosten.“
Heutige Nachfrage überstiegen
Die Anbieter aus der Volksrepublik punkten nicht nur mit dem Preis: Internationale Autoexperten bescheinigen chinesischen Fahrzeugen Vorteile im Bereich Batterietechnologie und eine konkurrenzfähige Verarbeitungsqualität bei häufig besserer Ausstattung und Elektronik gegenüber den etablierten Marktführern. Angesichts von mehr als 50 NEV-Herstellern (vor einigen Jahren waren es noch mehr als 400) allein in China verwundert es nicht, dass die Produzenten im Ausland nach weniger umkämpften Märkten suchen.
Dennoch bleibt das Problem der Überkapazität. Der Vorwurf ist nicht neu. Chinas Immobilienleerstand zeigt anschaulich die Folgen, wenn zu viel staatliches und privates Kapital in wenige Sektoren fließt. Generell liegt die durchschnittliche Auslastung der chinesischen Industrie bei 75 % – nicht dramatisch unter der als üblich angesehenen Quote von 80 %. Es gibt jedoch innerhalb der Branchen große Unterschiede – wobei ausgerechnet die großen E-Auto-Hersteller Auslastungsquoten von über 80 % haben.
Hinzu kommt: Im Vergleich zu europäischen Herstellern ist die Exportquote bislang (noch) sehr gering. Während der Exportanteil deutscher Hersteller bei knapp 80 % liegt, erreicht China nur etwa 15 %. Und davon geht das Gros in Länder außerhalb der EU. Eine deutliche Überkapazität gibt es hingegen bei der Produktion von Autos mit Verbrennermotoren.
Automobilexperte Heymann sagt: „Seit Jahrzehnten ist China eine starke Exportnation, dass nun auch technologisch anspruchsvollere Produkte wie Autos exportiert werden, ist wenig überraschend. Übrigens hat das Land deutsche Autoexporte schon vor mehr als zwei Jahren deutlich überholt.“
Ganz anders sieht es hingegen bei den Herstellern von Lithium-Batterien und Solarpaneelen aus. Hier sind Auslastungen von nicht einmal der Hälfte der Kapazitäten nicht ungewöhnlich. Die Volksrepublik produziert aktuell mehr als die doppelte weltweite Nachfrage.
Auch im Bereich der Windkraft gibt es eine signifikante Überproduktion. Doch anders als im Automobilbereich sind die EU und die USA in ihrer Kritik an der Solarpaneel-Überproduktion deutlich zurückhaltender; da es keine eigene nennenswerte Industrie in dem Bereich (mehr) gibt, helfen die günstigen Solarflächen bei der Erreichung von CO2-Einsparzielen.
Regierung steuert gegen
Die Überkapazitäten hinterlassen in Chinas Wirtschaft deutliche Spuren, mit denen die Regierung umzugehen versucht. Deflationäre Herstellerpreise sollen unter anderem durch eine Konsolidierung in ausgewählten Branchen vermieden werden. Doch die Regierung versucht auch, auf Qualität und weniger auf Quantität zu setzen. Statt Immobilien und Infrastruktur stehen neue Technologien im Mittelpunkt der Industriepolitik.
Dieser Kurs dürfte die Konkurrenzsituation gegenüber Europa und den USA eher noch verschärfen, weil die wettbewerbsfähigsten Unternehmen aus der Konsolidierung hervorgehen und die technologische Leistungsfähigkeit Chinas steigt.
Wenn sich zum Preisvorteil technologische Überlegenheit gesellt, werden Einfuhrzölle ein stumpfes Schwert, um heimische Unternehmen und vor allem Arbeitsplätze vor den chinesischen Wettbewerbern zu schützen. Die Volksrepublik weicht schon jetzt in Märkte aus, die keine eigene Auto- oder Solar- und Windindustrie mit Zöllen schützen müssen.
Besser sei es, rät mancher Handelsexperte, den Spieß umzudrehen. So wie Beijing damals westlichen Unternehmen eine Marktpräsenz nur bei einem Joint Venture mit einem einheimischen Hersteller erlaubt habe, sollten jetzt die USA und die EU gleich vorgehen: Produziert und verkauft wird nur gemeinsam – so profitieren die Industrieländer vom Vorsprung. Doch dazu müsste erst einmal anerkannt werden, dass Chinas Produkte mindestens so leistungsstark sind wie „Made in Germany“ oder „Made in USA“.
CHINA / ROBOTIK: Die humanoide Revolution
Tesla will in diesem Jahr 5.000 seiner humanoiden Optimus-Roboter bauen, wie CEO Elon Musk „Dow Jones“ zufolge auf einer Versammlung sagte. Was nach einem überzogen optimistischen Statement klingt, um Anleger bei der Stange zu halten, wäre für die chinesische Konkurrenz durchaus machbar. Denn das Reich der Mitte entwickelt sich zum echten Roboter-Mekka.
Bei Industrierobotern ist China bereits mit Abstand der größte Markt der Welt. Laut der International Federation of Robotics überholte das Reich der Mitte im Jahr 2022 die Vereinigten Staaten mit damals 290.258 installierten Einheiten.
Nun verschärft sich auf beiden Seiten des Pazifiks das Rennen um die Entwicklung von Service-Robotern, neben Vierbeinern auch humanoide Modelle. Tesla-Konkurrent XPeng will auch dem Optimus den Kampf ansagen und stellt laut Brancheninsidern 100 Mrd Yuan (138,12 Mio US-Dollar) an Investitionen in seine Tochtereinheit in Aussicht.
In der letzten Woche ging es dann Schlag auf Schlag: der US-Hersteller Figure AI stellte eine automatisierte Produktionslinie vor, die nach eigenen Angaben 12.000 seiner Humanoiden pro Jahr produzieren kann. Tags darauf stellte die chinesische Midea Group ihren selbst entwickelten Prototyp vor. Dem begegnete das chinesische Robotik-Start-up Unitree mit seinem akrobatischen „Kung-Fu-Bot“, der mit dem ersten Seitwärtssalto in die Geschichte der Branche eingehen wird.
Auch der Autohersteller Chery präsentierte einen eigenen Roboter, der an den Automontagelinien sowie in seinen Geschäften und Servicezentren zum Einsatz kommen soll.
Frühstück gefällig?
In diese Vision passt auch das Modell Atom des in Shenzhen ansässigen Start-ups Dobot Robotics. Nach Angaben des Unternehmens sei es der weltweit erste humanoide Roboter mit geschickten Fünffingerhänden und gestrecktem Kniegang. Er habe bereits 100 Aufgaben mit verschiedenen Werkzeugen gemeistert: Atom kann Frühstück zubereiten, Firmenkunden bewirten, Kaffee einschenken, Dokumente ausliefern und Pakete abholen. Das Start-up hat Atom in Zusammenarbeit mit führenden Automobilherstellern, Elektronikfabriken und großen Getränkeketten getestet. Der Vorverkauf läuft, die Massenproduktion soll im Juni beginnen.
Auch der chinesische Hersteller Ecovas, bekannt für seine autonomen Staubsauger, will in die Entwicklung humanoider Roboter für den Haushalt investieren, so Qian Cheng, Geschäftsführer des Serviceroboter-Geschäfts des Unternehmens, gegenüber „Yicai global“ am Rande der Appliance and Electronics World Expo in Shanghai. China verfüge über die weltweit umfassendste Robotik-Lieferkette, so Qian.
Damit das Reich der Mitte weiter die Nase vorn hat, wird nun ein Fonds eingerichtet, um „herausragende junge Wissenschaftler finanziell zu unterstützen“, die Grundlagenforschung betreiben und Spitzentechnologien im Bereich humanoider Roboter erforschen. Auch hierüber berichtete „Yicai global“.
Der Fonds hat demnach ein Volumen von 3 Mio Yuan und werde schrittweise erhöht, so Xing Boyang, Direktor des Forschungs- und Entwicklungssystems des National-Local Joint Humanoid Robot Innovation Center. Jedes Projekt werde mit 300.000 bis 500.000 Yuan gefördert.
Das National Local-Joint Humanoid Robot Innovation Center wurde gemeinsam von führenden Unternehmen der Robotikbranche und öffentlichen Einrichtungen gegründet. Es hat Niederlassungen in Beijing und Shanghai.
Wissenschaft auf der Flucht
Mit der Abwanderung von hochkarätigen chinesischen Wissenschaftlern aus den USA – von Mathematik-Genie Sun Song zum Physiker Gao Huajian – müssten die Vereinigten Staaten eigentlich in ihren eigenen Talent-Pool investieren. Das von Elon Musk geführte Department of Government Efficiency nimmt sich jedoch gerade das US-Bildungsministerium vor. Das amerikanische Pendant zu Chinas Talent-Fonds muss wohl aus einer anderen Ecke kommen.
INDIEN / FAHRZEUGE: Positives Wachstum erwartet
Der indische Automobilsektor wird im nächsten Jahr ein positives Wachstum verzeichnen, angetrieben durch günstige Regierungsmaßnahmen wie das FAME-II-Programm (Faster Adoption and Manufacturing of Electric and Hybrid Vehicles in India), das seit April 2019 in Kraft ist und die Bundesstaaten dazu ermutigt, sowohl steuerliche als auch nicht-steuerliche Anreize zu schaffen, um die Akzeptanz von Elektrofahrzeugen zu fördern, so das Ergebnis einer aktuellen Umfrage von GlobalData.
Madhuchhanda Palit, Automotive Analyst bei dem Datenanbieter GlobalData, kommentiert: „Während das Wachstum des Automobilsektors insgesamt vielversprechend ist, beeinflusst die regionale Dynamik die Entwicklung des Marktes erheblich. Faktoren wie die Fortschritte im Dienstleistungssektor, die Verfügbarkeit von Arbeitsplätzen, die Industrialisierung und Initiativen der Landesregierungen spielen eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung des Wachstums des Sektors in den verschiedenen Regionen.
Infolgedessen sind die Wachstumsaussichten der indischen Automobilindustrie auf Ebene der Bundesstaaten uneinheitlich, was eine sorgfältige Berücksichtigung lokaler Faktoren und Strategien für in diesem Sektor tätige Unternehmen rechtfertigt.“
Eine in 31 Großstädten durchgeführte Umfrage ergab, dass für 24,7 % ein sehr positives Wachstum erwartet wird, während 49,5 % ein moderates Wachstum verzeichnen sollen. Städten wie Mumbai, Hyderabad und Pune wird ein Aufschwung vorausgesagt. Umgekehrt wird für 7,5 % der Städte ein stagnierendes Wachstum erwartet, und für 9,7 und 15,5 % wird ein moderat rückläufiges beziehungsweise pessimistisches Wachstum prognostiziert, wobei Chandigarh ein bemerkenswertes Beispiel ist.
Daher ist ein umfassendes Verständnis der lokalen Marktdynamik für Automobilunternehmen von entscheidender Bedeutung, um diese divergierenden Wachstumsszenarien effektiv zu steuern. Staatliche Förderung stützt Palit fügt hinzu: „In Bangaluru wurden in verschiedenen Bereichen gemischte Wachstumsaussichten beobachtet. Während die Stadt insgesamt positive Entwicklungen aufweist, könnten Herausforderungen wie Verkehrsstaus und die Verbreitung von Mitfahrdiensten wie Uber und Ola die Verbraucher davon abhalten, ein eigenes Auto zu besitzen, was sich auf die Marktnachfrage auswirkt. Wenn Automobilunternehmen ihre Strategien für den Markt in Bangaluru planen, müssen sie diese Faktoren sorgfältig berücksichtigen und Innovationen entwickeln, um ein nachhaltiges Marktwachstum zu gewährleisten“, so Palit.
„Städte wie Hyderabad und Mumbai sind dank der robusten Entwicklung des Dienstleistungssektors und der Schaffung von Arbeitsplätzen besonders gut für das Automobilwachstum positioniert. In Hyderabad ist der Arbeitsmarkt dank staatlicher Initiativen zur Förderung von Existenzgründungen und Unternehmertum stark gewachsen. Der Fokus der Regierung auf die Förderung des IT- und ITES-Sektors hat erheblich zum Beschäftigungswachstum beigetragen, während die laufenden Infrastrukturverbesserungen in den Bereichen Straßen, Verkehr und Stromversorgung die Stadt für Unternehmen und Arbeitssuchende gleichermaßen immer attraktiver gemacht haben. Dieser Zustrom von Arbeitskräften hat wiederum die Nachfrage auf dem Automobilmarkt angekurbelt“.
Zusammenfassend meint Palit, der indische Automobilmarkt werde sich in den nächsten 12 Monaten positiv entwickeln, angetrieben durch eine unterstützende Regierungspolitik und regionale wirtschaftliche Entwicklungen. Während einige Städte ein starkes Wachstumspotenzial aufwiesen, stünden andere vor Herausforderungen, die ihren Fortschritt behindern könnten.
Die Akteure des Automobilsektors sollten daher wachsam bleiben und sich auf diese Dynamik einstellen, um die sich bietenden Chancen in diesem sich entwickelnden Umfeld zu nutzen. Indem sie die Erkenntnisse aus diesen Trends nutzen, können sich die Akteure der Automobilbranche besser positionieren, um in einem sich schnell verändernden Marktumfeld erfolgreich zu sein, sagt er.
INDONESIEN / VERPACKUNG: Investitionen in neue Anlagen
Der indonesische Verpackungsmarkt wird auf rund 10 Mrd US-Dollar geschätzt, davon machen nach Angaben des Verbandes der indonesischen Zellstoff- und Papierindustrie APKI Verpackungen aus Papier und Kartonage rund 30% aus, mit steigender Tendenz. Der Bedarf an Verpackungen legt zu und wird vom steigenden Konsum und boomenden E-Commerce angetrieben.
Die Verbraucher achten stärker auf nachhaltige Verpackungen und die Konsumgüterhersteller setzen auch deshalb zunehmend auf solche aus Papier, denn das Land hat massive Probleme mit unsachgemäß entsorgten Plastikverpackungen.
Der Pro-Kopf-Verbrauch an Papier ist im Vergleich zu Nachbarstaaten noch niedrig und bietet Potenzial nach oben. Der Informationsdienst Mordor prognostiziert daher, dass der Papierverpackungsmarkt bis 2030 um rund 6% pro Jahr wachsen werde.
Die 280 Mio Einwohner verbrauchten 2023 circa 8 Mio t an Pappe- und Papierverpackungen, in Deutschland sind es über 10 Mio t. Die Produktion betrug
9,1 Mio t, davon gingen 1,5 Mio ins Ausland und rund 0,4 Mio an Papierverpackungen wurden aus dem Ausland importiert.
Zellstoff und Papier in großen Mengen vorhanden
Die Verpackungsindustrie kann die gesamte Wertschöpfungskette vom Rohstoff zum Endprodukt im Land vereinen. Sowohl bei Zellstoff als auch bei Papier ist Indonesien der weltweit siebtgrößte Produzent. Innerhalb der ASEAN-Region ist Indonesien bei beidem die Nummer 1.
Indonesien produziert vorrangig Kurzfaserzellstoffe. Eukalyptus- und Akazienbäume, die wichtigen Faserlieferanten, wachsen im tropischen Archipel zudem in nur sieben Jahren zu voller Größe, statt in 22 bis 30 Jahren in subtropischen Ländern.
Die Kapazitäten der Zellstoffindustrie sind nach Verbandsangaben zu 99,7 % ausgelastet und müssten erweitert werden. Investitionen in Anlagen stehen aber hohe Kosten für neue Zellstoffwerke im Wege. Immerhin berichten Umweltverbände von einer gigantischen Zellstoffmühle, die in Nord-Kalimantan im Bau ist. Investor ist der indonesische RGE Konzern.
Um den Virgin-Zellstoffnachschub zu sichern, will die Regierung nun 3 Mio ha an Plantagen anlegen. Denn etwa 40 % des lokal gewonnen Zellstoffs gehen ins Ausland, insbesondere nach China.
Wegen des lukrativen Exports von Zellstoffen muss die einheimische Papierindustrie daher mit Altpapier als Rohstoff vorliebnehmen, das laut Branchenexperten wiederum zu 60 bis 70% aus dem Ausland kommt. Es muss zertifiziert sein, wenn die Produkte daraus wieder exportiert werden sollen. Das Altpapier wird dann im Land zu Zellstoff pulverisiert.
Zwei Großkonzerne dominieren den Markt
Dominierende Produzenten von Zellstoffen, Papier und Produkten daraus sind die heimischen Konzerne Asia Pulp & Paper (APP) und die APRIL-Gruppe, die auch international aktiv sind, unter anderem in China und Brasilien. Die beiden Branchenriesen engagieren sich durch Zukäufe und Investitionen, neben Zellstoff und Papier, nun auch verstärkt im Papierverpackungssegment.
Die Produktionskapazität an Papierverpackungen lag 2023 bei 12,5 Mio t. Viele der Anlagen seien veraltet und müssten ersetzt werden, so Branchenkenner.
APRIL investiert 3,4 Mrd Dollar in Riau, unter anderem in eine 1,2 Mio t Anlage für nachhaltige und biologisch abbaubare Kartonage. APRIL will diese für die Produktion von Pappbechern, Faltboxen und Foodservice-Verpackungen verwenden.
