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Länder- und Marktinformationen 3/2025

Afrika

ÄGYPTEN / ENERGIEDISTRIBUTION: Bayern kooperiert bei Wasserstoff

Bayern will Ägypten bei der Errichtung einer Wasserstoffwirtschaft unterstützen. Zu diesem Zweck hat Bayerns Wirtschaftsstaatssekretär Tobias Gotthardt mit deutschen und ägyptischen Vertretern von Politik und Wasserstoffwirtschaft einen Arbeitsplan zur Kooperation unterzeichnet. „Damit wurde ein bedeutender Grundstein für die Vernetzung zwischen Bayern und Ägypten gelegt“, heißt es in einer Mitteilung des bayerischen Wirtschaftsministeriums in München.

Mit ihrer Expertise in Forschung und Technologie sollen bayerische Organisationen Ägypten beim Aufbau einer modernen Wasserstoffinfrastruktur unterstützen. „Gleichzeitig eröffnet das große Potenzial Ägyptens für grünen Wasserstoff neue Chancen für die bayerische Wirtschaft – sei es beim Import oder bei der Entwicklung gemeinsamer Projekte. Wasserstoff verbindet – als Innovationstreiber und als Motor für die Zukunft Bayerns und Ägyptens“, erklärte Gotthardt in einem Statement.

Ägypten kann für die Wasserstoffversorgung Deutschlands eine wichtige Rolle spielen. Im Juli 2024 organisierte die deutsche Wasserstoff-Plattform H2 Global eine erste Auktion zum Import des Gases und dessen Derivaten wie Ammoniak.
Dabei erhielt Ägypten den ersten Zuschlag zur Lieferung von grünem Ammoniak nach Deutschland. Zwischen 2027 und 2033 sollen rund 260.000 t exportiert werden. Dies entspreche in der Summe mehr als 10 % der jährlichen deutschen Produktion, hieß es damals in der Mitteilung des Bundeswirtschaftsministeriums in Berlin.

Hohe CO₂-Einsparung

Der Zuschlag der ersten Ausschreibung für grünen Ammoniak ging an das Unternehmen Fertiglobe mit Sitz in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die Produktion, die im Rahmen von H2 Global importiert wird, erfolgt in Ägypten. Dazu werden im Land 273 MW an erneuerbaren Energieanlagen errichtet. Dies führe zu einer jährlichen Einsparung von 93.000 t CO₂-Emissionen gegenüber fossilen Brennstoffen, hieß es weiter.

H2 Global ist eine Plattform zum Import von grünem Wasserstoff und dessen Derivaten. Sie wurde mit Unterstützung des Bundeswirtschaftsministeriums und Fachleuten unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit und des Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verbands entwickelt. Das Konzept sieht vor, Angebot und Nachfrage über einen Doppelauktionsmechanismus zusammenzubringen.

ÄGYPTEN / INDUSTRIE: Exporte steigen um über 7 %

Laut einem Bericht des ägyptischen Regierungskabinetts, der dem Nachrichtenportal „Egypt Today“ vorliegt, verzeichnete das verarbeitende Gewerbe außerhalb des Erdölsektors im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2024/2025 einen deutlichen Wachstumsanstieg um 5,9 Prozentpunkte auf 7,1 %, verglichen mit nur 1,2 % im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Zudem weist der Bericht einen 73,8-prozentigen Anstieg der Industrieexporte in den letzten 10 Jahren aus, die von 18,7 Mrd US-Dollar auf 32,5 Mrd bis Ende 2024 kletterten.
Darüber hinaus wuchs laut „Egypt Today“ die Zahl der Industriezonen in Ägypten um 21,5 %, von 121 Zonen im Jahr 2014 auf 147 Zonen im vergangenen Jahr.

Auch die öffentlichen Investitionen in der Nicht-Erdöl-Produktion verzeichneten ein starkes Wachstum: Sie erhöhten sich in der Dekade 2014 bis 2024 um 205,8 % auf 15,9 Mrd ägyptische Pfund (rund 300 Mio Euro), verglichen mit 5,2 Mrd im Jahr 2014.

In dem Bericht werden verschiedene von der Regierung geleitete Pläne zur Beschleunigung der industriellen Entwicklung dargelegt. Dazu gehört die Nationale Industriestrategie (2024 bis 2030), die darauf abzielt, den Beitrag des Sektors zum BIP bis 2030 von 14 auf 20 % zu erhöhen.

Schlüsselbranchen werden gezielt unterstützt

Um das Wachstum des Privatsektors zu unterstützen, führte die Regierung das Programm zur Finanzierung von Industrieinvestoren (2024) ein, das Finanzfazilitäten in Höhe von 30 Mrd Pfund bereitstellt, um Investoren bei der Anschaffung von Maschinen, Anlagen sowie Produktionslinien zu unterstützen.

Diese Initiative konzentriert sich auf sieben Schlüsselindustrien, darunter die pharmazeutische Industrie, die Lebensmittelverarbeitung sowie die Textil- und Bekleidungsindustrie.