APP entwickelt mit der Marke Foopak eine Reihe recyclebarer, biologisch abbaubarer, plastikfreier Lebensmittelverpackungen aus 100% Zellstoff, zertifiziert durch die deutsche Flustix. Über die Marke Enza produziert APP unter anderem Papiereinkaufstüten, fettabweisende Foodservice-Verpackungen, Faltboxen und Pappbecher.
Im Marktsegment Papier für die Verpackungsindustrie sind laut dem Fachverband insgesamt 55 Unternehmen aktiv. Davon verarbeiten 48 schwerpunktmäßig Altpapier. Dazu zählen die Sinarmas-Tochter PT Pabrik Kertas Tijwi Kimia, deren Anlage in Surabaya gerade durch den auch in Deutschland ansässigen Technologiekonzern Andritz modernisiert wird.
Sieben Produzenten gewinnen Papier direkt aus Virgin Pulp, zum Beispiel die zu Sinarmas gehörende PT Indah Kiat und PT Riau Andalan Paperboard International der RGE-Group in Sumatras Provinz Riau. Angesichts der zurückgehenden Nachfrage nach grafischen Papieren, widmet sich auch der indonesische Grafikkonzern KompasGramedia über seine Tochtergesellschaft Metaform Papierverpackungen.
Lebensmittelindustrie ein lukrativer Abnehmer
Insgesamt 18 Firmen produzieren Papier für Verpackungen der Lebensmittelindustrie, den zurzeit lukrativsten und am stärksten wachsenden Bereich. Dazu zählen neben PT Indah Kiat und PT Pabrik Kertas, PT Eco Paper, PT Papyrus Sakti, PT Parisindo Pratama, PT Suparma, Pakerin, PT Surabaya Mekabox und PT Surya Pamenang.
PT Indah Kiat erweitert zurzeit für 3,6 Mrd Dollar seine Produktionsanlage von Papierverpackungen in westjavanischen Karawang, damit soll die Kapazität um 3,9 Mio t pro Jahr erhöht werden.
Nur einige ausländische Branchengrößen produzieren bislang vor Ort. Die thailändische SCGP-Gruppe ist über die indonesische PT Fajar Surya Wisesa mit Produktionen in Cikarang und bei Surabaya aktiv, die unter anderem mit Maschinen des deutschen Herstellers BHS arbeitet. Die japanische Rengo-Gruppe produziert an zahlreichen indonesischen Standorten Wellpappe.
JAPAN / AUSSENHANDEL: Exportwachstum beschleunigt sich im Februar
Die Nachfrage nach Autos, Elektrobauteilen und Chip-Ausrüstung hat im Februar zu einem Anstieg der japanischen Exporte beigetragen. Diese kletterten um 11,4 % im Vergleich zum Vorjahresmonat, nachdem sie im Januar um 7,3 % zugelegt hatten, wie aus Daten des Finanzministeriums hervorgeht. Die Exporte sind damit den fünften Monat in Folge gestiegen.
Ökonomen meinen, dass Käufer es eilig hatten, sich Produkte zu sichern, bevor US-Präsident Donald Trump höhere Zölle auf Importe in die USA erhebt. Das habe zu dem Rückenwind beigetragen, der auch im März noch anhalten dürfte.
Japans Exporte in die USA stiegen im Februar um 10,5 % im Vergleich zum Vorjahr, aufgrund einer stärkeren Nachfrage nach Autos und Ausrüstung für die Stromerzeugung. Japan meldete für den Monat einen Handelsüberschuss von 918,8 Mrd Yen (6,15 Mrd US-Dollar) mit den USA. Die Exporte nach China stiegen um 14,1 %, die nach Europa sanken um 7,7 %.
Japan erzielte einen Handelsbilanzüberschuss von 584,5 Mrd nach einem Defizit von 2,74 Bill Yen im Januar.
JAPAN / TOURISMUS: Vereinfachte Einreise- und Zollkontrollen an drei Flughäfen
Drei große japanische Flughäfen führen ab April neue elektronische Schalter ein, um die Einreise- und Zollkontrollen zu vereinfachen, wie Regierungsbehörden „Kyodo“ zufolge mitteilten. Bisher müssen Reisepässe bei der Einreise mehrfach vorgelegt werden.
Die Technologie ermöglicht es rückkehrenden japanischen oder ausländischen Reisenden, die automatisierten Gates – genannt Joint Kiosks – mit dem Reisepass und einem QR-Code zu nutzen. Der QR-Code enthält Einreise- und Zolldaten, die man zuvor auf der staatlichen Website „Visit Japan“ eingeben muss.
Die Joint Kiosks befinden sich am Flughafen Haneda im Test. Ab Mitte April sind sie zunächst an beiden Terminals des Internationalen Flughafens Kansai, Terminals 2 und 3 in Haneda und Terminal 3 in Narita verfügbar. Die Technologie wird schrittweise auf alle Flughäfen Japans mit internationalen Verbindungen ausgeweitet.
Ausländische Passinhaber, die einen mittel- bis längerfristigen Aufenthalt planen, können die elektronischen Gates jedoch nicht nutzen – es bleibt bei den alten Kontrollen mit Photo, Fingerabdruck und Dokumentenprüfung, getrennt für die Einwanderungs- und Zollbehörde.
MALAYSIA / ROHSTOFFE: Auf dem Weg zum Wasserstoff-Hub
Malaysia will bis 2050 klimaneutral sein. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt die Regierung neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien auch auf die Wasserstoffwirtschaft. Mit Wasserstoff anstelle von Öl und Gas als Energieträger ließen sich bis 2025 bis zu 15 % der jährlichen malaysischen CO₂-Emissionen einsparen, so die Berechnung des Ministeriums für Wissenschaft, Technologie und Innovation.
Den Investitionsbedarf für die Klimaneutralität beziffert das Ministerium auf umgerechnet 80 Mrd US-Dollar. In ihrer 2023 vorgestellten Roadmap für die Wasserstoffwirtschaft hat sich die Regierung zum Ziel gesetzt, bis 2030 Produktionskapazitäten für 2 Mio t Wasserstoff pro Jahr zu schaffen. Diese sollen bis 2050 sukzessive auf 16 Mio t ausgebaut werden. Die Umsetzung erfolgt dabei in Phasen.
Die malaysische Industrie benötigt jährlich 1 Mio t Wasserstoff, der nahezu vollständig durch Dampfreformierung von Erdgas hergestellt wird. Dieser graue Wasserstoff soll zunächst schrittweise durch blauen substituiert werden, bei dem die Emissionen durch CO₂-Abscheidung und -Speicherung (CCS) verringert werden.
Der staatliche Öl- und Gaskonzern Petronas hat bislang 16 erschöpfte Gasfelder vor der Küste Malaysias identifiziert, die sich als Kohlenstofflagerstätten eignen. Das größte Vorhaben „M1 Field“ soll jährlich bis zu 3,3 Mio t CO₂-Äquivalent aufnehmen, so die Angaben des Unternehmens.
Den Investitionsbedarf hierfür beziffert Petronas auf 260 Mio US-Dollar. Der Konzern kooperiert bei seinen CCS-Projekten mit Technologieanbietern wie Shell, ExxonMobil, Posco, Samsung, Mitsui, Mitsubishi sowie dem deutschen Anlagenbauer Linde. Das Geschäftsmodell sieht vor, Verträge mit Drittunternehmen zur Einlagerung ihrer CO₂-Emissionen zu schließen.
Sarawak und Sabah sind Vorreiter
Parallel dazu wird die Infrastruktur zur Produktion von grünem Wasserstoff aufgebaut. So soll der Anteil der Stromerzeugungskapazitäten aus erneuerbaren Energien bis 2050 auf 70 % fast verdreifacht werden. Zudem sind umfassende Investitionen in Elektrolyseure sowie in die Transport- und Lagerkapazitäten für Wasserstoff geplant. Bis 2030 sollen Kapazitäten für eine jährliche Produktion von 200.000 t entstehen.
Der grüne Wasserstoff soll aber nicht nur die Dekarbonisierung der heimischen Industrie vorantreiben, sondern künftig auch in den Export gehen – vor allem nach China, Singapur, Japan und Südkorea. Die malaysische Regierung erhofft sich dadurch bis 2050 zusätzliche Exporterlöse in Höhe von insgesamt 93 Mrd Dollar.
Die beiden auf der Insel Borneo gelegenen Bundesstaaten Sarawak und Sabah entwickeln sich dabei zum Zentrum der malaysischen Wasserstoffindustrie. Die Region bietet gute Voraussetzung zur Stromerzeugung aus Solar- und Wasserkraft, mit dem der grüne H2 künftig produziert werden könnte.
In Sarawak sollen beispielsweise die Wasserkraftkapazitäten in den nächsten Jahren um 40 % auf rund 4 GW ausgebaut werden, langfristig sind sogar bis zu 15 GW geplant. Sabah will seine Wasserkraftkapazitäten bis 2030 auf 500 MW verfünffachen und das technische Potenzial für Strom aus Photovoltaik von 100 GW erschließen.
Mitte 2024 wurde eine erste Ausschreibungsrunde für Solarprojekte mit einer Leistung von insgesamt 100 MW gestartet.
Kooperationen geplant
In Sarawak hat die zuständige Investitionsbehörde SEDC Energy drei Vorhaben zur Wasserstoffproduktion angeschoben und will so die Küstenregion Bintulu als ersten internationalen Wasserstoff-Hub des Landes etablieren. Das „H2biscus“-Projekt wird zusammen mit einem südkoreanischen Firmenkonsortium bestehend aus Samsung, Lotte, Korea National Oil Corporation und Posco entwickelt.
Beim „H2ornbill“-Projekt sind mit Sumitomo und Eneos zwei Investoren aus Japan mit an Bord. Der Großteil der ab 2028 geplanten Produktion von grünem Wasserstoff sowie von wasserstoffbasierten Energieträgern wie blaues und grünes Ammoniak und Methanol ist für Abnehmer in Südkorea und Japan vorgesehen.
Die für erneuerbare Energien zuständige Petronas-Tochter Gentari will ab 2029 ebenfalls Wasserstoff in dem geplanten Hub produzieren. Das Unternehmen hat im Oktober 2024 mit dem singapurischen Energieversorger Seneko Energy einen Abnahmevertrag für Wasserstoff über 20 Jahre geschlossen. Im Bundesstaat Sabah befindet sich ein erstes Projekt im frühen Planungsstadium.
Der malaysische Immobilienentwickler LBS Bina Group hat eine Absichtserklärung mit der Investitionsbehörde Sabah Forestry Development Authority und dem Leuchtmittelhersteller Midwest Green über den Bau einer Produktionsanlage für jährlich 250.000 t grünen Wasserstoff aus Wind- und Solarenergie geschlossen.
Im Bundesstaat Perak auf der malaysischen Halbinsel will der Projektentwickler Semarak Renewable Energy zudem grünen Wasserstoff aus einer 130 MW starken, schwimmenden Solaranlage erzeugen. Als Investor ist Capitale Ventures aus Singapur mit 422 Mio Dollar eingestiegen.
Know-how aus dem Ausland
Auf seinem Weg in die Wasserstoffwirtschaft ist Malaysia auf internationale Kooperationen angewiesen. Sowohl bei der Verfahrenstechnik zur Produktion von blauem und grünem Wasserstoff als auch beim Aufbau der Lager- und Transportinfrastruktur eröffnen die geplanten Projekte auch deutschen Technologie- und Lösungsanbietern Geschäftschancen. Der Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zur Herstellung von grünem Wasserstoff bietet in den nächsten Jahren Kooperationsmöglichkeiten.
NEUSEELAND / KONJUNKTUR: Wirtschaft kehrt auf Wachstumspfad zurück
Die neuseeländische Wirtschaft hat in den letzten Monaten des vergangenen Jahres eine längere Rezessionsphase hinter sich gelassen, unterstützt durch kräftige Senkungen der offiziellen Zinssätze.
Der weitere Weg ist aber für die kleine rohstoffexportierende Nation angesichts der jüngsten Herabstufungen des weltweiten Wachstums und eines sich ausweitenden globalen Handelskriegs ungewiss.
Besser als erwartet
Die Wirtschaft wuchs im Quartal um 0,7 %, schrumpfte aber im Kalenderjahr 2024 um 1,1 %, womit die Ergebnisse etwas besser ausfielen als von Ökonomen erwartet. Das Ergebnis folgt auf eine Schrumpfung des BIP um 1,1 % im dritten Quartal.
Die Rückkehr zum Wachstum im Quartal folgt auf die Entscheidung der Reserve Bank of New Zealand, die offiziellen Zinssätze seit Mitte 2024 stark zu senken. In den kommenden Monaten wird mit weiteren Senkungen des Leitzinses gerechnet, da die Zentralbank ihre Politik wieder auf ein neutrales Niveau bringen will.
Dennoch wird die Erholung voraussichtlich nicht reibungslos verlaufen, da die jüngsten Daten eine gewisse Verlangsamung im Dienstleistungssektor zeigen.
Der BNZ-BusinessNZ Performance of Services Index für Februar lag bei 49,1 Punkte, 1,3 Punkte niedriger als im Januar und weiter entfernt von dem Durchschnittswert von 53 seit Beginn der Umfrage.
Neuseeland wird auch betroffen sein, wenn sich die chinesische Wirtschaft aufgrund der Auswirkungen der weit verbreiteten Zölle des Weißen Hauses von US-Präsident Trump auf wichtige Handelspartner verlangsamt.
Angesichts der Befürchtungen, dass die größte Volkswirtschaft der Welt auf eine mögliche Rezession zusteuert, könnte die neuseeländische Wirtschaft in den kommenden Monaten auch durch sinkendes Vertrauen und verschobene Investitionen erschüttert werden.
SÜDKOREA / BANKEN: Expats können mit mobiler ID Konten eröffnen
Ab dem 21. März können Expats ihre mobilen Einwohnermeldeausweise zur Eröffnung eines Bankkontos verwenden, berichtet „Korea.net“. Das Justizministerium, das Ministerium für Inneres und Sicherheit und die Finanzdienstleistungskommission erklärten am 20. März, dass diese Entscheidung darauf abzielt, die Finanztransaktionen von Ausländern zu erleichtern.
Im Januar hatte das Justizministerium die Karte für Ausländer ab 14 Jahren eingeführt. Inhaber der mobilen ID können Finanztransaktionen wie die Eröffnung eines Kontos bei den folgenden sechs Banken durchführen: Shinhan, Hana, I.M., Busan, Jeonbuk und Jeju. Jeonbuk bietet mit den Karten kontaktlose Finanzdienstleistungen für Expats an. Die Banken Gwangju, Woori, Kyongnam, Nonghyup und Kookmin sowie die Industrial Bank of Korea werden die digitale ID ab Mitte April akzeptieren. Eine Ausweitung auf weitere Banken ist geplant.
TAIWAN / AUSSENHANDEL: Antidumping-Zölle verlängert auf kaltgewalzten Edelstahl
Die Zollverwaltung Taiwans gab „CNA“ zufolge bekannt, dass die Antidumping-Zölle auf kaltgewalzten Edelstahl aus China und Südkorea um weitere fünf Jahre verlängert wurden. Kaltgewalzter Edelstahl aus China und Südkorea werde bis zum 17. März 2030 mit 38,11 % beziehungsweise 37,65 % besteuert, so die Behörde.
Die Zollverwaltung verweist auf eine Untersuchung, die Schäden für taiwanesische Stahlproduzenten bei Zollaufhebung befürchtet. Analysen des Wirtschaftsministeriums ergaben zudem keine ausreichenden Hinweise darauf, dass die Verlängerung der Zölle den wirtschaftlichen Gesamtnutzen der betroffenen Länder deutlich beeinträchtigen würde, so die Zollverwaltung.
Antidumpingzölle wurden erstmals am 15. August 2013 auf Stahlerzeugnisse aus China und Südkorea eingeführt. Yieh United Steel Corp. habe am 19. Februar letzten Jahres eine Verlängerung seiner Pflichten beantragt und die Einstellung der Untersuchungen am 7. August letzten Jahres angekündigt.
VIETNAM / WIRTSCHAFT & POLITIK: Visafreie Einreise verlängert – Nonstop-Flüge nach Hanoi
Vietnam verlängert die visafreie Einreise, auch für deutsche Staatsbürger, wie Vietnam Airlines in einer Mitteilung schreibt. Die neue Regelung gilt bis zum 14. März 2028 und schließt nun neu Passagiere mit Pässen aus Polen, der Tschechischen Republik und der Schweiz ein.
Durch die visafreie Einreise können sich Passagiere bis zu 45 Tage in Vietnam aufhalten. Die Regelung gilt nun für insgesamt 15 Länder.
Vietnam Airlines bietet Nonstop-Flüge zwischen Deutschland und Vietnam an. Eine Verbindung startet täglich ab Frankfurt nach Hanoi, sowie fünfmal wöchentlich nach Ho-Chi-Minh-City. Zusätzlich werden je zweimal pro Woche die Strecken München-Hanoi sowie München-Ho-Chi-Minh-City bedient. Erstere wird ab Juli 2025 auf dreimal pro Woche erhöht.
Europa
DEUTSCHLAND / CHEMIE: Abhängigkeit von Importen nimmt zu
Die Rohstoffbasis der Kunststoff verarbeitenden Industrie in Deutschland und Europa ist langfristig durch Kapazitätsabbau und Konzentrationstendenzen bedroht. „Seit 30 Jahren sind in Europa keine neuen Cracker mehr gebaut worden und seit 2022 gehen die europäischen Cracker-Kapazitäten zurück“, konstatierte Helen Fürst, Präsidentin des GKV Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie, bei der Jahrespressekonferenz des Verbandes am Aschermittwoch.
Mehr als 20 % der Verarbeitungsmenge würden inzwischen schon aus dem Nicht-EU-Ausland bezogen. Zwar hätten einige Rohstofferzeuger Investitionen in neue Cracker ab 2027 angekündigt, dem ständen jedoch Ankündigungen weiterer Kapazitätsschließungen in größerem Umfang gegenüber.
Verschärft habe sich die Lage nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine: Infolge der westlichen Sanktionen gegen die russische Ölindustrie habe Russland billiges Naphta auf den Markt gebracht, wovon Erzeuger in asiatischen Ländern wie China und Indien profitiert hätten. Naphta oder Rohbenzin ist der wichtigste Grundstoff der petrochemischen Industrie, aus dem Derivate wie Ethylen oder Propylen abgespalten werden, die wiederum als Ausgangsstoff für zahlreiche Polymere dienen.
Rohstoffverfügbarkeit aktuell gut
Aktuell sei die Versorgung der Kunststoff verarbeitenden Betriebe mit Rohstoffen jedoch auskömmlich, berichtete GKV-Hauptgeschäftsführer Oliver Möllenstädt. Bei einer aktuellen Befragung durch den Verband bezeichneten knapp zwei Drittel der Mitgliedsunternehmen (66 %) die Verfügbarkeit von Rohstoffen im vergangenen Jahr als gut, für ein Drittel war sie befriedigend. Für dieses Jahr erwarten 85 % eine unveränderte Situation, 11 % gehen von einer schlechteren Verfügbarkeit aus.
Dass sich die Lage derzeit entspannt darstellt, liegt laut Möllenstädt hauptsächlich an der schwachen Nachfrage und der geringen Auslastung der Chemie. Dennoch bleibe der Abbau von Produktionskapazitäten in Europa ein Grund zur Sorge: „Wir laufen bedenklich in eine Abhängigkeit von Produzenten in anderen Teilen der Welt hinein.“ Dies könne nicht im Interesse der EU sein, die ihre Abhängigkeit von Drittlandsimporten verringern wolle. Außerdem hingen auch die Kreislaufwirtschaftsziele der EU von einem ausreichenden Rohstoffangebot in der Union ab – Möllenstädt sprach von einer „drohenden Rezyklatlücke“.
Der GKV-Geschäftsführer ging auch auf die Konzentrationstendenzen in der chemischen Industrie ein. In der Branche hat insbesondere die kürzlich bekannt gewordene Gründung eines neuen Players durch die Erdölkonzerne OMV und Adnoc (Abu Dhabi) für Aufsehen gesorgt. Das neue Gemeinschaftsunternehmen mit dem Namen Borouge Group International wird zum weltweit viertgrößten Produzenten von Polyolefinen aufsteigen. „Es besteht die Sorge, dass Produkte aus dem Markt genommen werden könnten“, kommentierte Möllenstädt.
Verknappungen befürchtet der GKV auch bei den umstrittenen PFAS-Chemikalien. Dies gelte insbesondere für die wegen ihrer vielfältigen Eigenschaften in der Industrie beliebten Fluorpolymere, sagte Verbandspräsidentin Helen Fürst: „Das Beschränkungsverfahren muss ausgesetzt werden, es schadet der Wettbewerbsfähigkeit Europas und vernichtet Arbeitsplätze.“
Wie Fürst weiter ausführte, hat sich der Abwärtstrend der Branche 2024 fortgesetzt. Der Umsatz sank gegenüber dem Vorjahr um 4,3 % auf 69,4 Mrd Euro. Während die Inlandserlöse um 6,1 % zurückgingen, zeigte sich das Auslandsgeschäft mit minus 1,7 % vergleichsweise stabil.
Den größten Umsatzrückgang verzeichnete der Bau (minus 7,5 %), während der Verpackungssektor nur um 1,5 % schrumpfte. Die verarbeitete Menge ermäßigte sich um 5 % auf 12 Mio t, während die Zahl der Beschäftigten um 2 % auf knapp 313.000 zurückging.
Die Erwartungen der Branchenunternehmen an 2025 sind laut dem GKV etwas positiver als zur gleichen Zeit im Vorjahr. Die Hoffnungen ruhen nicht zuletzt auf der Messe K im Oktober in Düsseldorf.
DEUTSCHLAND / KONSUMGÜTER: Industrie unter Druck – Große Restrukturierungen stehen an
Keine Branche in Deutschland plant sich so stark zu konsolidieren wie die Konsumgüterindustrie. 26 % der Hersteller befinden sich in einer Restrukturierung, 20 % planen dies kurzfristig. 84 % bauen Arbeitsplätze ab, und die Hälfte reduziert Produktionskapazitäten. Das ist das Ergebnis einer Befragung des Marktforschungsinstituts Verian im Auftrag der Unternehmensberatung FTI-Andersch.
Beim Abbau von Arbeitsplätzen übertrifft nur der Non-Food-Einzelhandel die Konsumgüterhersteller – 86 % der Händler in Restrukturierung planen Abbau oder führen diesen bereits durch. Im Maschinenbau (73 %) und der Automobilindustrie (41 %) planen dies deutlich weniger Unternehmen, unter anderem bedingt durch den Fachkräftemangel. Beim Abbau von Produktions- und Leistungskapazitäten liegen der Maschinen- und Anlagenbau (Umsetzung 23 %, in Planung 25 %) und die Automobilbranche (Umsetzung 22 %) ebenfalls deutlich hinter der Konsumgüterindustrie.
„Die Konsumgüterindustrie in Deutschland befindet sich in einem massiven Strukturwandel“, sagt Dorothée Fritsch, Managing Director und Konsumgüter-Expertin bei FTI-Andersch. „Die aktuellen Standortbedingungen führen dazu, dass Hersteller ihre häufig deutlich kostengünstigeren Werke in Osteuropa weiter auslasten, die Produktionskapazitäten und damit auch Personal in Deutschland jedoch vermehrt abbauen. Sie machen das konsequenter als andere produzierende Unternehmen. Was wir seit Monaten zusätzlich beobachten: Aus Kürzungen werden in erhöhtem Maße jetzt auch Schließungen.“
So haben 38 % der befragten Konsumgüterhersteller, die sich aktuell in einer Restrukturierung befinden, angegeben, bereits mit Standort- oder Produktionsverlagerungen begonnen zu haben, 40 % planen dies. Zum Vergleich: Auch 42 % der Maschinenbauer in Restrukturierung planen Verlagerungen, aber dort setzen dies erst 8 % bereits um.
Die drei größten Herausforderungen, die Konsumgüterhersteller nach eigener Aussage am Standort Deutschland vorfinden: Arbeits- und Fachkräftemangel (84 %), Bürokratie (82 %) und Energiepreise (74). Allgemein zeigen sich 72 % mit der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland unzufrieden. Rund die Hälfte (46 %) beobachtet zudem gestiegene Insolvenzen, ein Viertel (26 %) würde sogar von einer „Insolvenzwelle“ sprechen.
In der sich ankündigenden Konsolidierung sieht ein Großteil (62 %) der befragten Unternehmen allerdings auch Chancen für mögliche Übernahmen. 40 % der Hersteller prüfen bereits eine Übernahme potenziell insolventer Wettbewerber und Lieferanten.
„In der öffentlichen Diskussion steht aktuell vor allem die Automobilindustrie im Fokus“, sagt Dorothée Fritsch. „Das liegt zum einen an der hohen Relevanz als exportorientierte Basisindustrie des Standorts Deutschland. Zum anderen auch daran, dass es sich dabei nicht nur um eine Konjunktur-, sondern auch um eine Strukturkrise handelt.“
DEUTSCHLAND / LOGISTIK: Güterumschlag der Seehäfen 2024 steigt um 2,3 % gegenüber Vorjahr
Der Güterumschlag der deutschen Seehäfen ist im Jahr 2024 gegenüber dem Vorjahr um 2,3 % gestiegen. Wie Destatis berichtete, wurden insgesamt 274,0 Mio t Güter umgeschlagen. Damit überwand der Seeverkehr zwei Jahre mit sinkenden Güterumschlägen, blieb aber noch 6,7 % unter dem Niveau des Jahres 2019 (293,5 Mio t).
Der umschlagstärkste deutsche Seehafen war erneut Hamburg mit einem Umschlag von 97,0 Mio t (minus 2,6 % gegenüber dem Vorjahr), gefolgt von Bremerhaven mit 42,5 Mio t (plus 8,6 %), Wilhelmshaven mit 34,5 Mio t (plus 15,7 %) und Rostock mit 23,2 Mio t (minus 2,8 %).
Wichtigstes Partnerland 2024 waren die USA mit 29,8 Mio t Güterumschlag. Damit wuchs der Seehandel mit den USA im Vorjahresvergleich deutlich um 6,7 %. In der Rangfolge der wichtigsten Handelspartner im Seeverkehr 2024 folgten Norwegen (25,8 Mio t – plus 2,6% zum Vorjahr), Schweden (23,8 Mio t – plus 3,3 %) und China (19,1 Mio t – minus 4,9 %).
EU / FÖRDERUNG: Nachbarschaft gewinnt an Gewicht
Im Jahr 2023 stellte die Europäische Union 19,3 Mrd Euro für die Entwicklungszusammenarbeit bereit, wie die Europäische Kommission in ihrem jüngsten Jahresbericht zu Außenhilfen (External Action) bekannt gab. Unter der „External Action“ fallen verschiedene Finanzierungsinstrumente der EU, die sich der Entwicklungszusammenarbeit zuordnen lassen.
Die Mittel wurden stärker als bislang auf sektorielle und regionale Schwerpunkte konzentriert. Als Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine rückte dabei die europäische Nachbarschaft in den Mittelpunkt. Insbesondere Sektoren, die Teil der Global Gateway-Strategie sind, profitierten 2023 verstärkt von europäischen Entwicklungsgeldern.
Prioritäten verschieben sich
Mit der Bereitstellung von 19,3 Mrd Euro im Jahr 2023 liegt die Summe für Entwicklungsprojekte unter dem Vorjahreswert von 20,6 Mrd Euro. Zusammen mit den Beiträgen aller anderen Geber des „Team Europe“ ergibt sich eine Gesamtfinanzierung von fast 96 Mrd Euro – der größte Beitrag weltweit zur Entwicklungsfinanzierung im Jahr 2023.
Mit knapp 6 Mrd Euro an zugesagter Unterstützung im Jahr 2023 blieb Afrika die wichtigste Zielregion der Entwicklungszusammenarbeit der EU. Allerdings wurden die Mittel für Afrika 2023 reduziert und das deutlicher als in anderen Regionen.
Dazugewonnen haben nach 2021 vor allem die europäischen Nachbarstaaten der EU, die von der OECD als Entwicklungsländer definiert werden. Mit 4,5 Mrd Euro handelt es sich damit um die zweitgrößte Empfängerregion europäischer Gelder. Der Anstieg der Mittel ist vor allem auf die Maßnahmen zur Unterstützung der Ukraine ab 2022 im Zusammenhang mit dem Krieg zurückzuführen.
Fokus auf Bildung und Gesundheit
Vorrangig dient die Entwicklungsförderung der EU der Umsetzung der Ziele für Nachhaltige Entwicklung (SDGs) und der weltweiten Bekämpfung von Armut. Wenig überraschend dominieren in der Aufschlüsselung nach Sektor daher Projekte im Bereich sozialer Infrastruktur wie Gesundheit, Bildung und die Stärkung der Zivilgesellschaft.
Vor allem im Bereich Bildung zeigt sich eine kontinuierliche Erhöhung des Budgets auf 1,6 Mrd Euro. Das sind rund 60% mehr als noch 2019. Auch im Gesundheitssektor war die EU 2023 mit 1,5 Mrd Euro verstärkt aktiv. Im Zeitraum 2019 bis 2022 waren es im Schnitt trotz Pandemie nur rund 1,1 Mrd Euro pro Jahr.
Zunehmend fokussierte sich die Arbeit der EU auch auf die Produktion. Sowohl in der Landwirtschaft, dem Bergbau als auch im Baugewerbe brachte sich die europäische Entwicklungspolitik stärker ein.
Anders sieht das in der Finanzierung wirtschaftlicher Infrastruktur aus: Hier wurden 2023 deutlich weniger Mittel bereitgestellt als in den Vorjahren. Besonders davon betroffen waren der Energie- und der Kommunikationssektor sowie der Bereich Transport.
Die wichtigsten Instrumente im Überblick
Die External Action der EU stützt sich auf drei Finanzierungsinstrumente: das Instrument für Nachbarschaft, Entwicklung und Internationale Zusammenarbeit (NDICI-Global Europe), das Instrument für Heranführungshilfe (IPA III) und die humanitäre Hilfe. Über thematische und regionale Programme dieser Instrumente werden Entwicklungsbudgets festgelegt und Projektfinanzierungen vergeben.
Über NDICI-Global Europe wurden 2023 rund 68 % aller Projektmittel für internationale Entwicklungspolitik vergeben. Dieses Instrument ist damit das wichtigste für die thematische Schwerpunktsetzung und deckt global alle Partnerländer der EU ab.
Zunehmend an Bedeutung gewinnt das Instrument IPA III, das Nachbarstaaten mit Beitrittskandidatenstatus Unterstützung auf dem Weg zur europäischen Integration bietet. Immerhin 13% des Budgets für Entwicklungsförderung wurden 2023 über IPA III an die sieben aktuellen Empfängerländer vergeben.
Im Jahr 2023 unterstützte die EU die Ukraine sowohl militärisch als auch über Budget-Support für die Regierung und Maßnahmen zum Wiederaufbau. Durch die Aufnahme von EU-Beitrittsgesprächen im Dezember 2023 eröffneten sich zusätzliche Möglichkeiten zur Unterstützung der Ukraine.
Ein großer Schritt war die Ausarbeitung der Ukraine Facility, die die gesamte finanzielle Unterstützung der EU an die Ukraine bis 2027 bündeln soll. Ein Teil davon gilt der Investitionsförderung und dem Wiederaufbau.
Insgesamt rückt die östliche Nachbarschaft weiter in den Fokus der EU. Auch mit der Republik Moldau und Bosnien-Herzegowina wurden 2023 erstmals EU-Beitrittsgespräche aufgenommen. Dieser Schritt ermöglicht eine zielgerichtetere Unterstützung der beiden östlichen Nachbarn.
Global-Gateway-Strategie nimmt Form an
Insgesamt konnte die EU 2023 einige Meilensteine in der Umsetzung ihrer weltweiten Infrastrukturinitiative Global Gateway erreichen. Diese bündelt das Engagement und die Investitionen von „Team Europe“ für Projekte im Bereich des Infrastrukturbaus. Darunter fallen die Bereiche Energie, Transport, Digitales, Gesundheit und Bildung.
Seit 2023 sagte die EU über 250 Leuchtturm-Projekte zu. Darunter finden sich bedeutende Infrastrukturprojekte wie der Lobito-Korridor, der die Demokratischen Republik Kongo über Sambia mit Angola verbinden soll. Auch in der östlichen Nachbarschaft wurde im Rahmen von Global Gateway der Startschuss für neue Leuchtturmprojekte gegeben, zum Beispiel für die Verlegung eines Unterseekabels für grünen Strom durch das Schwarze Meer.
In den kommenden Jahren soll Global Gateway ausgebaut werden und noch weiter in den Mittelpunkt der europäischen External Action rücken.
EUROPA / WIRTSCHAFT & POLITIK: Auf dem nachhaltigen Holzweg?
Die EUDR, die Entwaldungsverordnung (Deforestation Regulation) der Europäischen Union, ist als europäische Lösung zur Bekämpfung der globalen Abholzung stark in der Kritik. Aber worum geht es dabei genau?
60 % der befragten Unternehmen in Polen geben an, in den letzten sechs Monaten Zahlungsverzögerungen erlebt zu haben – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 49 % im Jahr 2023. Bei der Befragung im Jahr 2019, also vor Ausbruch der Corona-Pandemie, berichteten noch über 90 % von Zahlungsverzögerungen. Die Zahlungsmoral hat sich 2024 zwar gegenüber dem Vorjahr verschlechtert, ist jedoch noch immer deutlich besser als vor Corona. Auch der Blick auf benachbarte Volkswirtschaften relativiert das Ergebnis: In Deutschland berichteten zuletzt 78 % und in Frankreich gar 85 % der befragten Unternehmen von Zahlungsverzug.
Importe und Exporte sind betroffen
Es ist unbestreitbar sinnvoll und nachvollziehbar, dass Produkte, die in der Europäischen Union verkauft oder exportiert werden, künftig „entwaldungsfrei“ sein müssen. Die im Mai 2023 verabschiedete Regelung zielt auf Rohstoffe ab, die häufig mit Abholzung in Verbindung gebracht werden.
Deutsche Unternehmen, die von dieser Regelung betroffen sind, zeigen sich bereits besorgt. Besonders besorgniserregend ist, dass die EUDR sowohl für Importe in die EU als auch für Exporte aus der EU gilt, was erhebliche Auswirkungen auf deutsche Betriebe haben wird. Nach einer einjährigen Verschiebung durch die EU-Kommission wird die Verordnung erst Ende 2025 in Kraft treten, zunächst für große Unternehmen.