Eine weitere Initiative ist das Gas Debt Repayment Program, das vom Ministerium für Erdöl und Bodenschätze ins Leben gerufen wurde. Dieses Programm zielt darauf ab, die finanzielle Belastung für industrielle Investoren zu verringern, indem es 1.700 Unternehmen – 50 % der gesamten industriellen Gasverbraucher Ägyptens – ermöglicht, überfällige Gaszahlungen mit minimalen Vorabkosten und ohne Zinsbelastung zu begleichen.

Der Bericht hebt zudem einige sich gut entwickelnde Projekte hervor und liefert Zahlen. Robeiky Leather City, ein 506 ha großes Industriezentrum, hat sich laut Regierungsbericht zu einem Eckpfeiler der ägyptischen Lederindustrie entwickelt. Derzeit seien in der ersten Phase 213 Fabriken in Betrieb, während in der zweiten 135 Fabriken ihre Produktion aufnehmen werden und in der dritten Phase 43 weitere voll ausgestattete Fabriken zur Verfügung stehen werden.

Ein weiteres Großprojekt ist Gypto Pharma City, das größte pharmazeutische Produktionszentrum im Nahen Osten. Die Stadt, die derzeit 65 Mio Arzneimittelpackungen pro Jahr herstellt, soll ihre Produktion auf 150 bis 200 Mio Packungen pro Jahr steigern und Ägypten als regionalen und weltweiten Marktführer in der Arzneimittelherstellung positionieren.

Darüber hinaus spiele die Silo Foods Industrial City eine zentrale Rolle in der ägyptischen Ernährungssicherheit und Exportstrategie. Die Anlage, die zur Unterstützung des nationalen Schulernährungsprogramms konzipiert wurde, erstreckt sich über 17 ha und verfügt über eine jährliche Produktionskapazität von 750.000 t, so der Bericht.

MAROKKO / ENERGIEDISTRIBUTION: Somagec baut Stromverbindung aus

Der marokkanische Konzern Somagec hat eine vorläufige Vereinbarung über den Bau einer Stromverbindung zwischen Angola und der Demokratischen Republik Kongo für 1,3 Mrd US-Dollar unterzeichnet, berichtet „The North Africa Post“. Das Projekt werde laut dem Unternehmen die Integration des Energiemarktes in der Region fördern, in der der Zugang zu Strom noch immer gering ist.

Die Hochspannungsleitungen dürften Angola außerdem in die Lage versetzen, seinen Energieüberschuss in die Nachbarländer zu exportieren.
Das Projekt unterstreiche auch die Investitionsanstrengungen marokkanischer Privatunternehmen auf dem gesamten Kontinent.

MAROKKO / ROHSTOFFE: 30 Mio Euro für Wasserstoffprojekt

Der von der KfW-Bankengruppe und der KGAL Investment Management GmbH & Co. KG verwaltete PtX-Entwicklungsfonds unterstützt die Wasserstoffplattform „Jorf“ in Marokko mit 30 Mio Euro. Bei dem Fördertopf handelt es sich um einen vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) initiierter Fonds, der mit insgesamt 270 Mio Euro ausgestattet ist.

Er fördert den Aufbau lokaler Wertschöpfungsketten und die Nutzung von Wasserstoff sowie seinen Derivaten in Entwicklungs- und Schwellenländern. Ziel des Fonds ist es, die soziale, ökologische und wirtschaftliche Transformation dieser Länder zu unterstützen, insbesondere im Rahmen einer „Just Transition“. Der Fonds ist Teil der PtX (Power to X)-Plattform der KfW-Bank. Diese ermöglicht die Finanzierung von kapitalintensiven Power-to-X-Projekten, die noch nicht bankfähig sind.

Nach Prüfung von 98 Bewerbungen aus sieben Ländern wurde das Vorhaben des Projektentwicklers Hydrojeel (OCP-Gruppe) in Marokko ausgewählt. Der Fördervertrag wurde, wie KfW und KGAL in einer gemeinsamen Mitteilung bekannt geben, am 12. Februar in Casablanca im Nordwesten Marokkos unterzeichnet, im Beisein von Vertretern der deutschen Entwicklungszusammenarbeit sowie der KfW.

Die Wasserstoffplattform Jorf entsteht im Industriepark am Hafen von Jorf-Eljadida. Dort soll ab Ende 2026 jährlich 100.000 t grünes Ammoniak produziert werden, wie die Partner erklären. Das Projekt soll eine Einsparung von rund 300.000 t Kohlenstoffdioxid-Emissionen ermöglichen. Der für die Ammoniakproduktion benötigte Wasserstoff soll mit Solar- und Windenergie vor Ort erzeugt werden. Genauere Leistungs- und Erzeugungsdaten wurden zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht bekannt. Nur so viel: Die Initiative dient dazu, Marokkos Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu verringern, Arbeitsplätze zu schaffen und eine technologische Zusammenarbeit mit lokalen Forschungs- und Bildungseinrichtungen zu etablieren.

Langfristige Strategie für erneuerbare Energien

Die OCP-Gruppe plant, die Produktionskapazität für grünes Ammoniak bis 2027 auf 1 Mio t und bis 2032 auf 3 Mio t zu erhöhen. In der Anfangsphase werde der erzeugte Wasserstoff für die Herstellung nachhaltiger Düngemittel genutzt, wodurch Marokko unabhängiger von Importen werden soll. Gleichzeitig will das Land langfristig eine vollständig erneuerbare Energieversorgung für seine Düngemittelproduktion sicherstellen.