Umfassende Liste an Rohstoffen
Die EUDR umfasst eine Reihe von Rohstoffen und deren Derivate, die häufig mit Abholzung assoziiert werden. Deutsche Unternehmen sollten sich der folgenden Produkte bewusst sein, die unter diese Regelung fallen: Rindfleisch und Rindfleischprodukte, Kakao (einschließlich Schokolade), Kaffee, Soja (einschließlich Sojaprodukte), Palmöl (und Produkte, die Palmöl enthalten), Gummi, Holz (einschließlich Holz- und Papierprodukte), Möbel aus Holz, Körperpflegeprodukte mit Palmöl-Derivaten sowie weitere mit Abholzung verbundene Rohstoffe, die durch die Risikobewertungsverfahren der EU bestimmt werden.
Wie bei jeder neuen Regelung hat auch die EUDR Debatten und Bedenken ausgelöst. Die Unternehmen und viele Umweltverbände sehen in der EUDR mehr als nur ein regulatorisches Hindernis – sie ist ein zentraler Bestandteil der umfassenderen Umweltagenda der EU. Damit soll sichergestellt werden, dass die Nachfrage nach wichtigen Rohstoffen nicht zur globalen Abholzung beiträgt und die Klima- sowie Biodiversitätsziele unterstützt.
Verordnung erntet viel Kritik
Dennoch gibt es viel Kritik: „Jede Ware muss auf ihren Ursprung zurückverfolgt werden“, „Kleine und mittlere Unternehmen werden unter diesen neuen Regeln leiden“, „Die EUDR ist diskriminierend“, „Die EUDR wird übermäßigen Papierkram verursachen“ – die Liste der negativen Äußerungen ist lang. Die EU hat jedoch klargestellt, dass – obwohl die Rückverfolgbarkeit entscheidend ist – Unternehmen aggregierte Daten melden können, anstatt jedes einzelne Produkt zu verfolgen. Diese Flexibilität kann helfen, die Einhaltung zu erleichtern.
Darüber hinaus ist die Regelung auf Effizienz ausgelegt und nutzt digitale Systeme, um manuelle Dateneingaben zu minimieren und den Gesamtprozess zu optimieren. Es gibt Bestimmungen, die kleinere Unternehmen von bestimmten Verpflichtungen befreien, sodass sie eine geringere Compliance-Belastung und verlängerte Fristen haben. Die Regelung gilt einheitlich für alle Produkte und Länder und stellt sicher, dass sie keine bestimmten Branchen oder Regionen unfair behandelt. Ob diese Anpassungen die deutschen Unternehmen beruhigen werden, bleibt abzuwarten.
Positiv aufgenommen wurde jedoch die Verlängerung des Zeitrahmens für die Anwendung der EUDR, die es großen Unternehmen bis zum 30. Dezember 2025 und kleinen Unternehmen bis zum 30. Juni 2026 ermöglicht, Compliance-Systeme einzuführen. Die EUDR-Regelung tritt nun wie folgt in Kraft:
- für große Unternehmen ab dem 30. Dezember 2025
- für kleine und Kleinstunternehmen ab dem 30. Juni 2026
Diese Verlängerung verschafft den Unternehmen den dringend benötigten Spielraum, um sich anzupassen und die erforderlichen Änderungen in ihren Lieferketten umzusetzen. Dennoch darf man sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen. Deutsche Unternehmen müssen sowohl im Import als auch im Export aktiv werden und die Bedeutung dieser Regelungen verstehen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit und Glaubwürdigkeit in einem zunehmend umweltbewussten Markt aufrechtzuerhalten.
Anwendungsbereich und Sorgfaltspflichten
Wälder sind entscheidend für das Klima, die Biodiversität und das Wohl der Menschen. Sie stehen jedoch zunehmend durch landwirtschaftliche Expansion unter Druck. Dies liegt allen voran an der Nachfrage nach stark konsumierten Gütern wie Soja, Palmöl und Rindfleisch. Die EUDR geht dieses Problem an, indem sie strenge Sorgfaltspflichten für Unternehmen festlegt, die sicherstellen müssen, dass Rohstoffe, die in den EU-Markt gelangen oder diesen verlassen, nach dem 31. Dezember 2020 nicht zur Abholzung oder Waldschädigung beigetragen haben. Um dies zu erreichen, sieht die EUDR folgende Regelungen vor:
- Rückverfolgbarkeit der Produkte: Unternehmen müssen ihre Rohstoffe bis zu dem spezifischen Grundstück zurückverfolgen, auf dem sie produziert wurden. Dies erfordert die Verwendung von GPS-Koordinaten und Satellitenbildern, um sicherzustellen, dass das Land seit dem 31. Dezember 2020 nicht abgeholzt wurde.
- Risikobewertung: Die Regelung etabliert ein Risikobewertungssystem, das Länder und Regionen basierend auf ihrer Verbindung zur Abholzung kategorisiert. Deutsche Unternehmen müssen ihre Beschaffungsstrategien entsprechend den Risikoprofilen ihrer Lieferanten anpassen.
- Sorgfaltspflichterklärung: Unternehmen sind verpflichtet, eine Sorgfaltspflichterklärung auszustellen, die bestätigt, dass die Rohstoffe, die sie in den Markt bringen, den EUDR-Kriterien für Abholzungsfreiheit entsprechen. Diese Erklärung muss Teil ihrer Compliance-Dokumentation sein und den zuständigen Behörden vorgelegt werden.
- Berücksichtigung der Menschenrechte: Die EUDR betont den Schutz der Menschenrechte, insbesondere der Landrechte der von Abholzung betroffenen indigenen Völker. Dies fügt eine zusätzliche Verantwortungsebene für Unternehmen hinzu, um ethische Praktiken entlang ihrer Lieferketten sicherzustellen.
Die Verlängerung bis spätestens Mitte 2026 ermöglicht es den Unternehmen, Sorgfaltspflichtsysteme aufzubauen und zu verfeinern, um eine gründliche Vorbereitung und Compliance zu gewährleisten.
Was sollten Unternehmen zur Vorbereitung tun?
Proaktive Strategien sind unerlässlich. Eine gründliche Bewertung der Lieferketten ist der erste Schritt und umfasst die Kartierung von Lieferketten sowie die Bewertung von Lieferanten, um deren Nachhaltigkeitspraktiken und Beschaffungsdokumentation zu überprüfen.
Die Implementierung von Rückverfolgbarkeitssystemen ist entscheidend für die Einhaltung. Größere Unternehmen mit der notwendigen Finanzdecke könnten zum Beispiel in digitale Tracking-Tools wie GPS und Satellitenbilder investieren, um Rohstoffe von ihren Ursprüngen aus zu überwachen. Unabhängig von der Unternehmensgröße sollten diese Maßnahmen zur Vorbereitung in Betracht gezogen werden: Der Aufbau robuster Datenmanagementsysteme erleichtert die genaue Dokumentation und macht es einfacher, Sorgfaltspflichten durchzuführen.
Risikobewertungsrahmen für Lieferanten und Waren
Die Etablierung von Sorgfaltspflichtverfahren ist ebenfalls notwendig. Unternehmen müssen sich darauf vorbereiten, Sorgfaltspflichterklärungen auszustellen, die bestätigen, dass ihre Produkte abholzungsfrei sind. Die Schaffung eines Risikobewertungsrahmens hilft, Lieferanten und Rohstoffe basierend auf ihren Abholzungsrisiken zu kategorisieren, sodass Unternehmen gezielte Interventionen effektiv umsetzen können.
Investitionen in Schulungen sind sowohl für Mitarbeiter als auch für Lieferanten unerlässlich. Das Bewusstsein für die EUDR unter den Mitarbeitern zu schärfen, erleichtert die Compliance, und Schulungen für Lieferanten zu den Anforderungen der EUDR stärken die gesamte Lieferkette.
Von der EU bereitgestellte Online-Werkzeuge
Die Nutzung von unterstützenden Materialien wie FAQs oder Leitfäden von der Webseite der EU ist äußerst vorteilhaft, um die Regelungen vollständig zu verstehen, Mythen von der Realität zu unterscheiden und praxisnahe Anleitungen zu erhalten. Unternehmen sollten unbedingt auf die von der EU online bereitgestellten Werkzeuge und Richtlinien zugreifen, um Klarheit über ihre Compliance-Verpflichtungen zu erlangen.
Schließlich ist es wichtig, regulatorische Entwicklungen zu überwachen. Unternehmen sollten über Aktualisierungen zur EUDR informiert bleiben und rechtliche Experten konsultieren, die auf EU-Vorschriften spezialisiert sind, um die Compliance und Wettbewerbsfähigkeit in der sich entwickelnden Regulatorik-Landschaft sicherzustellen.
Die EU-Entwaldungsverordnung ist ein entscheidender Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft für die EU und den globalen Handel. Deutsche Unternehmen müssen sich auf die bevorstehenden Anforderungen vorbereiten, um sicherzustellen, dass sie die Möglichkeiten nutzen und Risiken minimieren, die sich aus der Implementierung dieser Regelung ergeben. Indem sie proaktive Schritte zur Einhaltung unternehmen, tragen Unternehmen nicht nur zur globalen Nachhaltigkeit bei, sondern positionieren sich auch als verantwortungsvolle Akteure in einem zunehmend umweltbewussten Markt. Wenn Unternehmen dies tun, sind sie sicher nicht auf dem Holzweg, egal wie nachhaltig das Holz ist.
FRANKREICH / KÜNSTLICHE INTELLIGENZ: Die Aufholjagd beginnt
Frankreich ist trotz härtester Konkurrenz aus den USA und China auf der KI-Weltkarte noch nicht abgeschrieben. Dies zeigen die Investitionsankündigungen, die Staatspräsident Emmanuel Macron im Februar 2025 auf dem Gipfel in Paris vorstellte: Vor allem internationale Akteure wollen 109 Mrd Euro in Frankreich in den Aufbau neuer Rechenzentren und die Infrastruktur investieren.
Für genug Platz und auch Energie ist gesorgt. Landesweit stehen 35 schlüsselfertige Industrieflächen mit einer Größe zwischen 18 und 150 ha und Anschluss an die Energienetze laut Regierung bereit.
Die angekündigten Investitionen sollen in den Auf- und Ausbau der gesamten KI-Wertschöpfungskette fließen. Die Regierung plant, nicht nur bei Rechenzentren, sondern auch bei der Herstellung von Halbleitern und Chips und der Entwicklung von Super- und Quantenkalkulatoren zu amerikanischen und chinesischen Konkurrenten aufzuschließen.
Modernste Umwelttechnologien für mehr Effizienz
Die angekündigten Investitionen in neue Rechenzentren sollen, fordert die staatliche Agentur für die ökologische Transformation ADEME, umweltverträglich erfolgen. Investoren in Rechenzentren werden Wege finden müssen, um den massiven Energie-, Wasser- und Ressourcenverbrauch der Großzentren einzuschränken. Dies erfordert von den Betreibern den Einsatz technologischer Lösungen in Bereichen wie Energie- und Wassereffizienz, Abwärmenutzung oder Recycling.
Dass internationale Investoren sich in Richtung Frankreich orientieren, hat einen guten Grund. Mit neun forschungsstarken Clustern und einer lebendigen Unternehmens- und Start-up-Szene bietet Frankreich für die internationale KI-Branche gute Entwicklungsmöglichkeiten.
Führend und international renommiert ist das Forschungscluster Paris-Saclay, das „französische Silicon Valley“.
Dort arbeiten Forscher von Weltrang, die Kooperation mit internationalen Branchengrößen wie Amazon oder Microsoft ist eng. Das World Economic Forum hat Paris-Saclay Ende Februar 2025 zum Standort des neuen „European Centre for AI Excellence“ ernannt.
Der Großraum Grenoble hingegen ist Großcluster für die Halbleiter- und Chipindustrie. Die Region verfügt mit dem CEA-Leti nicht nur über ein Halbleiterforschungszentrum von Weltrang. Auch die Halbleiterkonzerne STMicroelectronics und Soitec haben ihre Produktionsstätten in der Region.
Institutionen wie French Tech unterstützen eine lebhafte Szene an. Mehr als 600 Start-ups in Frankreich konzentrieren sich auf KI-Entwicklungen. Vor allem das Unternehmen Mistral AI sticht heraus: Das französische Scale-Up hat mit der Anwendung ChatPro eine französische Konkurrenz zu ChatGPT geschaffen und bringt diese auf den Markt. Seit Februar 2025 können Smartphonenutzer, die Mobilfunkverträge beim Telekomanbieter Free haben, ChatPro kostenlos auf ihren Smartphones nutzen.
Großkonzerne, insbesondere die in Frankreich starke Luft- und Raumfahrt- sowie Verteidigungsindustrie, fördern die KI-Szene. Durch Kooperationen und finanzielle Förderung unterstützen sie Start-ups bei der Überführung von Ideen in die industrielle Nutzung. So investiert Airbus über seinen Fonds AirbusVentures in KI-Unternehmen wie Bifrost. Thales Alenia Space treibt über sein 2014 gegründetes Innovation Cluster die Kooperation mit Start-ups voran.
Frankreich unterstützt die Entwicklung der Branche trotz einer angespannten finanziellen Haushaltslage strategisch und finanziell. Im Rahmen des Innovationsplans France 2030 stellt die Regierung bis 2030 knapp 2,5 Mrd Euro an Anschubförderung für innovative Lösungen bereit.
Die Nationale Strategie zu Künstlicher Intelligenz legt die Rahmenbedingungen und konkrete Förderziele fest. Die 2025 angekündigte dritte Etappe der Strategie sieht vor, KI in die Wirtschaft zu integrieren. Bislang hat Künstliche Intelligenz in den französischen Unternehmen, vor allem in der industriellen Produktion, noch nicht Fuß gefasst. Laut Eurostat setzten in Frankreich im Jahr 2024 nur knapp 10 % aller Unternehmen mit mehr als zehn Beschäftigten überhaupt eine Form von KI im Geschäftsbetrieb ein, gegenüber knapp 20 % in Deutschland und 13,5 % im gesamten EU-Raum.
GROSSBRITANNIEN / KONJUNKTUR: Fünf Jahre Brexit: Wirtschaftliche Vorteile bleiben bislang aus
Im Januar 2020 verließ das Vereinigte Königreich offiziell die Europäische Union. Politiker, die den Brexit unterstützten, feierten dies als historischen Tag für das Land und als Chance für wirtschaftlichen Aufschwung. Die Gegner befürchteten hingegen den Beginn einer Phase erheblichen wirtschaftlichen Niedergangs.
„Fünf Jahre nach dem Brexit lässt sich mit Sicherheit nur eines sagen: Die prognostizierten wirtschaftlichen Vorteile sind bislang ausgeblieben“, sagt Frank Liebold, Country Director Deutschland beim internationalen Kreditversicherer Atradius.
In der britischen Wirtschaft ist im Nachgang zum EU-Austritt Analysen zufolge eine Haushaltslücke von 140 Mrd Pfund entstanden. Die Bedingungen waren post-Brexit durch die Corona-Pandemie und den russischen Einmarsch in die Ukraine schwierig. Diese Herausforderungen wurden durch den Brexit weiter verschärft.
Seit dem Brexit hat Großbritannien eine höhere und hartnäckigere Inflation erlebt als Deutschland und die Eurozone. 2023 lag sie in UK bei 7,3 %, in Deutschland bei 6 % und in der Eurozone 5,4 %. Im letzten Jahr lagen die Werte in Großbritannien bei 2,5 und in der Eurozone bei 2,4 %. Ähnlich könnte es auch dieses Jahr sein.
Während die Inflationszahlen im Nachgang zum Brexit stiegen, brach 2020 in Großbritannien aufgrund der Pandemie das BIP ein. Mit minus 9,3 % verzeichnetet das Vereinigte Königreich den stärksten Einbruch im europäischen Vergleich. Darauf folgte 2021 eine Erholungsphase, mit 7,5 % Wachstum. In den Jahren 2022 und 2023 verlangsamte sich dieses Wachstum.
Neue Daten des IWF zeigen, dass das Vereinigte Königreich dieses Jahr die am schnellsten wachsende große europäische Volkswirtschaft sein könnte. Dennoch bleibt sie mit voraussichtlich 1,6 % unter der durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate vor dem Brexit von 2 %. Besonders der Handelsausblick bleibt äußerst unsicher.
Am 1. Januar 2021 trat das Handels- und Kooperationsabkommen nach einer zwölfmonatigen „Übergangsphase“ mit der Einführung neuer regulatorischer Hürden, Zollkontrollen und Ursprungsregeln für den Handel zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU in Kraft. Die Folge: Ein Rückgang der britischen Warenexporte. Laut einer Publikation des House of Commons aus dem Jahr 2024, überschritten die Exportzahlen Großbritanniens in den drei Jahren vor dem Brexit 170 Mrd Pfund im Jahr. Seit dem Ausscheiden aus der EU rangieren die Zahlen unter dieser Marke und beliefen sich im Jahr 2023 auf 153 Mrd Pfund.
Zwei Branchen sind besonders vom Brexit betroffen, der Agrarsektor und die Chemieindustrie. So leidet der britische Landwirtschaftssektor unter dem Arbeitskräftemangel im saisonalen Erntebetrieb. Verschärft wird die Situation dann noch durch den Ukraine-Krieg. Laut einer Umfrage der National Farmers‘ Union berichteten 40 % der Befragten von Ernteverlusten aufgrund fehlender Arbeitskräfte.
Probleme hat auch die Chemieindustrie, die ein wichtiger Bestandteil der britischen Wirtschaft ist. Zwei Drittel der Produktion werden exportiert, der Großteil davon in die EU. Ohne freien Zugang zum EU-Markt sind 70 % der britischen Exporte auf das Festland nun zollpflichtig, ebenso wie von dort kommende Rohstoffimporte.
GROSSBRITANNIEN / PERSONAL: Starkes Lohnwachstum setzt sich fort
Das Lohnwachstum im Vereinigten Königreich setzte sich zu Beginn des Jahres 2025 in einem starken Tempo fort. Laut dem britischen Statistikamt lagen die Wochenlöhne (ohne Prämien) in den drei Monaten bis Januar 5,9 % höher als im Vorjahr, gleichbleibend zum vorherigen Dreimonatszeitraum. Zuvor waren die Löhne drei Monate in Folge gestiegen.
Die Arbeitskosten spielen eine wichtige Rolle bei der Inflation im Dienstleistungssektor, die im Januar auf 5 % anstieg (gegenüber 4,4 % im Dezember). Die Arbeitslosigkeit lag in den drei Monaten bis Januar bei 4,4 % und damit auf dem gleichen Niveau wie im vorangegangenen Dreimonatszeitraum, aber immer noch über den 4 % der drei Monate bis August.
Die Schätzungen für die Zahl der Sozialhilfeempfänger stiegen im Februar gegenüber dem Vormonat um 44.200. Die monatliche PMI-Umfrage zeigt im Februar einen Rückgang der Beschäftigung, der seit der Finanzkrise 2008/09 nicht mehr beobachtet wurde (außer während der Pandemie).
Laut einem Bericht von KPMG und REC vom März stellen Unternehmen ihre Einstellungspläne aufgrund der schwachen Wirtschaftsaussichten und gestiegenen Kosten zurück oder schränken sie ein.
ITALIEN / ROHSTOFFE: Wasserstoffinvestitionen nehmen zu
Der geplante europäische Transportkorridor für Wasserstoff soll auch Deutschland mit Wasserstoff aus Nordafrika versorgen. Um das Projekt zu realisieren, haben die Regierungen von Deutschland, Österreich, Italien, Tunesien und Algerien im Januar 2025 in Rom eine gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnet.
Italien hat beim Bau strategische Bedeutung, denn durch dieses Land verlaufen sieben Zehntel der europäischen Strecke, die insgesamt 3.250 km lang ist. Zuständig für das italienische Wasserstoffnetz ist das Unternehmen Snam, das bereits die landesweiten Gas-Pipelines betreibt. Snam möchte die Wasserstoffleitung bis 2030 realisieren und kann dabei bestehende Gasröhren auf bis zu 70 % der Trasse umwidmen.
Nationale Strategie soll Investoren locken
Ende 2024 hat Italiens Regierung als zwanzigstes Land in der Europäischen Union eine Wasserstoffstrategie veröffentlicht. Den Plänen zufolge soll der Verbrauch von grünem Wasserstoff bis 2030 zunächst moderat auf 252 Kilotonnen im Jahr und danach deutlich stärker steigen. Bisher existieren in Italien nur kleine Pilotanlagen zur Elektrolyse mit Hilfe derer Wasserstoff gewonnen werden kann.
Für 2050 entwickelt die Strategie drei Szenarien. Diese sind von den Investitionen in Italien und in anderen Lieferländern abhängig. Der Verkehrssektor wird in jedem Fall Hauptabnehmer von Wasserstoff sein und 2050 zwischen 18 und 31 % seines gesamten Energiebedarfs damit bestreiten. Insgesamt kommt Wasserstoff im Straßenverkehr und in der Luftfahrt in weitaus stärkerem Maße zum Einsatz als im Bahn- und Schiffstransport.
Im verarbeitenden Gewerbe dürften 2050 die Stahl- und Chemieindustrie einschließlich der Ölraffinerien den höchsten Wasserstoffeinsatz haben. Es folgen die Glas-, Keramik- und Zementproduktion sowie Gießereien. Insgesamt werden energieintensive Industrien 2050 je nach Szenario zwischen 7 und 18 % ihres Energiedarfs mit Wasserstoff decken.
Neue Antriebe für den Verkehrssektor
Viele italienische Unternehmen erforschen innovative Wasserstoffanwendungen. Die Nutzfahrzeughersteller Iveco und Menarini bringen Brennstoffzellenmodelle auf den Markt. Der französische Technologiekonzern Alstom projektiert in seiner italienischen Niederlassung Savigliano neue Zugtypen mit Wasserstoffantrieb.
Der italienische Schiffbauer Fincantieri entwickelt entsprechende Schiffsmotoren. Yachtantriebe auf Wasserstoffbasis entwickeln zudem die Werften Sanlorenzo mit Siemens und Azimut mit Irem. Iveco, Alstom und Fincantieri erhalten Förderungen aus dem Hy2Tech-Programm der EU.
Damit der Verkehr zum wichtigsten Wasserstoffabnehmer werden kann, bedarf es auch eines dichten Tankstellennetzes. Ein solches existiert in Italien noch nicht. Die Betreibergesellschaften der Autobahnen am Brenner und zwischen Mailand und Serravalle projektieren erste Ladestationen und erhalten hierfür ebenfalls EU-Fördergelder. In Lamezia Terme realisiert der Investor Teca Gas für die dortige Autobahntankstelle eine eigene Elektrolyseanlage zur Herstellung von grünem Wasserstoff.
Erste energieintensive Erzeuger bauen eine eigene Wasserstoffproduktion via Elektrolyse auf. Die Iris Ceramica Group entwickelt für ihr Keramikwerk in Castellarano zusammen mit dem Technologieunternehmen Edison Next eine Anlage, die Wasserstoff aus der firmeneigenen Photovoltaikerzeugung generiert. Mitte 2024 wurde hierfür zunächst eine kleine Pilotanlage installiert.
Für das Industriegebiet von Frosinone errichten die Investoren Engie und Società Gasdotti Italia (SGI) eine Elektrolyse auf Basis von Solarenergie. Diese wird ab 2026 eine Kapazität von 5 MW haben.
Es bestehen auch Pläne für aus Atomstrom gewonnenen Wasserstoff. Der italienische Anlagenbauer Maire Tecnimont und der britische Technologieentwickler Newcleo haben 2024 angekündigt, hierfür kleine Nuklearrektoren für große Industrieanlagen zu entwickeln.
Maire Tecnimont arbeitet auch an einem Verfahren zur Wasserstoffproduktion aus Abfall, das in Genua, in Gela und in Empoli zum Einsatz kommen soll. Der Energiekonzern Eni will im Laufe von 2025 in Livorno in Anbindung an seine Bioraffinerie eine Elektrolyse aus Biomethan hochfahren.
In Cernusco sul Naviglio will De Nora 2030 eine grüne Elektrolyse von 2 GW in Betrieb nehmen. In Sestu errichtet Italgas bis 2028 eine Elektrolyse durch Solarstrom mit einer Jahresproduktion von 55 t. Ebenfalls aus Photovoltaik wollen die Investoren Hera und Snam in Modena ab 2026 etwa 400 t jährlich generieren.
Im selben Jahr will die Eneron-Gruppe in Belpasso die Erzeugung von 850 t grünen Wasserstoffs per annum aufnehmen. In La Spezia wird Enel 134 t erzeugen.
Enel und Eni errichten in Tarent ebenfalls eine Anlage für grünen Wasserstoff. Darüber hinaus ist die Hafenstadt einer von drei Standorten des Projektes Puglia Green Hydrogen Valley. Zusammen mit Anlagen in Brindisi und Cerignola bauen die Investoren Edison Next und Saipem eine Gesamtkapazität von 220 MW auf.
Erdgas und Erdöl haben 2023 noch 71,5 % des Energiedarfs gedeckt, erneuerbare Quellen nur 21 %. Italien muss fossile Brennstoffe importieren und hat hierfür im ersten Dreivierteljahr 2024 etwa 46,4 Mrd Euro ausgegeben. Erneuerbare Quellen befinden sich jedoch im Ausbau. Italien will laut Nationalem Energie- und Klimaplan bis 2030 regenerative Kapazitäten von 73 GW zubauen.
Osteuropa und Zentralasien
ALBANIEN / KONJUNKTUR: S&P hebt das Kredit-Rating auf BB an
S&P Global Ratings hat das langfristige Kredit-Rating Albaniens von BB- auf BB angehoben und den Ausblick als stabil bewertet. Dies spiegle die starke wirtschaftliche und fiskalische Entwicklung des Landes wider, teilte die Agentur mit. Darüber berichtet „SeeNews“. Zugleich bestätigte S&P das kurzfristige Kredit-Rating von B und hob die Bewertung zur Übertragbarkeit und Konvertibilität (T&C) von BB+ auf BBB- an. S&P erwartet, dass Albaniens BIP-Wachstum bis 2028 bei über 3 % bleiben wird.
ASERBAIDSCHAN / ENERGIEERZEUGUNG: Potenzial und politische Hürden
Am Stadtrand Bakus liegt ein dichter Schwefelgeruch in der Luft. Fackeln aus Ölraffinerien erleuchten den Nachthimmel und erinnern an die Industrie, die Aserbaidschan seit über einem Jahrhundert prägt. Das Land hat „Eurasianet“ zufolge großes Potenzial für erneuerbare Energien, insbesondere Wind und Solar, doch die Energiezukunft bleibt von fossilen Brennstoffen dominiert.
Aserbaidschan könnte ein Zentrum für erneuerbare Energien werden. Das Offshore-Windpotenzial im Kaspischen Meer wird auf 157 GW geschätzt, was weit mehr ist als die derzeitige Gesamtleistung von 8 GW. Abgeschlossene Verträge mit Masdar und Fortescue Industries versprechen zusätzliche 22 GW. Die sonnenverwöhnte Region Aran könnte Solarparks beherbergen, die mit denen in sonnigen Ländern konkurrieren könnten.
Doch diese Chancen bleiben ungenutzt, da die Regierung weiterhin Öl und Gas bevorzugt. Aserbaidschan hat mehrere Projekte für erneuerbare Energien angekündigt, doch der Fortschritt ist gemischt. Das 240 MW starke Shafag Solar Power Plant im Jabrayil-Distrikt, ursprünglich 2020 angekündigt, nahm den Bau erst Ende 2024 auf, die Fertigstellung wird für Dezember 2026 erwartet.
Trotz jahrelanger Machbarkeitsstudien gibt es noch keine Offshore-Windparks im Kaspischen Meer. Eine Studie von 2019 identifizierte 16 potenzielle Standorte für Windparks, aber die Entwicklung hat noch nicht begonnen.
Die aserbaidschanischen Beamten haben ein Ziel für 2030 gesetzt, wonach 30 % des Stroms aus erneuerbaren Quellen stammen sollen, doch der tatsächliche Fortschritt ist langsam. Hindernisse sind das Fehlen wettbewerbsfähiger Märkte, bürokratische Hürden und ein unklarer rechtlicher Rahmen. Statt einen offenen Markt zu schaffen, behält die Regierung die Kontrolle, ähnlich wie bei der Öl- und Gasindustrie.
Monopole verlangsamen grüne Transformation
Seit der Unabhängigkeit hat Aserbaidschan fünf bedeutende Energierechtsgesetze verabschiedet, doch erst 2021 wurde ein Gesetz für erneuerbare Energien erlassen, das Auktions- und Tarifsysteme für Projekte einführte. Trotz dieser Liberalisierungsmechanismen behält der Staat weiterhin die Kontrolle.
Ein Grund für das zögerliche Vorgehen ist, dass der Übergang zu erneuerbaren Energien die Einflussnahme staatlicher Monopole herausfordert. Dezentralisierte Energieproduktion durch lokale Solaranlagen könnte den Privatsektor und die Kommunen einbeziehen und die Macht der zentralisierten Versorgungsunternehmen verringern.
Aserbaidschanische Beamte weisen Kritik an der Energiepolitik zurück und betonen einen „grünen Energiemasterplan“ für 2030 sowie eine Vereinbarung zur Lieferung von Erdgas an die EU. Baku plant auch, Strom an die EU zu exportieren, doch Berichte zeigen, dass die fossile Brennstoffproduktion in den nächsten zehn Jahren um ein Drittel erhöht werden soll.
Der langsame Ansatz der Regierung dürfte politischer Natur sein. Erneuerbare Energien könnten dezentralisierte Produktionsstrukturen ermöglichen, was Aserbaidschans autoritärem Modell widersprechen würde. Öl und Gas werden von staatlichen Monopolen kontrolliert, während Solar-, Wind- und Wasserkraftprojekte den lokalen Gemeinschaften und Unternehmen ermöglichen könnten, ihre eigene Energie zu erzeugen und die Abhängigkeit von zentralen Netzen zu verringern. Dies könnte die Regierung in ihrer wirtschaftlichen Einflussnahme schwächen.
Um ein erneuerbares Projekt zu etablieren, sind mehrere bürokratische Schritte erforderlich, einschließlich Genehmigungen und Stromabnahmevereinbarungen mit staatlichen Unternehmen.
Erneuerbare Energieproduzenten werden über Auktionen ausgewählt, doch strategische Projekte können diesen Prozess umgehen. Dies verstärkt die staatliche Dominanz und schafft Unsicherheit für unabhängige Investoren.
Öl und Gas liefern sofortige Einnahmen, die dem Staat ermöglichen, soziale Programme zu finanzieren. Im Gegensatz dazu erfordern erneuerbare Energien langfristige Investitionen mit hohen Anfangskosten und verzögerten Rückflüssen, was sie in einem Umfeld, das schnelle Gewinne priorisiert, weniger attraktiv macht.
ASERBAIDSCHAN / LOGISTIK: Tor nach Asien
Aserbaidschan entwickelt sich zunehmend zu einem bedeutenden internationalen Logistikdrehkreuz. Durch den Ausbau der Verkehrsnetze stärkt das Land seine Rolle als Brücke zwischen Europa und Asien. Die Transport- und Logistikbranche des Südkaukasuslandes gilt als ein perspektivreicher Wirtschaftszweig mit vielfältigen Kooperations-, Liefer- und Investitionschancen.
Die Investitionen in den Transport- und Logistiksektor haben in den letzten Jahren stark angezogen. Sie könnten sich mittelfristig auf 2,5 Mrd bis 3 Mrd US-Dollar einpegeln. Allerdings ist die offizielle Statistik unvollständig. Ausgaben für Unternehmensumstrukturierungen, Dienstleistungen, Umweltprojekte und den Wiederaufbau der Region Karabach sind nur unzureichend berücksichtigt. Zahlreiche staatliche und private Initiativen beleben die Investitionen:
- ein Strategiedokument der Aserbaidschanischen Eisenbahn,
- ein Aktionsplan für den Ausbau der öffentlichen Infrastruktur,
- Modernisierungs- und Ausbaupläne für Straßenbau und Seetransport,
- Projekte für den Wiederaufbau und Ausbau der Verkehrsinfrastruktur in Karabach
- und neue Logistikprojekte privater Unternehmen.
Deutsches Know-how in verschiedenen Bereichen gefragt
Die damit verbundenen Investitionspläne bergen vielfältige Anknüpfungspunkte für eine Kooperation mit ausländischen Partnern. Geschäftsfelder für deutsche Unternehmen bieten Beratung, Zulieferungen sowie Aus- und Weiterbildung.
Deutsche Ingenieurgesellschaften wie SSF-Ingenieure und Kocks Consult sind bereits aktiv. Deutsche Bahnunternehmen erkundeten im Oktober 2024 in Baku Geschäftsmöglichkeiten mit aserbaidschanischen Partnern. Die Firmen repräsentieren Produktgruppen wie Schienenverbindungen, Übergangssysteme für Bahnen sowie Zugsteuerungs- und Sicherheitssysteme. Die Gespräche fanden im Rahmen einer vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderten Geschäftsanbahnungsreise statt.
Angesichts globaler Konflikte entlang traditioneller Transportwege gewinnen der transkaukasische und transkaspische intermodale Korridor an Bedeutung. So hat Aserbaidschan aufgrund seiner günstigen Lage an diesen Transportwegen gute Chancen, sich zu einem Knotenpunkt für den Gütertransport zu entwickeln.
Drehkreuz für internationalen Warentransit
Durch seine strategische Lage am Kaspischen Meer verbindet das Land Europa mit Asien und Russland mit dem Nahen Osten. Eine zentrale Rolle dabei spielen zwei Transportkorridore, die Aserbaidschan queren und in deren Ausbau sich das Südkaukasusland verstärkt einbringen will:
- der Mittlere Transportkorridor (Ost-West-Korridor) als Alternative zur nördlichen Route via Russland: von Südostasien/China nach Europa via Zentralasien, Kaspisches Meer, Aserbaidschan und Georgien und
- der sich in früher Entwicklungsphase befindende westliche Zweig des Nord-Süd-Transportkorridors: von St. Petersburg/Russland nach Indien (Hafen Mumbai) via Aserbaidschan, Iran, Persischer Golf/Arabisches Meer.