Marokko wurde für den PtX-Entwicklungsfonds aufgrund seiner geographischen Vorteile für erneuerbare Energien sowie seiner ambitionierten Wasserstoffstrategie ausgewählt. Die zweite Bewerbungsrunde für neue Wasserstoffprojekte läuft bereits. Interessierte Unternehmen können sich bis einschließlich zum 5. März 2025 um Fördermittel bewerben.
Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Bewerbung finden sich auf der Internetseite des PtX-Entwicklungsfonds.

Amerika

ARGENTINIEN / KONJUNKTUR: Erste Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung

Die jüngste Entwicklung des Verbrauchervertrauens in Argentinien zeigt erste Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung, wie aus einer Analyse von Quasar Elizundia, Expertenforscher für Strategien bei Pepperstone, hervorgeht.

Laut dem Verbraucherindex (ICC) stieg das Vertrauen um 31,13 % im Jahresvergleich, verzeichnete jedoch einen Rückgang von 0,3 % im Februar. Diese Entwicklung spiegelt die duale Lage wider, bei der moderate Erwartungen an die Zukunft (plus 1,33 %) den Rückgang der Wahrnehmung der gegenwärtigen Bedingungen (2,76 %) kontrastieren.

Der Leading Indicator stieg im Januar um 1,12 % und 5,14 % im Jahresvergleich, gestützt durch starke Autoverkäufe, eine Erholung im Bausektor und steigende Soja-Preise.
Der ICC im Februar lag bei 47,3 Punkten, knapp unter dem höchsten Stand seit November 2023. Die Sub-Indizes zeigen jedoch unterschiedliche Entwicklungen: Die Kaufabsicht für langlebige Güter fiel auf 34,4, die persönlichen Finanzbedingungen sanken auf 49,54, während die makroökonomischen Bedingungen leicht auf 57,83 anstiegen.

Regionale Unterschiede bestehen weiterhin: Während Buenos Aires monatlich zulegte, verzeichnete der Rest des Landes einen Rückgang von 3,84 %.
Die Daten bestätigen, dass die wirtschaftliche Erholung des Landes fragil und ungleichmäßig bleibt. Das Wachstum des Verbrauchervertrauens von über 30 % im Jahresvergleich lässt jedoch auf Verbesserungen hoffen, sofern die äußeren Bedingungen günstig bleiben.

BRASILIEN / AUSSENHANDEL: Neues Mitglied für OPEC+

Die brasilianische Regierung hat den Beitritt zur OPEC+, einer Gruppe großer Erdöl exportierender Länder, beschlossen und damit die Entwicklung des Landes zu einem großen Erdölstaat nur neun Monate vor der Ausrichtung des jährlichen Klimagipfels der Vereinten Nationen signalisiert, berichtet „Jakarta Globe“.

Die Zustimmung des Nationalen Rates für Energiepolitik erfolgte als Reaktion auf eine offizielle Einladung im Jahr 2023. Die Gruppe umfasst die 12 Mitglieder der OPEC, die seit langem die Ölproduktion zur Stabilisierung der Märkte koordiniert, sowie 10 weitere bedeutende Öl produzierende Länder, von denen Russland bei weitem das größte ist.

Obwohl sich die Nicht-OPEC-Mitglieder verpflichten, mit den OPEC-Ländern zusammenzuarbeiten, wird Brasilien keine verbindlichen Verpflichtungen wie etwa Produktionskürzungen eingehen, sagte Bergbau- und Energieminister Alexandre Silveira auf einer Pressekonferenz.

Silveira bezeichnete die OPEC+ lediglich als „ein Forum zur Diskussion von Strategien zwischen den Öl produzierenden Ländern. Wir sollten uns nicht schämen, Ölproduzenten zu sein. Brasilien muss wachsen, sich entwickeln und Einkommen und Arbeitsplätze schaffen“.

Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat sich zu Beginn seiner dritten Amtszeit im Jahr 2023 als Umweltschützer präsentiert und sich für die Reduzierung der Abholzung des Amazonas-Regenwaldes und den Schutz der Rechte indigener Völker eingesetzt. Aber er hat auch argumentiert, dass neue Öleinnahmen einen Übergang zu grüner Energie finanzieren könnten.

In den letzten Wochen hat er die Umweltbehörde des Landes gedrängt, Erkundungsbohrungen in der Nähe der Mündung des Amazonas, einer der artenreichsten Regionen der Welt, zu genehmigen.

Nach Angaben der Energy Information Administration, einer US-Regierungsbehörde, ist Brasilien der siebtgrößte Erdölproduzent der Welt mit einer täglichen Fördermenge von etwa 4,3 Mio Barrel, was 4 % der Weltproduktion entspricht. Im Jahr 2024 wird Rohöl mit einem Anteil von 13,3 % an den brasilianischen Auslandsverkäufen zum wichtigsten Exportprodukt des Landes und übertrifft damit Soja.
Die Vereinigten Staaten sind mit fast 22 Mio bpd der weltweit größte Produzent, während Saudi-Arabien, der größte Produzent in der OPEC, auf etwa 11 Mio Barrel kommt.

Heikler Balance-Akt

Lulas Bestreben, die Ölproduktion zu erhöhen, ist auf Kritik gestoßen, da sich Brasilien auf die Ausrichtung des UN-Klimagipfels COP30 im November vorbereitet. Ein zentrales Anliegen der jährlichen Klimagespräche ist es, die Nutzung fossiler Brennstoffe zu reduzieren, die bei ihrer Verbrennung Treibhausgase freisetzen, die den Planeten aufheizen.
„Der Beitritt Brasiliens zu einem OPEC-Gremium ist ein weiteres Zeichen für den Rückschlag der Regierung“, sagt Suely Araújo, Sprecherin des Climate Observatory, eines Netzwerks von 133 Umwelt-, Zivilgesellschafts- und Hochschulgruppen. Die Erschließung neuer Gebiete für die Exploration fossiler Brennstoffe „zeigt, dass wir angesichts einer großen Herausforderung für die Gegenwart und die Zukunft Lösungen aus der Vergangenheit wählen“, so Araújo.

BRASILIEN / PERSONAL: Wenig Fachkompetenz

Brasilien verfügt über eine Erwerbsbevölkerung von 109 Mio Personen. In den vergangenen Jahren ist die Arbeitslosigkeit schrittweise gesunken. Zwischen August und Oktober 2024 lag sie bei 6,2 %. Das ist der niedrigste Wert seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 2012, wie das Brasilianische Institut für Geografie und Statistik (IBGE) meldet.

In einigen Bundesstaaten, darunter Rondônia, Mato Grosso und Santa Catarina, ist die Arbeitslosenquote mit rund 2 % sogar noch niedriger. Trotz des großen Arbeitskräftepotenzials haben viele Unternehmen Schwierigkeiten, ihre Teams zu verstärken. Dies spiegelt sich auch in der aktuellen Ausgabe der Studie Global Talent Shortage von ManpowerGroup wider.

Demnach geben 80 % der Arbeitgeber in Brasilien an, Probleme bei der Besetzung offener Stellen zu haben. Damit liegt das Land über dem Durchschnitt der 40 untersuchten Länder (77 %) und gleichauf mit dem Vereinigten Königreich, Frankreich und Kanada. In Deutschland ist die Situation mit einem Wert von 82 % noch angespannter.

Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften und die hohen Lohnnebenkosten stellen insbesondere die brasilianische Industrie vor wachsende Herausforderungen. Laut einer Studie des Industrieverbands CNI vom zweiten Halbjahr 2024, zählt der Fachkräftemangel zu den Hauptsorgen des Wirtschaftszweigs.

„Das Problem hat sich in den letzten Quartalen verschärft, was auf einen angespannten Arbeitsmarkt und eine steigende Produktion zurückzuführen ist. Dies erhöht den Kostendruck für Unternehmen und könnte mittelfristig die finanzielle Lage der Branche und ihre Erholung beeinträchtigen“, erklärt Marcelo Azevedo, Leiter des Bereichs Wirtschaftsanalyse von CNI.

Während es an Fachkräften mangelt, bietet der brasilianische Arbeitsmarkt eine hohe Zahl an Arbeitskräften, die gering qualifizierte Tätigkeiten ausüben. Rund 40 % der Beschäftigten arbeiten im informellen Sektor. Sie genießen nicht die gleichen Rechte und Sozialleistungen wie Beschäftigte im formalen Arbeitsmarkt.

Zudem zeigt sich ein Missverhältnis zwischen Qualifikationen und Anforderungen: Immer mehr Arbeitnehmer haben ein höheres Bildungsniveau als für ihre Tätigkeiten erforderlich. Laut einer Studie des Instituts für angewandte Wirtschaftsforschung (Ipea) stieg der Anteil überqualifizierter Arbeitnehmer von 2012 bis 2020 von 26 auf 38 %. Seitdem verharrt der Wert auf diesem Niveau. Dies verdeutlicht den Bedarf an strukturellen Reformen, um mehr hochwertige Arbeitsplätze zu schaffen und die Qualifikationen der Beschäftigten besser mit den Anforderungen des Arbeitsmarkts in Einklang zu bringen.

Bildungsdefizite als strukturelle Herausforderung

Trotz der Überqualifikation in bestimmten Bereichen steht das brasilianische Bildungssystem vor erheblichen Herausforderungen. Im internationalen Pisa-Test 2022, der die Kompetenzen von 15-jährigen Schülern in 81 Ländern bewertet, schnitt Brasilien besonders in Mathematik – einem kritischen Bereich – schwach ab. Nur 27 % der brasilianischen Schüler erreichten das Kompetenzniveau 2, das als Mindestanforderung für adäquates Lernen gilt. Im Vergleich dazu liegt der Durchschnitt der OECD-Länder bei 69 %. Nur 1 % der brasilianischen Jugendlichen erreichte die höchsten Kompetenzstufen 5 und 6, bei denen komplexe Probleme gelöst und Strategien bewertet werden. Der OECD-Durchschnitt beträgt hier 9 %.

Diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, die Qualität der Bildung in Brasilien zu verbessern, um langfristig die Qualifikationen der Arbeitskräfte und die Wettbewerbsfähigkeit des Landes zu steigern.

USA / KÜNSTLICHE INTELLIGENZ: Viel hilft viel

Geld löst nicht alle Probleme, aber 37,4 Mrd Dollar dürften zumindest einige lösen. So viel haben Microsoft und Meta Platforms im vergangenen Geschäftsquartal zusammen für Investitionen ausgegeben, wie aus den Quartalsberichten der beiden Konzerne hervorgeht. Die Ausgaben waren höher als von der Wall Street erwartet und fast doppelt so hoch wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Das meiste Geld fließt in Chips und Rechenzentren, um Dienste mit generativer Künstlicher Intelligenz zu ermöglichen. Das meiste Geld fließt in Chips und Rechenzentren, um Dienste mit generativer Künstlicher Intelligenz zu ermöglichen.

Das hätte eigentlich eine gute Nachricht für Nvidia sein müssen. Doch der wichtigste KI-Chip-Hersteller im Markt musste im nachbörslichen Handel nach den Quartalberichten zwei seiner größten Kunden einen Rückgang seines Aktienkurses hinnehmen. Und das, nachdem der Aktienkurs in der vergangenen Woche bereits um etwa 15 % eingebrochen ist, nachdem DeepSeek, ein chinesisches KI-Start-up, behauptet hatte, ein fortschrittliches KI-Modell zu einem Bruchteil der Rechenkosten der US-Konkurrenz entwickelt zu haben.

Nvidia ist eines von nur drei Unternehmen, die mit mehr als 3 Bill Dollar bewertet werden, so dass ein solcher Kursrückgang deutliche Spuren hinterlässt. Laut Dow Jones Market Data wurden allein am Montag an den US-Börsen rund 1 Bill Dollar an Wert vernichtet.

Microsoft und Meta sind zwei sehr unterschiedliche Unternehmen, mit einer großen Gemeinsamkeit. Beide geben derzeit etwa 30 % ihres Jahresumsatzes für Investitionen aus – ein deutlicher höherer Prozentsatz als bei den Konkurrenten Amazon.com und der Google-Mutter Alphabet. Allerdings lassen die Investoren die Facebook-Muttergesellschaft an einer deutlich längeren Leine. Der Aktienkurs von Meta ist in den vergangenen 12 Monaten um rund 70 % gestiegen, während Microsoft mit einem Plus von rund 10 % hinter dem Markt zurückblieb. Das hat den Software-Titanen unter Druck gesetzt, zu zeigen, dass sich seine KI-Investitionen bald auszahlen werden.

CEOs verteidigen Ausgaben

Der Quartalsbericht hat das nicht ganz geschafft. Der Umsatz und das Betriebsergebnis von Microsofts Intelligent Cloud-Segment blieben hinter den Prognosen der Wall Street zurück, ebenso wie das gemeldete Umsatzwachstum für den öffentlichen Cloud-Dienst Azure. Das Unternehmen gab auch eine enttäuschende Umsatzprognose ab und fügte hinzu, dass sich der stärkere US-Dollar negativer auswirken werde als noch vor drei Monaten angenommen.

Microsoft geht davon aus, dass die Investitionsausgaben in den nächsten zwei Quartalen ähnlich hoch sein werden wie die 22,6 Mrd Dollar im letzten Quartal, was in etwa den Erwartungen der Wall Street entspricht. Das Unternehmen hat sich nicht dazu geäußert, ob die Durchbrüche von DeepSeek letztlich zu einer deutlichen Reduzierung der Ausgaben für KI-Computing führen werden – die Hauptbefürchtung, die zum Abverkauf von Nvidia geführt hat. „Wir selbst sehen schon seit Jahren erhebliche Effizienzsteigerungen sowohl beim Training als auch bei der Inferenz“, sagte CEO Satya Nadella in der Microsoft-Telefonkonferenz.

Meta-Chef Mark Zuckerberg scheint auch nicht geneigt zu sein, auf die Ausgabenbremse zu treten. In seiner eigenen Telefonkonferenz sagte er, dass die Fähigkeit, stark in neue Technologien zu investieren, mit der Zeit ein „strategischer Vorteil“ sein werde. „Es ist möglich, dass wir irgendwann etwas anderes feststellen werden, aber ich denke, es ist viel zu früh, um das zu sagen“, fügte er hinzu.

Meta hat bereits vergangene Woche angekündigt, seine Investitionsausgaben für dieses Jahr deutlich zu erhöhen, und sein soziales Netzwerk generiert immer noch reichlich Bargeld, um dies zu unterstützen. Die Werbeeinnahmen des Unternehmens stiegen im vierten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 21 % auf 46,8 Mrd Dollar, während die operative Marge mit 48 % den höchsten Stand seit sieben Jahren erreichte. Das Unternehmen schaffte es sogar, im Segment Reality Labs 1 Mrd Dollar weniger zu verlieren als Analysten erwartet hatten. Angesichts der Tatsache, dass das Unternehmen in diesem Jahr mindestens 60 Mrd Dollar in die Entwicklung von KI investieren will, ist jeder kleine Schritt hilfreich.