Branchenkenner schätzen, dass Aserbaidschan allein aus dem Nord-Süd-Korridor ab 2030 jährliche Einnahmen von 2,5 Mrd Dollar und mehr erzielen könnte. Weitere internationale Transportrouten sind geplant wie:
- Lapis-Lazuli-Korridor (Afghanistan – Turkmenistan – Aserbaidschan – Georgien/Türkei/Europa),
- Sangesur-Korridor (Aserbaidschan – Armenien – Nachitschewan – Türkei).
Sangesur-Korridor verspricht mehr Güterdurchfuhr
Aserbaidschan plant eine neue Transportroute, den Sangesur-Korridor, von der Hauptstadt Baku über die südarmenische Region Sjunik in die zu Aserbaidschan gehörige Autonome Republik Nachitschewan und weiter in die Türkei. Diese Route soll die Exklave Nachitschewan besser an das Mutterland anbinden und in den Mittleren Korridor integriert werden.
Durch diesen Verkehrsweg könnten zusätzlich 5 Mio bis 8 Mio t Güter über aserbaidschanisches Gebiet transportiert werden, so das aserbaidschanische Verkehrsministerium.
Ob die Route realisiert wird, ist unklar, da Aserbaidschan auf einen zollfreien Transit ohne Grenzkontrollen durch den 43 km langen armenischen Abschnitt besteht, was Armenien ablehnt.
2025 wird ein Meilenstein in den aserbaidschanisch-chinesischen Transportbeziehungen: Über 1.000 Container-Züge aus China sollen entlang des Mittleren Korridors jährlich Aserbaidschan erreichen (Transit- und Importgüter). Im Jahr 2024 waren es 358.
Ein weiterer Trend, von dem das Land profitiert: Zentralasiatische Binnenländer sehen die Kaukasusregion als Brücke zu europäischen Märkten. Usbekistan plant eine eigene Lagerinfrastruktur und einen Terminal im internationalen Seehafen Baku.
ESTLAND / E-COMMERCE: Digitaler Handel wächst zweistellig
Im vergangenen Jahr wuchs der Umsatz des estnischen E-Commerce im Vergleich zum Vorjahr um 18 %, erreichte 5,4 Mrd Euro und machte ein Viertel des gesamten Handels aus. Das berichtet „ERR.ee“. Der E-Commerce wachse jährlich um 10 bis 20 % und werde im kommenden Jahrzehnt voraussichtlich 40 bis 50 % des gesamten Handels ausmachen.
Im Jahr 2024 bestellten die Esten 17 Mio Pakete bei Paketautomaten, was einem Anstieg von 14% oder 2 Mio Paketen mehr als im Vorjahr entspricht. Im Durchschnitt wurden 1,4 Mio Pakete pro Monat mit einem Gesamtwert von 430 Mio Euro bestellt. Neben den Paketautomaten machen die Kuriersendungen etwa 15 bis 18 % des Gesamtvolumens aus. Den jüngsten Statistiken zufolge stammten 72 % der von estnischen Bürgern bestellten Pakete aus dem Inland, während 28 % grenzüberschreitende Sendungen waren.
Von den grenzüberschreitenden Paketen stammen den Angaben zufolge 80 % aus Asien, wo der durchschnittliche Wert der Pakete unter 30 Euro liegt. Außerdem wächst dieses Segment schneller als die Einkäufe in E-Shops, die ausschließlich in der estnischen Hauptstadt ansässig sind. Letztes Jahr war Temu demnach der größte Werber in der Region.
Unisend drängt in den umkämpften Paketmarkt
Unisend, ein Unternehmen im Besitz der litauischen Post, das im vergangenen Jahr in den estnischen Paketautomatenmarkt eingestiegen ist, hat in diesem Jahr rund 60 % des Paketvolumens von Temu übernommen. Um einen größeren Marktanteil zu gewinnen, muss es jedoch auch um estnische Kunden kämpfen. Der Markt für Paketautomaten wird von Omniva angeführt, das einen Anteil von 45 % hält, gefolgt von Smartpost mit 27 % und DPD mit 26 %. Der Marktanteil von Venipak liegt unter 2 %.
Die Estonian E-Commerce Association überwacht das Paketaufkommen in Zusammenarbeit mit Omniva, DPD, Smartpost und Venipak. Die Umsatzstatistiken werden in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Wirtschaft und Kommunikation und der Bank von Estland erstellt.
KASACHSTAN / ENERGIEERZEUGUNG: Wachsende Einflussnahme auf OPEC+
Kasachstan hat erneut sein Engagement für das OPEC+-Abkommen bekräftigt, plant jedoch gleichzeitig eine Produktionssteigerung im Jahr 2025. Dies weist auf einen wachsenden Einfluss auf die internationale Organisation hin, obwohl das Land kein Mitglied ist, berichtet „Central Times of Asia“.
Im Februar gab das kasachische Energieministerium eine Erklärung ab, in der es seine Einhaltung des OPEC+-Abkommens bestätigte. „Kasachstan wird in den Jahren 2025 und 2026 die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um seine Verpflichtungen zu erfüllen und die Überproduktion von 2024 auszugleichen“, hieß es in der Erklärung.
Die Regierung räumte ein, dass die Produktion 2024 aufgrund der Erweiterung des Tengiz-Feldes steigen würde, betonte jedoch die Bedeutung der Einhaltung der OPEC+-Verpflichtungen.
Im März stimmten große Ölproduzenten wie ExxonMobil, Total und Shell zu, die Ölproduktion in dem Land zu reduzieren, um sich an die OPEC+-Vorgaben zu halten. „Wir haben ihnen eine ziemlich ernsthafte Aufgabe gestellt, die Ölproduktion in Kasachstan zu reduzieren, um die geplanten Parameter zu erreichen. Das Gespräch war produktiv, und wir erhielten keine Ablehnungen“, sagte Energieminister Almasadam Satkaliyev.
Ähnliche Zusicherungen wurden im April 2024 gemacht, obwohl das Land seine März-Quote um 131.000 bpd überschritt.
Trotz dieser Verpflichtungen plant Kasachstan, 2025 mehr als 96,2 Mio t Öl und Gas-Kondensat zu produzieren, was einen Anstieg von 9,7 % im Vergleich zum Vorjahr (87,7 Mio t) bedeutet. Laut Energieminister Satkaliyev wird die Region Atyrau voraussichtlich 57,4 Mio t (plus 9,1 %) produzieren, die Region Mangistau 17,8 Mio t (plus 7,2 %), die Region Westkasachstan 12,9 Mio t (plus 4,9 %), während die Produktion in der Region Aktobe voraussichtlich leicht auf 4,7 Mio t (minus 2,1 %) sinken wird.
Experten stellen fest, dass diese Entscheidung Spannungen mit OPEC+-Mitgliedern, insbesondere Saudi-Arabien, verursacht. Oleg Chervinsky, „Oil and Gas of Kazakhstan, Facts and Comments“-Kolumnist, führt den Produktionsanstieg hauptsächlich auf die Erweiterung des Tengiz-Feldes zurück, dessen Betrieb im zweiten Quartal 2025 mit Investitionen in Höhe von 533 Mio US-Dollar beginnen soll. Weitere Investitionen in Höhe von 144 Mio US-Dollar werden in Karatschaganak getätigt, während an dem Offshore-Projekt Kalamkas-Sea-Khazar weiter gearbeitet wird.
Chervinsky argumentiert, dass Kasachstan trotz seiner Nichtmitgliedschaft zu einem Schlüsselakteur in OPEC+ geworden ist. Im März beschloss OPEC+, die Ölproduktion ab April um etwa 138.000 bpd zu erhöhen, die erste solche Entscheidung seit 2022. Der Schritt erfolgte angesichts einer schwachen globalen Nachfrage und den Forderungen des US-Präsidenten Donald Trump an Saudi-Arabien, die Produktion zu steigern.
Spannungen wegen Überschuss
Laut „Reuters“ spielte die überschüssige Produktion eine wichtige Rolle bei der Entscheidung von OPEC+. Drei Quellen innerhalb der Organisation berichteten, dass mehrere OPEC+-Mitglieder, darunter Saudi-Arabien, „empört“ über die rekordverdächtigen Produktionsmengen Kasachstans waren und verlangten, dass das Land die Überproduktion ausgleiche.
Doch wie Chervinsky hervorhebt, hat OPEC+ keine direkten Durchsetzungsmechanismen gegenüber Kasachstan, und die Regierung bleibt ihrem Plan treu, die Produktion 2025 um fast 10 % zu steigern.
KIRGISISTAN / AUSSENHANDEL: Grenzöffnung belebt Beziehung zwischen Käufern und Verkäufern
Nach der Wiedereröffnung der Grenze besuchen tadschikische Händler wieder die Märkte im kirgisischen Gebiet Batken – zur Freude der lokalen Bevölkerung. Laut der „Central Times of Asia“ zieht besonders der Wochenmarkt im Dorf AkTurpak Verkäufer und Käufer aus der gesamten Region und den Nachbarländern an.
Ein Hauptanziehungspunkt ist der begehrte Batken-Reis, den Wiederverkäufer in großen Mengen nach Usbekistan und Russland exportieren. An einem geschäftigen Markttag können bis zu 200 t Reis verkauft werden, berichten örtliche Händler.
Der Reisanbau erstreckt sich über 3.000 ha in dieser Grenzregion und ist eine zentrale Einkommensquelle für viele Landwirte. Auch die Bewohner der Grenzgebiete profitieren vom grenzüberschreitenden Handel. In vielen Fällen ist es günstiger, Obst und Gemüse in Tadschikistan zu erwerben als in den kirgisischen Bezirkszentren.
Am 13. März 2025 wurden die Grenzübergänge Kairagach und Kyzyl-Bel im Gebiet Batken nach der Unterzeichnung bilateraler Abkommen offiziell wieder geöffnet. Laut dem kirgisischen Grenzschutz überquerten zwischen dem 13. und 17. März rund 5.000 Menschen die Grenze, weitere 500 reisten per Flugzeug ein. Zuvor war der Grenzverkehr seit 2021 vollständig eingestellt.
ZENTRALASIEN / E-COMMERCE: Neue Steuerpläne gegen unfaire Konkurrenz
Kasachstan und Usbekistan wollen ausländische Online-Marktplätze stärker besteuern, um lokale Unternehmen vor ungleicher Konkurrenz zu schützen, wie die „Central Times of Asia“ berichtet.
Kasachische Abgeordnete kritisieren, dass Plattformen wie Temu, Amazon und AliExpress viermal weniger Steuern zahlen als inländische Anbieter. Während kasachische Marktplätze durchschnittlich 16,3 % ihres Umsatzes an den Staat abführen, sind es bei ausländischen nur 4,8 %.
Um dem entgegenzuwirken, müssen sich ausländische Plattformen ab März bei den Steuerbehörden registrieren und eine Mehrwertsteuer auf ihre Umsätze aus Kasachstan zahlen.
Auch Usbekistan plant ähnliche Schritte: Ab dem 20. März wird der Zugang zu Plattformen wie Temu eingeschränkt, sofern sie sich nicht steuerlich registrieren. Experten warnen, dass bei einem Rückzug ausländischer Anbieter die Preise für importierte Waren um 10 bis 12 % steigen könnten. Lokale Unternehmen begrüßen die Maßnahmen, um fairere Bedingungen zu schaffen.
Naher Osten und mittlerer Osten
ISRAEL / KÜNSTLICHE INTELLIGENZ: Vorsprung durch Technik?
Israel gilt als High-Tech-Nation und belegt dies auch mit einer führenden Position bei der Entwicklung der Künstlichen Intelligenz. Im Global AI Index des britischen Medienunternehmens Tortoise lag das Land 2024 auf Platz 9 von 83. Führend sind die USA, gefolgt von China.
Der Index erfasst eine Kombination aus Indikatoren in Clustern wie Fachkräfte, regulatorischer Rahmen, aber auch die Marktgröße und das Geschäftsumfeld. Daraus ergeben sich sowohl Rückschlüsse auf die absolute Leistungsfähigkeit der Länder als auch darauf, wie diese im Verhältnis zur Bevölkerungszahl und Wirtschaftskraft dastehen.
Ein genauerer Blick offenbart die Herausforderungen, vor denen Israel trotz der guten Position steht. So konnten Länder wie Frankreich oder Deutschland ihre Positionen in den vergangenen Jahren verbessern und Israel überholen, das 2021 noch auf Rang 5 des Global AI Index lag. Israel punktet vor allem mit der großen Zahl und der regen Aktivität von KI-Firmen sowie dem hohen technologischen Entwicklungsstand und den hoch qualifizierten Arbeitskräften. Dagegen gibt es bei der Politik der Regierung zur Förderung der KI-Branche erhebliche Mängel. Zudem läuft die Integration von KI-Lösungen in die lokale Wirtschaft und Verwaltung schleppend.
Trotz der gemischten Erfolgsbilanz bietet Israel ausländischen Unternehmen zahlreiche Chancen zur technologischen und kommerziellen Zusammenarbeit.
Im Dezember 2024 waren im Land 2.157 KI-Firmen tätig. Das geht aus der Datenbank der gemeinnützigen israelischen Organisation Start-up Nation Central hervor. Die Zahl entspricht 31 % aller israelischen Hochtechnologieunternehmen. Mit 66 % verfügten die meisten KI-Firmen über marktgängige Produkte.
Ein großer Teil der Unternehmen ist relativ klein. Im Dezember 2024 beschäftigten 45 % von ihnen bis zu zehn Mitarbeitende. Es gibt jedoch auch eine Reihe von größeren Unternehmen: Ende 2024 hatten 70 Unternehmen einen Personalbestand zwischen 200 und 500, immerhin 47 hatten mehr als 500 Mitarbeitende.
Überdies unterhalten 32 ausländische Unternehmen in Israel Forschungs- und Entwicklungs- oder Innovationszentren für KI. Die größten, mit jeweils mehr als 500 Mitarbeitern, gehören Amazon, Intel, Google, Microsoft, Motorola und Nvidia. Ende 2024 waren zudem 17 ausländische Wagnis- und Beteiligungskapitalfonds in der israelischen KI-Branche tätig.
Cybersecurity und Biowissenschaft als größte Nutzer
Das wichtigste Betätigungsfeld für KI im Land ist Software-Entwicklung. Nach Angaben des israelischen Think-Tanks RISE boten 2024 insgesamt 61 % aller KI-Unternehmen Lösungen für den Software-Bereich an. Hier spielt die Stärke Israels in der Entwicklung von Cybersecurity-Lösungen eine Rolle.
2023 gab es nach Angaben der Wagniskapitalgesellschaft YL Ventures einen Boom bei der Gründung von israelischen Cybersecurity-Start-ups. Diese würden mit dem Einsatz von KI nun den nächsten Schritt gehen, so eine Analyse des Unternehmens. An zweiter Stelle der KI-Nutzer lag der Biowissenschaftssektor. Andere Branchen spielten eine untergeordnete Rolle.
Laut einer Studie von Deloitte (mit F2 und Google) hat Israel vor allem bei der Entwicklung von KI-Anwendungen beste Chancen, sich als führender internationaler Standort weiterzuentwickeln. Das gelte insbesondere für solche Lösungen, die sich auf eine bestimmte Anwendungsbranche spezialisieren. In den letzten Jahren sei fast die Hälfte aller Investitionen in diesen Bereich geflossen. Auch für branchenübergreifende Mehrzwecklösungen sieht Deloitte hohes Entwicklungspotenzial. Den Bereichen Hardware, Infrastruktur und Cloud schreibt die Studie mittelhohe Wachstumschancen zu.
Harter Kampf um den Klassenerhalt
Bei allen Erfolgen hat die israelische KI-Szene auch grundlegende Schwächen. So sehen die Experten von Deloitte in Israel nur geringes Potenzial bei KI-Grundmodellen (Foundation Models) und bei der Anwendung des Quantencomputings zur Verbesserung von Algorithmen. In diesen Bereichen bestünden erhebliche Eintrittsbarrieren, vor allem wegen des massiven Investitionsbedarfs. Einem kleinen Land wie Israel falle es schwer, diese Barrieren zu überwinden.
Zudem verliert Israel nach Einschätzung der Israel Innovation an Attraktivität. Auch High-Tech-Investoren fürchten langfristige Folgen der innenpolitischen Spannungen und des Krieges im Gazastreifen. Bereits 2022 hätte sich zudem die ungenügende Unterstützung der Branche durch die Regierung bemerkbar gemacht.
Trotz mehrerer Anläufe ist die staatliche Finanzierung für KI ungenügend, ebenso wie der regulatorische Rahmen für die Integration der KI in die einheimische Wirtschaft und Verwaltung. Eine fehlende nationale Strategie zur Entwicklung der KI bemängelte Ende 2024 auch das Amt des Staatskontrolleurs.
Sorgen bereitet auch der zunehmende Mangel an hoch qualifizierten Arbeitskräften. In Berufen, die auf fortgeschrittene akademische Abschlüsse angewiesen sind, herrsche, so die Innovationsbehörde, erheblicher Mangel. Zudem wanderten zahlreiche Hochschulabsolventen ins Ausland ab.