USA / ROHSTOFFE: Drohende Zölle treiben Käufe an

Die Zölle auf Aluminiumimporte in die USA haben die Käufer dazu veranlasst, sich um das Metall zu bemühen, bevor die Zölle in Kraft treten und die Importe verteuern werden. Die Aluminiumkäufer versuchen, sich mit Primäraluminium einzudecken, bevor die Trump-Administration den Zoll ab dem nächsten Monat auf 25 % anhebt.

Die USA sind ein Defizitmarkt für Aluminium, was bedeutet, dass die Nachfrage nach dem Metall höher ist als die Menge, die von heimischen Hütten produziert wird. Nach Angaben der Aluminum Association entfallen fast 60 % des in den USA verwendeten Aluminiums auf Importe, während die Produktion weiter abnimmt.

Laut Karen Norton, Chefanalystin für Metalle und Bergbau bei S&P Global Commodity Insights, produzierten die US-Aluminiumhütten im Jahr 2024 knapp 700.000 t Aluminium. Das ist ein Rückgang von fast 14 % gegenüber dem Vorjahr und reicht aus, um etwa 15 % der amerikanischen Nachfrage nach dem Metall zu decken, das in Strangpressen und Walzen für die Herstellung von Teilen verwendet wird, die dann in größeren Produkten wie Autos zum Einsatz kommen.

Bei Aluminium ist es jedoch nicht der zugrundeliegende Preis für das Metall, der die zunehmende Besorgnis über seine Verfügbarkeit widerspiegelt, sondern der Aufpreis, den die Käufer für den Transport von den Häfen zu ihren Anlagen zahlen müssen.

Dieser Zuschlag – die so genannte „Midwest-Prämie“ – ist nach Ankündigung der Zölle rasch gestiegen. Platts, das zu S&P Global Commodity Insights gehört, bezifferte den Preis kürzlich auf 38,55 Cent pro Pfund. Die Bewertung des Unternehmens ist seit Jahresbeginn um 65 % gestiegen, und seit der Bestätigung der neuen Metallzölle durch das Weiße Haus ist sie um fast 30 % gestiegen.

Im Vergleich dazu sind die Basispreise für Aluminium, das an der Londoner Metallbörse gehandelt wird, seit Jahresbeginn nur geringfügig gestiegen, wobei der Dreimonats-Terminkontrakt seit dem 1. Januar um 5 % auf 2.687 Dollar pro metrischer Tonne zulegte.
Die Midwest-Prämie wird in der US-Aluminiumindustrie regelmäßig kontrovers diskutiert, aber im Wesentlichen handelt es sich um eine Liefergebühr für Aluminium, das innerhalb der USA verschifft wird.
Die Midwest-Prämie ist eine Grundprämie für den Verkauf von Aluminium in den USA. Andere Regionen der Welt haben ihre eigenen Prämien.

Kunden müssen die Zeche zahlen

Die Käufer können einen Großteil dieser zusätzlichen Kosten an die Verbraucher weitergeben, sagte Matthew Abrams, ein leitender Analyst der CRU Group. Es wird erwartet, dass ein höherer Zoll die Menge an konkurrierenden Strangpressprofilen oder Dosenblechen, die an den U.S.-Küsten ankommen, begrenzen wird. Höhere Verbraucherpreise könnten dann die Nachfrage drücken und nachgelagerte Nutzer wie Strangpresser und Walzwerke in eine unrentable Situation bringen.

Kanada liefert etwa 60 bis 70 % der Importe, die auf den US-Markt kommen. Kanadische Anbieter wie Rio Tinto produzieren hochwertiges Aluminium, das in der Regel an Abnehmer in den USA verkauft wird.
Um Aluminium von ähnlicher Qualität zu erhalten, müssen die Käufer möglicherweise bei den australischen Hütten von Rio Tinto kaufen, und die Prämien müssen höher sein, damit sich der Verkauf in die USA für diese lohnt, so Farida.

In einem Interview mit dem Wall Street Journal sagte der Vorstandsvorsitzende von Rio Tinto, Jakob Stausholm, dass das Unternehmen Notfallpläne für den Fall hat, dass die US-Zölle in Kraft treten. Dazu gehört die Umleitung von kanadischem Aluminium, das normalerweise an amerikanische Abnehmer geht, nach Europa, während die amerikanischen Abnehmer ihren Bedarf anderswo decken, beispielsweise in China oder im Nahen Osten.

Analysten zufolge ist die Qualität des Metalls, das in Hütten im Nahen Osten produziert wird, wie zum Beispiel in Ras Al Khair, Saudi-Arabien, die als Partnerschaft zwischen dem saudischen Hersteller Ma’aden und Alcoa betrieben wird, mit der von kanadischen Produzenten vergleichbar, während Metall aus anderen Ländern oft als minderwertiger und umweltschädlicher angesehen wird, da viele Hütten immer noch auf Strom aus Kohlekraftwerken angewiesen sind.
Unterdessen ist die Aussicht, dass US-Unternehmen ihre Aluminiumproduktion als Reaktion auf die Zölle erheblich steigern, gering.

USA / TEXTILINDUSTRIE: Automatisierung und Nachhaltigkeit

Die Nachfrage nach Textilmaschinen schwächelte 2024, vor allem wegen der bevorstehenden US-Wahlen. Doch die Investitionszurückhaltung, die sich auch in zahlreichen anderen Branchen zeigte, könnte sich rasch legen. Die Börsen haben positiv auf den Wahlsieg von Donald Trump und der republikanischen Partei reagiert.

Die Zentralbank senkte zudem wenige Tage später erneut die Zinsen. Das macht Kredite billiger und erhöht die Investitionsbereitschaft. Von der allgemeinen Konjunktur droht kein großer Gegenwind. Der Internationale Währungsfonds rechnet für 2025 nur mit einem sehr leichten Rückgang des realen Wirtschaftswachstums gegenüber 2024 von 2,8 auf 2,2 %. Wenn dann noch die von Trump versprochene Senkung der Unternehmenssteuern und Deregulierungen kommen, steht dem Wiederaufschwung nichts mehr im Weg.

Markt mit guten Wachstumsaussichten

Den US-Gesamtmarkt für Textilmaschinen beziffert das Marktforschungsunternehmen Grandview Research für 2023 auf rund 3 Mrd US-Dollar. Für den Zeitraum 2024 bis 2030 erwarten die Marktforscher ein durchschnittliches Marktwachstum von knapp 4 % pro Jahr auf knapp 4 Mrd Dollar. Precedence Research kommt hingegen für 2024 auf ein Marktvolumen von mehr als 10 Mrd Dollar. Bis 2033 soll es auf 18 Mrd Dollar steigen, was einem jährlichen Nominalwachstum von knapp 6 % entspricht.

Damit sind sich die beiden Analysehäuser immerhin bezüglich der Wachstumsaussichten relativ einig. Dass verschiedene Marktforschungsunternehmen bei den Marktvolumina zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen kommen, ist im Fall der USA keine Seltenheit. Zum Abgleich hilft dann oft ein Blick auf die Zollstatistik.

So beliefen sich die US-Einfuhren von Textilmaschinen gemäß der U.S. International Trade Commission 2023 auf 4,5 Mrd Dollar, ein Plus von 4 % gegenüber 2022. In den ersten drei Quartalen 2024 gingen die Branchenimporte allerdings um fast 7 % zum Vorjahreszeitraum zurück.

Die Einfuhren bestehen zu rund zwei Dritteln aus Wasch- und Trockenmaschinen. Diese kommen allerdings nicht nur in der Textilindustrie, sondern auch in Großwäschereien zum Einsatz. In dieser Sparte sind Mexiko und Südkorea die wichtigsten Anbieter. Sie liefern jedoch keine „klassischen“ Anlagen wie Näh-, Strick- oder Webmaschinen. Hier ist Deutschland führend.

Deutschland ist wichtigster Lieferant

Deutschland bleibt der mit Abstand wichtigste Lieferant von Textilmaschinen, trotz eines Rückgangs der Einfuhren um nahezu 30 % in den ersten neun Monaten 2024. Auch andere Qualitätswettbewerber wie Taiwan mussten zweistellige Einbußen hinnehmen. Denn die Kunden wichen auf günstigere Anbieter aus. So konnte Vietnam seine Branchenexporte in die USA im vorliegenden Zeitraum um die Hälfte steigern und vom 4. auf den 2. Platz der Exportstatistik klettern.

Inwieweit deutsche Unternehmen von Trumps Zollplänen betroffen sein werden, lässt sich noch nicht mit Sicherheit sagen. Im Wahlkampf hatte er Zölle von 10 bis 20 % auf alle Einfuhren sowie von 60 % auf Waren chinesischen Ursprungs angekündigt. Zwar ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass die Zölle kommen. Wer aber am Ende des Tages die Zeche zahlt, steht auf einem anderen Blatt.

Denn zunächst muss der US-Importeur den Zoll entrichten. Ob er diesen an den Lieferanten oder den Endkunden weitergibt, hängt entscheidend von der Marktstruktur ab. Gibt es keine oder nicht ausreichend heimische Alternativanbieter, wird am Ende der Kunde belastet. Im Textilmaschinenbau ist das womöglich der Fall, wie die hohe Importabhängigkeit zeigt.

In den USA gibt es immer noch eine relativ große Textilindustrie. Sie beschäftigte im Oktober 2024 fast 270.000 Mitarbeitende, so das US-Arbeitsministerium. Laut Hochrechnungen des nationalen Statistikamtes dürfte die Branche 2024 einen Umsatz („shipment“) von rund 65 Mrd Dollar erzielen. Rund 85 % des Geschäfts entfallen dabei auf Textilfasern und -produkte. Die meisten Betriebe haben sich auf technische Textilien spezialisiert
– etwa für die Automobil-, die Luftfahrt- oder die Bauindustrie. Andere sind Zulieferer für das Militär oder die Feuerwehr.