Diese Herausforderungen schlagen sich inzwischen auch in Zahlen und Rankings nieder. In den Jahren 2022 und 2023 brachen die Investitionen in die israelische KI nach Ermittlungen des RISE-Instituts um kumuliert 71 % ein. Der Rückgang in Europa habe dagegen nur 24 und in den USA 27 % betragen. Und auch im Global AI Index von Tortoise Media könnte Israel bald aus den Top-Ten ausscheiden.
SAUDI-ARABIEN / INVESTITIONEN: How to Joint Venture
Die Gründung eines Joint Ventures in Saudi-Arabien kann für ausländische Investoren eine äußerst attraktive Option sein. Sie ermöglicht den Zugang zu lokalem Know-how, Marktkenntnissen, Geschäftskontakten sowie der Finanzkraft eines saudischen Partners. Darüber hinaus können potenzielle Skaleneffekte aus einer solchen Partnerschaft genutzt werden.
Trotz der offensichtlichen Vorteile einer Joint-Venture-Gründung in Saudi-Arabien sollten ausländische Investoren eine gründliche Planung durchführen, die sich auf finanzielle, rechtliche und strategische Aspekte konzentriert. Dieser Artikel bietet einen praktischen Leitfaden für die wichtigsten Überlegungen.
Ausländische Investoren müssen sich mit den lokalen steuerrechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen vertraut machen, um ihre Erfolgschancen zu optimieren.
Die vertraglichen Vereinbarungen mit dem/den lokalen Partner/n sollten die folgenden zentralen Punkte klar regeln:
- Kapitaleinlage: Die Parteien sollten klar definieren, welche Vermögenswerte (zum Beispiel Barmittel, geistiges Eigentum, Know-how) und in welcher Höhe sie in das Joint Venture einbringen. Dabei ist eine realistische Bewertung der eingebrachten materiellen und immateriellen Vermögenswerte erforderlich.
- Gewinnverteilung: Es muss festgelegt werden, wann, wie häufig und in welcher Höhe die im Joint Venture erwirtschafteten Gewinne an die Partner ausgeschüttet werden.
- Verlustverteilung: Die Parteien sollten vereinbaren, in welchem Verhältnis sie eventuelle Verluste des Joint Ventures tragen.
- Finanzierungsvereinbarungen: Es ist wichtig, verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten in Betracht zu ziehen, um den Betriebs- und Investitionskapitalbedarf des Joint Ventures zu decken. Dazu gehören beispielsweise Gesellschafterdarlehen sowie Scharia-konforme Finanzierungsformen wie Mudaraba und Murabaha.
- Steuerliche Regelungen: Die steuerlichen Verpflichtungen der Parteien müssen klar geregelt sein. Für ausländische Investoren gilt eine Körperschaftsteuer von 20 %, während saudische Partner eine Zakat-Abgabe von 2,5 % auf ihr Nettoeinkommen zahlen. Ausländische Investoren sollten zudem prüfen, ob Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) Vorteile wie Steuerbefreiungen oder -abzüge bieten. Deutschland hat übrigens kein DBA mit Saudi-Arabien abgeschlossen. Darüber hinaus können Unternehmen, die in den neu geschaffenen Sonderwirtschaftszonen (Special Economic Zones, SEZ) tätig sind, von erheblichen Steuererleichterungen profitieren.
- Exit-Strategien: Es ist ratsam, klare Exit-Strategien in den Vertrag aufzunehmen. Dazu gehören beispielsweise Klauseln über den Kauf oder Verkauf von Anteilen sowie Bewertungsmethoden für den Fall, dass eine Partei aus dem Joint Venture aussteigen möchte.
Ausländische Investoren sollten sich mit den relevanten rechtlichen Rahmenbedingungen in Saudi-Arabien vertraut machen. Dazu gehören insbesondere das saudische Gesellschaftsrecht, das Gesetz über ausländische Investitionen und seine Durchführungsvorschriften, das Gesetz zu Schiedsverfahren und Handelsgerichten sowie das Arbeitsrecht.
Rechtsformen von Gesellschaften
Investoren sollten die verschiedenen Rechtsformen von Gesellschaften verstehen, die für ein Joint Venture infrage kommen:
- Gesellschaft mit beschränkter Haftung (LLC): die häufigste Rechtsform für Joint Ventures, die einen flexiblen Rahmen und Haftungsbeschränkung bietet
- Aktiengesellschaft (JSC): wird häufig für große Projekte und Ventures mit erheblichen Kapitalanforderungen genutzt
- Vereinfachte Aktiengesellschaft (SJSC): Diese neue Rechtsform kombiniert Merkmale der LLC und der JSC und bietet größere Flexibilität in der Unternehmensführung.
Gesetz über ausländische Investitionen
Ausländische Investoren sollten sich mit den zentralen Bestimmungen des saudi-arabischen Investitionsrechts vertraut machen, da diese den rechtlichen Rahmen für ihre Geschäftstätigkeit im Königreich bilden. Die wichtigsten Aspekte sind:
- Genehmigung durch das Ministerium für Investitionen: Jede ausländische Investition muss von der saudischen Investitionsbehörde (Ministry of Investment of Saudi Arabia, MISA) genehmigt werden. MISA fungiert als zentrale Anlaufstelle (One-Stop-Shop) für alle erforderlichen Formalitäten, von der Unternehmensgründung bis zur Erteilung der notwendigen Lizenzen und Genehmigungen. Zu beachten ist, dass das bisherige Lizenzierungssystem in Kürze durch ein Registrierungssystem ersetzt wird, dessen genaue Rahmenbedingungen in den kommenden Durchführungsbestimmungen zum Investitionsgesetz festgelegt werden (voraussichtlich im Februar 2025). Der gesamte Lizenzierungsprozess wird elektronisch über das Saudi Business Center (SBC) abgewickelt, das alle Dienstleistungen für ausländische Investoren bündelt und sowohl die Unternehmensgründungen als auch die laufende Verwaltung erleichtert.
- Lockerung der Investitionsbeschränkungen: Saudi-Arabien hat die Bestimmungen für ausländische Investitionen deutlich gelockert und erlaubt nun bis zu 100-prozentige ausländische Beteiligungen an saudischen Gesellschaften in fast allen Branchen. Ausnahmen bestehen weiterhin in strategischen Bereichen wie Öl und Gas, Medien, Sicherheit und Verteidigung, die für ausländische Investoren nicht zugänglich sind.
Warum ist ISIC4 relevant?
Die Klassifizierung von Investitionstätigkeiten nach der International Standard Industrial Classification (ISIC), Version 4 (ISIC4), ist ein zentraler Aspekt für ausländische Investoren in Saudi-Arabien. ISIC4 ist ein international anerkanntes System zur Kategorisierung wirtschaftlicher Aktivitäten, das von den Vereinten Nationen entwickelt wurde.
Die richtige Klassifizierung der Investitionstätigkeit nach ISIC4 ist entscheidend, da sie sich direkt auf die Genehmigung und Regulierung durch MISA auswirkt. Die Wahl der richtigen Klassifikation beeinflusst:
Genehmigungsverfahren: MISA verwendet ISIC4 als Referenz für die Einordnung von Investitionsprojekten, doch die zuständigen Beamten sind oft nicht ausreichend mit den Details der Klassifizierung vertraut. Eine falsche Einstufung kann daher zu Verzögerungen oder unnötigen Einschränkungen führen.
Erlaubte Aktivitäten: Bestimmte Branchen unterliegen regulatorischen Beschränkungen oder besonderen Anforderungen. Eine genaue ISIC4-Klassifikation hilft dabei, unklare oder falsche Einschränkungen zu vermeiden.
- Investitionsanreize: Steuervergünstigungen und Anreize hängen häufig von der korrekten Branchenzuordnung ab. Die Wahl einer ISIC4-Kategorie, die der Geschäftstätigkeit der Joint-Venture-Gesellschaft am nächsten kommt, kann daher finanzielle Vorteile mit sich bringen.
- Mindestkapitalanforderungen: Die Wahl der ISIC4-Klassifikation kann direkte Auswirkungen auf das erforderliche Mindeststammkapital haben. So kann zum Beispiel für eine Geschäftstätigkeit mit Produktionsanteilen eine Industrielizenz erforderlich sein, die eine Mindestkapitalisierung von 1 Mio Saudi-Riyal (rund 254.000 Euro) erfordert.
- Handels-/Vertriebslizenzen: Jede Verkaufstätigkeit, sei es nach einer Produktionsphase oder durch Weiterverkauf, kann eine Handels- oder Vertriebslizenz mit erheblichen Kapitalanforderungen erfordern (mindestens 26.667.000 Riyal mit saudischer Beteiligung und 30 Mio Riyal bei 100% ausländischer Beteiligung). Daher sollte die Klassifizierung in bestimmte Handelsklassen vermieden werden, wenn die Kapitalanforderungen minimiert werden sollen.
- Dienstleistungsklassen: Tätigkeiten, die unter Dienstleistungsklassen fallen, erfordern in der Regel deutlich geringere Kapitalanforderungen.
Strategische Überlegungen
Das Verständnis der lokalen Kultur und Geschäftsetikette ist für den Erfolg eines Joint Ventures in Saudi-Arabien entscheidend. Persönliche Beziehungen und der Aufbau von Vertrauen spielen eine zentrale Rolle im Geschäftsleben.
Investoren sollten gründliche Due-Diligence-Prüfungen potenzieller lokaler Partner durchführen, einschließlich Finanzprüfungen und einer Überprüfung des Marktprestiges.
Es ist wichtig sicherzustellen, dass beide Partner ähnliche Geschäftsziele verfolgen, um Konflikte zu vermeiden.
Ein tiefgehendes Verständnis des geschäftlichen und sozialen Umfelds ist essenziell, um Missverständnisse oder negative Folgen zu vermeiden, die durch die Missachtung der vorherrschenden geschäftlichen, sozialen und religiösen Normen entstehen könnten. Dazu gehören beispielsweise die Vorliebe für persönliche Treffen, der hohe Stellenwert von vertrauensvollen Beziehungen sowie die Erwartung eines respektvollen Auftretens in Verhandlungen.
Praxistipp: Halten Sie die geschäftlichen Vereinbarungen in einem umfassenden Joint-Venture-Vertrag und einem detaillierten Geschäftsplan fest, der flexibel angepasst werden kann.
Ein klar strukturiertes Joint Venture sollte eine Matrix of Authority enthalten, die Rollen, Verantwortlichkeiten und Entscheidungsbefugnisse definiert. Besonders wichtige Entscheidungen sollten als Reserved Matters definiert werden, die der Zustimmung aller Partner bedürfen.
Investoren sollten robuste Lizenzvereinbarungen abschließen, um ihr geistiges Eigentum zu schützen, wenn sie Technologie oder Know-how in das Joint Venture einbringen. Vertraulichkeitsvereinbarungen und regelmäßige Audits können zusätzliche Sicherheit bieten.
Einhaltung lokaler Bestimmungen
Geldwäsche- und Antikorruptionsgesetz: Investoren müssen sicherstellen, dass sie die saudi-arabischen Gesetze zur Bekämpfung von Geldwäsche und Korruption einhalten. Dies beinhaltet die Durchführung von Due-Diligence-Prüfungen und die Einrichtung interner Compliance-Programme.
Arbeitsrecht und „Saudization“-Vorgaben: Ausländische Unternehmen müssen die Vorschriften des Nitaqat-Systems einhalten, das Quoten für die Beschäftigung saudischer Staatsangehöriger vorschreibt. Die Nichteinhaltung dieser Quoten kann zu Sanktionen führen oder die Möglichkeit einschränken, Arbeitsgenehmigungen für ausländische Mitarbeiter zu erhalten.
Streitbeilegung: Eine Streitbeilegungsklausel im Joint-Venture-Vertrag ist unerlässlich. Das saudische Schiedsrecht, das auf dem UNCITRAL-Modell basiert, bietet eine effektive Möglichkeit zur Beilegung von Streitigkeiten. Das Riyadh Commercial Arbitration Center und die International Chamber of Commerce (ICC) sind angesehene Schiedsinstitutionen, die häufig genutzt werden.
Empfohlene Klausel: „Alle Streitigkeiten aus oder im Zusammenhang mit diesem Vertrag werden endgültig nach den Regeln der Internationalen Handelskammer (ICC) durch einen oder mehrere Schiedsrichter endgültig entschieden. Der Schiedsort ist [Stadt, Land]. Die Schiedssprache ist Englisch.“
Die Gründung eines Joint Ventures in Saudi-Arabien bietet erhebliche Geschäftsmöglichkeiten, erfordert jedoch eine sorgfältige finanzielle, rechtliche und strategische Planung. Ausländische Investoren können ihre Erfolgschancen maximieren, wenn sie die lokalen Vorschriften und kulturellen Besonderheiten kennen. Die Zusammenarbeit mit erfahrenen Rechtsberatern, die mit den saudi-arabischen Gesetzen und Geschäftspraktiken vertraut sind, ist unerlässlich, um die Komplexität des Gründungsprozesses zu meistern und langfristigen Erfolg zu sichern.
Welt
WELT / GELDPOLITIK: Der Kampf ist noch nicht vorbei
Die Gesamtinflation in den wichtigsten Volkswirtschaften hat sich von ihren Höchstständen abgeschwächt und nähert sich dem von den meisten großen Zentralbanken angestrebten Ziel von 2 %. Diese Abschwächung ist in erster Linie auf Basiseffekte zurückzuführen, da kurzfristige Schocks bei den Lebensmittel- und Energiepreisen im Laufe der Zeit aus den jährlichen Berechnungen herausgefallen sind.
Trotz des jüngsten Anstiegs der Gesamtinflation scheinen die Zentralbanken im Allgemeinen der Ansicht zu sein, dass der Kampf gegen die Inflation gewonnen wurde und dass die Geldpolitik restriktiv genug ist, um eine Lockerung zu rechtfertigen. Sie gehen davon aus, dass der jüngste Anstieg der Gesamtinflation durch allmähliche Verlangsamung der Inflation im Dienstleistungssektor bis 2025 zunichtegemacht werden wird. Und dies, obwohl keine nennenswerte Produktionslücke zu erwarten ist.
Themen wie die möglichen globalen Auswirkungen der Zölle der Trump-Administration oder die deutliche Erhöhung des Mindestlohns in Großbritannien werden als einmalige Schocks betrachtet, die das Preisniveau nach oben korrigieren, ohne die Inflationsaussichten grundlegend zu verändern. Von den großen Zentralbanken spricht nur die Bank of Japan von der Notwendigkeit, die Geldpolitik zu straffen, um die Inflation zu kontrollieren.
In Großbritannien deuten die Inflationsprognosen der Bank of England darauf hin, dass die Bank auf dem besten Weg ist, ihr Inflationsziel entweder zu erreichen oder zu unterschreiten. Andere große Zentralbanken haben ähnliche Prognosen, die sich nur im Zeithorizont unterscheiden.
Sieben strukturelle Themen werden wohl die mittelfristigen Inflationsaussichten bestimmen: Mehr staatliche Interventionen, die Notwendigkeit höherer Verteidigungsausgaben, der Schuldenüberhang, die sich verschlechternde demografische Entwicklung, die Deglobalisierung, die Energiewende und der technologische Fortschritt.
Einer der wichtigsten Trends dürfte die Abkehr von der Globalisierung und die Hinwendung zur Deglobalisierung sein. Während die Disinflation durch billige Importe den inländischen Inflationsdruck in den meisten Industrieländern in den letzten 10 Jahren gedämpft hat, dürften inländische Faktoren in Zukunft viel wichtiger werden. Höhere Güterpreise dürften den Inflationsdruck künftig verstärken und es den Zentralbanken erschweren, ihre Inflationsziele nachhaltig zu erreichen.
In dem Maße, in dem die Deglobalisierung zu einer Verlagerung der Produktion weg von Niedrigkostenproduzenten führt, dürften die inländischen Arbeitskosten und Vorschriften bei der Gestaltung der Inflationslandschaft in den Industrieländern an Bedeutung gewinnen. Länder mit unflexiblen Arbeitsgesetzen, hohen Mindestlöhnen, strengen Umweltvorschriften und hohen lokalen Energiekosten könnten in Zukunft einem strukturell höheren Inflationsniveau ausgesetzt sein.
„Normalität“ noch in weiter Ferne
Es bleibt nach wie vor der Eindruck, dass einige Marktteilnehmer eine Rückkehr zu den sehr niedrigen Inflationsraten nach der globalen Finanzkrise erwarten. Sie sind der Ansicht, dass die Zentralbanken die Zinsen rasch senken müssen, um sicherzustellen, dass die Inflation nicht zu stark fällt, anstatt sich Sorgen über die Möglichkeit eines anhaltenden Inflationsdrucks in der Zukunft zu machen.
Interessanterweise sind einige der größten Befürworter dieser Ansicht die Zentralbanker selbst. So hat beispielsweise das jüngste Mitglied des geldpolitischen Ausschusses Großbritanniens, Professor Alan Taylor, vorgeschlagen, dass selbst das pessimistischste Inflationsszenario der Bank of England eine Lockerung um 150 Basispunkte gegenüber dem Höchststand der britischen Zinssätze erfordern würde. Nach Ansicht von Insight Investment werden aggressive Lockerungszyklen den sich aufbauenden Inflationsdruck nur noch weiter erhöhen, was die Zentralbanker in Zukunft bereuen könnten.
WELT / KONJUNKTUR: OECD senkt Prognosen – US-Zölle belasten
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum in den meisten Industrieländern etwas gesenkt. Die Prognose für den Anstieg des globalen Bruttoinlandsprodukts wurde für 2025 auf 3,1 % (zuvor: 3,3) und die für 2026 auf 3 % (3,3) gesenkt.
Die Daten für das US-Wachstum wurden auf 2,2 % (2,4) und 1,6 % (2,1) gesenkt und die Chinas mit 4,8 % (4,7) und 4,4 % (4,4) angegeben.
Dem Euroraum traut die OECD noch 1 % (1,3) und 1,2 % (1,5) Wachstum zu. Deutlich nimmt die OECD ihre BIP-Prognosen für Kanada und Mexiko zurück, die beide von erhöhten US-Einfuhrzöllen betroffen sind.
Kanadas BIP soll demnach nur noch jeweils um 0,7 % (2) steigen und Mexikos sogar um 1,3 % (plus 1,2) und 0,6 % (plus 1,6) sinken. Auf eine höhere Inflation muss sich demnach auch Deutschland einstellen – als einziges der drei großen Euro-Länder. Die OECD erwartet eine Teuerung von 2,4 % (2) und 2 % (1,9).
WELT / LOGISTIK: Chinas Expressroute nach Europa in Gefahr durch russische Beschlagnahmungen
Erst kürzlich bekräftigte die chinesische Führung ihre Unterstützung für den China-Europa-Eisenbahn-Express. Diese Landverbindung für den Güterverkehr ist zu einem Symbol für Beijings ehrgeizige Renaissance der alten Seidenstraße geworden. Die Realität sieht jedoch anders aus, wie die „South China Morning Post“ berichtet.
Der Verkehr auf der interkontinentalen Eisenbahnverbindung ist seit Monaten rückläufig. Grund ist eine Welle von Beschlagnahmungen durch russische Behörden, so Brancheninsider. „Wir haben es seit November nicht mehr gewagt, [Waren über die Eisenbahn] zu verschiffen“, sagte Andrew Jiang, Geschäftsführer der Speditionsfirma Air Sea Transport in Shanghai.
Im Oktober verhängte der Kreml ein Verbot für die Durchfuhr bestimmter Güter, insbesondere solcher mit doppeltem Verwendungszweck, wie mechanische und elektronische Produkte, die von westlichen Streitkräften in der Ukraine genutzt werden könnten. Tausende Container, die über die China-Europa-Bahnlinie transportiert wurden, waren betroffen.
Etwa 80.000 TEU pro Monat passieren diese Strecke, die Russland durchquert. Viele chinesische Frachtunternehmen erfuhren erst Wochen später von der Regeländerung, nachdem die russischen Behörden bereits große Mengen ihrer Fracht beschlagnahmt hatten. Oft hielten die russischen Behörden nicht nur verbotene Güter auf, sondern auch alle anderen Waren im selben Container oder sogar andere Container auf derselben Lkw-Platte, so Lois Mo, kaufmännischer Leiter der Speditionsfirma New Silk Road Intermodal.
Im Januar betrug das Gesamtvolumen der nach Europa gehenden Container, die über die Bahnstrecke befördert wurden, 80.249 TEU, ein Rückgang von 9,5 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, so die Daten der China Railway Container Transport Corp.
In seinem Arbeitsbericht an das oberste chinesische Parlament erklärte Premierminister Li Qiang vergangene Woche, China werde „den stabilen und reibungslosen Betrieb von Güterzügen zwischen China und Europa sicherstellen“.
Chinesische Unternehmen haben durch die Beschlagnahmungen schwere Verluste erlitten „Die Rückholung eines Containers aus Russland zu seiner ursprünglichen Station in China würde mehr als 40.000 US-Dollar kosten, und darin sind die Kosten für eventuelle Ladungsschäden nicht enthalten“, erklärte Jiang.
Derzeit ist es für jedes Frachtunternehmen, das Waren auf dem Landweg von China nach Europa transportieren möchte, sehr schwer, russisches Territorium zu vermeiden. Deshalb setzen Händler jetzt auf den Mittleren Korridor, der Russland umgeht und Waren über das Kaspische Meer transportiert. Diese Route erfordert jedoch mehrere Zug- und Fährenwechsel sowie viele Zollkontrollen. Starke Winde auf dem Kaspischen Meer haben seit November den Schiffsverkehr gestört, was Verzögerungen verursacht hat. Die Route ist daher langsamer und teurer als reguläre Seeverkehrsrouten, mit einer Lieferzeit von 60 bis 70 Tagen, so Mo.
WELT / SICHERHEIT: Keine konkreten Krisenpläne
Nur rund die Hälfte von 600 weltweit befragten Unternehmen haben einen konkreten Notfallplan im Falle einer Cyberattacke (56 %), eines Lieferkettenausfalls (58 %) oder des Angriffs eines aktivistischen Investors (54 %) in der Schublade. Dabei gibt es erkennbare Unterschiede zwischen nordamerikanischen und europäischen Unternehmen.
Besonders Unternehmen in Europa sowie weiteren Ländern im Nahen und Mittleren Osten und in Afrika (EMEA) haben in vielen Bereichen noch Potenzial zur Verbesserung. Das ist das Ergebnis einer Befragung durch den Think Tank Economist Impact im Auftrag der Unternehmensberatung FTI Consulting (NYSE: FCN).
Während in Nordamerika 70 % der Befragten auf einen aktivistischen Investor sowie 65 % auf Cyberangriffe konkret mit einem Notfallplan vorbereitet sind, haben dies von den europäischen Unternehmen jeweils nur 53 respektive 56 % angegeben. Immerhin: Für Lieferkettenausfälle sind nahezu drei von fünf Unternehmen auf beiden Seiten des Atlantiks vorbereitet.
Aber es gibt weitere Unterschiede: Während 70 % der amerikanischen Unternehmen sehr konkret auf Compliance-relevantes Fehlverhalten von Führungskräften vorbereitet sind, haben dies in Europa und weiteren Ländern der EMEA-Region nur etwas mehr als die Hälfte der Befragten angegeben (56 %). Für den Umgang mit geopolitischen Risiken haben 67 % jenseits des Atlantiks konkrete Pläne entworfen, hier sind es 54 %.
„Unternehmen in den USA sind intensive juristische Auseinandersetzungen gewohnt. Darum haben sie häufig einen deutlich stärken Fokus auf den Umgang mit Risiken“, sagt Stefan Heissner, Senior Managing Director sowie Risk- und Forensik-Experte bei FTI Consulting.
Fehlende Strukturen erschweren schnelle Bewältigung
So haben 42 % der in EMEA befragten Unternehmen explizit angegeben, über gar keine Notfallpläne für geopolitische Risiken zu verfügen (Nordamerika: 31 %). 40 respektive 39 % sind nach eigener Angabe überhaupt nicht auf Cyberattacken (Nordamerika: 33 %) und Fehlverhalten von Führungskräften (Nordamerika: 29 %) vorbereitet. Auf beiden Seiten des Atlantiks hat mehr als ein Drittel (37 respektive 35 %) der Unternehmen keine Antwort auf Lieferkettenausfälle.
„Dass ein erheblicher Teil der befragten Unternehmen keine klaren Vorbereitungen für konkrete Risiken getroffen hat, überrascht“, sagt Heissner. „Andererseits bestätigt es durchaus unseren Eindruck aus der Praxis: Wir sehen zu häufig, dass Unternehmen, die auf eine Krise reagieren müssen, mit zu langen Reaktionszeiten kämpfen.“
Die nordamerikanischen Unternehmen haben nicht nur für mehr Krisenszenarien konkrete Pläne ausgearbeitet. Sie zeigen sich auch deutlich selbstkritischer in Bezug auf ihre eigene Risikovorsorge. So sagen 41 % der amerikanischen Unternehmen, dass unklare Verantwortlichkeiten im Krisenmanagement sie davon abhalten, noch besser auf unerwartete Ereignisse vorbereitet zu sein – in EMEA erkennt etwa jedes vierte Unternehmen (26 %) dieses Problem.
Eine fehlende klare Strategie hinsichtlich der Risikotoleranz sehen 35 % der nordamerikanischen Unternehmen als Hindernis, in EMEA erkennt dies ebenfalls nur etwa ein Viertel der Befragten. Und während 28 % der Unternehmen in Nordamerika eine fehlende Risiko-Kultur im eigenen Unternehmen bemängeln, sind es hier nur 23 %.
„Die Unternehmen in Nordamerika sind selbstkritischer hinsichtlich ihrer Krisenpräventionsfähigkeit. Da verwundert es nicht, dass sie häufiger konkrete Notfallpläne ausgearbeitet haben“, sagt Heissner. „Besonders für Unternehmen, die sich in einer schwächeren finanziellen Lage befinden, können einmalige Krisenereignisse einen erheblichen Schaden anrichten. Das kann sie langfristig schwächen oder sogar in ihrer Existenz bedrohen. Es ist darum höchste Zeit, dass auch europäische Unternehmen ihre Risikovorsorge intensivieren und konkrete Notfallpläne entwerfen.“
WELT / WIRTSCHAFT & POLITIK: Globaler Handel erreicht Rekordhöhe – Hohe Zölle trüben die Aussichten
Der Welthandel erreichte im vergangenen Jahr ein Rekordvolumen von 33 Bill US-Dollar, doch die Unsicherheit trübt die Aussichten, wie das Global Trade Update von UNCTAD analysiert. Heute werden etwa zwei Drittel des internationalen Handels ohne Zölle abgewickelt, entweder weil die Länder beschlossen haben, die Zölle im Rahmen der Meistbegünstigung zu senken, oder durch andere Handelsabkommen.
Für den restlichen internationalen Handel gelten jedoch oft sehr hohe Abgaben, die von Sektor zu Sektor sehr unterschiedlich sind. Entwicklungsländer sind generell mit höheren Zöllen konfrontiert, die den Marktzugang einschränken. So werden beispielsweise auf Agrarexporte aus diesen Ländern im Rahmen der Meistbegünstigung durchschnittlich fast 20 % Einfuhrzölle erhoben.
Für Textilien und Bekleidung gelten dagegen nach wie vor mit die höchsten Zölle, was die Wettbewerbsfähigkeit der Entwicklungsländer in diesen Branchen einschränkt. Die Zolleskalation hält die Entwicklungsländer davon ab, Waren mit hohem Mehrwert zu exportieren, und behindert die Industrialisierung.
Dies bezieht sich auf die Praxis, höhere Zölle auf Fertigwaren zu erheben als auf Rohstoffe oder Zwischenprodukte. Diese Zollstruktur, die die heimische Industrie schützen soll, schreckt auch die verarbeitende Industrie in den Ländern ab, die Rohstoffe produzieren, und verhindert so den Aufstieg in der Wertschöpfungskette.
Der Welthandel erreicht laut UNCTAD im Jahr 2024 ein Rekordvolumen von 33 Bill Dollar und wächst um 3,7 % (1,2 Bill Dollar). Die meisten Regionen verzeichneten ein positives Wachstum, mit Ausnahme von Europa und Zentralasien. Der Dienstleistungssektor war mit einem jährlichen Wachstum von 9 % und einem Zuwachs von 700 Mrd Dollar (fast 60 % des Gesamtwachstums) führend bei der Expansion.
Der Warenhandel wuchs um 2 % und trug 500 Mrd Dollar bei. Das Gesamtwachstum des Handels verlangsamte sich jedoch in der zweiten Hälfte des Jahres 2024, wobei der Warenhandel im vierten Quartal um weniger als 0,5 % und der Dienstleistungshandel um nur 1 % wuchs.
Die sich entwickelnden Volkswirtschaften übertrafen die Industrieländer mit einem Anstieg der Importe und Exporte um 4 % für das Jahr und um 2 % im vierten Quartal, was hauptsächlich auf Ost- und Südasien zurückzuführen ist. Währenddessen stagnierte der Handel der Industrieländer im Jahresverlauf und ging im letzten Quartal um 2 % zurück.
Zudem weiteten sich die Ungleichgewichte im Warenhandel aus. Das Handelsdefizit der USA mit China erreichte minus 355 Mrd Dollar und dehnte sich im vierten Quartal um 14 Mrd aus, während das Defizit mit der EU um 12 Mrd Dollar auf minus 241 Mrd anstieg.
Unterdessen erreichte Chinas Handelsüberschuss den höchsten Stand seit 2022, und die EU kehrte frühere Defizite um und verzeichnete einen Handelsüberschuss für das Jahr, was durch hohe Energiepreise begünstigt wurde.
Anfang 2025 blieb der Handel UNCTAD zufolge stabil, doch die zunehmenden geoökonomischen Spannungen, protektionistische Maßnahmen und Handelsstreitigkeiten deuten auf bevorstehende Störungen hin
WELT / ZOLL: Stahlgewitter zieht auf
Die Europäische Union will ihre Stahlimporte angesichts des weltweiten Überangebots um 15 % senken, da die Stahlbranche auch mit den Auswirkungen der US-Handelszölle zu kämpfen hat. Die Europäische Kommission erklärte, sie werde einen kurzfristigen Mechanismus zum Schutz der Stahlindustrie der EU verstärken.
In einer Branche, die weltweit von Überkapazitäten überschwemmt wird, sind die europäischen Stahlhersteller von hohen Energiepreisen, der Konkurrenz durch billigere Importe aus Asien und der zuletzt gedämpften Nachfrage betroffen. Analysten zufolge könnten die von der Trump-Administration eingeführten Zölle die Hersteller dazu veranlassen, ihre Exporte nach Europa umzulenken.
Die Kommission hat angekündigt, dass sie ihre sogenannten Stahlschutzmaßnahmen gegen weltweite Überkapazitäten – mit denen sie Zölle auf Stahleinfuhren erhebt, die über dem historischen Handelsniveau liegen – ab April anpassen wird, um die Einfuhren um 15 % zu senken.
Längerfristig arbeite die Kommission an einer Verschärfung der derzeitigen Schutzmaßnahmen, die im Juni nächsten Jahres auslaufen sollen, so die Kommission. Der Vorschlag werde bis zum dritten Quartal vorgelegt werden.
Die EU wird eine Mindestanforderung für sauberen, in Europa hergestellten Stahl im öffentlichen Beschaffungswesen einführen und kündigte an, dass sie versuchen werde, die Vorschriften zu ändern, um zu verhindern, dass außerhalb der EU hergestellter Stahl als lokales Produkt verkauft wird, nachdem er in Europa einer geringfügigen Umwandlung unterzogen wurde, sagte Industriekommissar Stephane Sejourne bei einer Pressekonferenz.
Die Kommission erklärte, dass Länder wie China und Indien sowie andere Länder im Nahen Osten ihre Produktionskapazitäten mithilfe von Subventionen ausgebaut hätten, während die Produktion und die Kapazitäten in der EU rückläufig waren. Zudem beabsichtigt sie, Aluminium auf dem europäischen Markt im Hinblick auf die Einführung ähnlicher Schutzmaßnahmen zu bewerten.
Mehr als die Hälfte der Produktionskapazitäten für Primäraluminium in der EU sind seit 2021 ungenutzt, und die derzeitige Auslastung der Stahlkapazitäten in der EU von etwa 65 % sei nicht nachhaltig, so die Kommission.
Der Plan der Kommission liefere die richtige Diagnose für die Herausforderungen, vor denen die Industrie steht, aber konkrete Maßnahmen müssten rasch folgen, hieß es vom Europäischen Stahlverband.
Thyssenkrupp hatte im November angekündigt, 11.000 Arbeitsplätze in seinem Stahlgeschäft zu streichen, was etwa 40 % der Belegschaft entspricht, um seine Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.
Schätzungen zufolge wird die weltweite Überkapazität an Stahl im Jahr 2024 mehr als das Viereinhalbfache des jährlichen EU-Verbrauchs betragen, so die Kommission unter Berufung auf die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Indien erhebt 12 %
Doch nicht nur die EU will den eigenen Markt schützen. Indien hat eine vorübergehende Abgabe von 12 % auf die Einfuhr bestimmter Stahlerzeugnisse, unter anderem aus China und Vietnam, vorgeschlagen.
Die indische Generaldirektion für handelspolitische Maßnahmen erklärte in einer Bekanntmachung, dass für 200 Tage ein vorläufiger Schutzzoll von 12 % angemessen ist, um die ernsthafte Schädigung der heimischen Industrie zu beseitigen.
Die Steuerempfehlung erfolgte, nachdem die indischen Behörden im Dezember 2024 eine Untersuchung eingeleitet hatten, nachdem der indische Stahlverband Schutzmaßnahmen beantragt hatte, weil er einen plötzlichen, erheblichen Anstieg der Stahleinfuhren befürchtet hatte.
Das Handelsministerium erklärte, dass US-Zölle die Umlenkung von Stahl nach Indien verursachten und Importsteuern eine geeignete Maßnahme gegen eine schädliche Importschwemme seien.
Die DGTR hat zur Stellungnahme zu den Ergebnissen innerhalb von 30 Tagen aufgefordert und wird nach Anhörungen eine endgültige Entscheidung über den vorgeschlagenen Zoll treffen.
Trotz Zollrisiken wird die indische Stahlnachfrage im nächsten Geschäftsjahr, das im April beginnt, um etwa 10 % steigen, so Fitch.