Mehr Automation aufgrund des Fachkräftemangels

Die Textilhersteller müssen mit anderen Industriebranchen um knappe Arbeitskräfte konkurrieren. Es ist in den USA nicht besonders attraktiv, im verarbeitenden Gewerbe zu arbeiten. Das Image ist schlecht und es gibt meist keine Möglichkeit zum Home-Office. Die Unternehmen müssen daher ständig in die Modernisierung und Automatisierung ihrer Fertigung investieren.

Ein Großteil der Branchennachfrage entfällt laut Grandview Research auf Trocknungstechnologie. Daneben seien Wasch-, Bügel- und Färbemaschinen gefragt. Die führenden Anbieter sind G.A. BRAUN Inc., Continental Girbau, B&C Technologies, Pellerin Milnor Corporation und CLMTexfinity. Die Textilhersteller setzten neben der Automatisierung auf Nachhaltigkeit, hohe Hygienestandards und Ressourcenschonung. Auf diesen Gebieten seien weitere technologische Fortschritte zu erwarten.

Asien und Ozeanien

CHINA / AUSSENHANDEL: Beijings Strategie im Handelskrieg – Bedrohung von US-Tech-Unternehmen

Chinesische Beamte erstellen eine Liste von US-Technologieunternehmen, die mit kartellrechtlichen Untersuchungen ins Visier genommen werden können. Die Hoffnung: Deren Führungskräfte bewegen Präsident Donald Trump zum Einlenken im Handelskrieg. Doch diese Strategie ist gewagt.

Beijing hat bereits erklärt, gegen Nvidia und Google wegen angeblicher kartellrechtlicher Probleme zu ermitteln. Andere amerikanische Unternehmen im Fokus Chinas sind Apple, Broadcom und der Anbieter von Chip-Design-Software Synopsys, so mit der Angelegenheit vertraute Personen.
China braucht jedes Druckmittel, das es bekommen kann, um sich gegen die USA zu wehren, und das Kartellrecht ist eines der nützlichsten, erklärt Tom Nunlist, ein Spezialist für Technologiepolitik bei der Beratungsfirma Trivium China.

China hat dabei Personen aus Trumps Vertrautenkreis im Visier, die etwa bei dessen Amtseinführung anwesend waren: Sundar Pichai von Google und Tim Cook von Apple.

Die Strategie birgt Risiken. US-Unternehmen waren in letzter Zeit weniger bereit als in Trumps erster Amtszeit, sich für China einzusetzen, und die Drohungen könnten nach hinten losgehen, indem sie Konzerne davon abhalten, in dem Land zu investieren, obwohl Beijing genau das will.

Die Zentralregierung hat in den letzten Jahren seine Regulierungsinstrumente erweitert und dabei Lehren aus dem amerikanischen Ansatz gezogen. Im Jahr 2020 erstellte es eine Liste „unzuverlässiger Unternehmen“. Diese ähnelt dem US-Pendant, auf dem unter anderem Huawei steht, und den daran hindert, mit amerikanischen Partnern Geschäfte zu machen. Im Jahr 2022 verschärfte Beijing das Kartellrecht um Regeln gegen wettbewerbswidrige Fusionen.

Fusionen zwischen multinationalen Unternehmen bedürfen in der Regel der Genehmigung durch Kartellbehörden auf der ganzen Welt und können scheitern, wenn auch nur ein wichtiges Land seine Zustimmung verweigert.
Im Jahr 2018, inmitten der Handelskonflikte zwischen den USA und China in der ersten Trump-Regierung, brach Qualcomm seine geplante Übernahme des niederländischen Chip-Herstellers NXP Semiconductors ab, nachdem es keine Genehmigung von China erhalten hatte.

Die Übernahme von VMware durch den US-Chip-Hersteller Broadcom, war bis zu einem Treffen zwischen Biden und Xi Jinping im November 2023 in Gefahr. Die beiden Staatsoberhäupter vereinbarten, die Spannungen abzubauen. Kurz darauf gab China in letzter Minute grünes Licht für das Geschäft, allerdings mit der Auflage, dass Broadcom die Belieferung chinesischer Kunden sicherstellen muss.

China knüpft solche Zustimmungen zunehmend an Bedingungen, insbesondere an Fusionen im Halbleiterbereich, was bedeutet, dass die Unternehmen auch nach Abschluss der Geschäfte für behördliche Maßnahmen anfällig sind, sagen Anwälte. Bei den US-Chip-Unternehmen Intel und AMD wurden in den letzten Jahren Geschäfte mit Auflagen in China genehmigt.

Dennoch muss Beijing vorsichtig sein, wenn es gegen US-Firmen vorgeht, vor allem gegen die, von denen es kritische Komponenten bezieht, so Experten.

CHINA / SCHIFFFAHRT: Saftige US-Hafengebühren möglich

Der Handelskrieg der USA mit China eskaliert über die Zölle hinaus mit einem Plan der Trump-Administration, chinesische Reedereien und alle dort gebauten Schiffe, die US-Häfen anlaufen, mit hohen Gebühren zu belegen. Der Vorschlag des US-Handelsbeauftragten beinhaltet, jedes Mal, wenn eines dieser Schiffe in einen amerikanischen Hafen einläuft, neue Gebühren in Millionenhöhe einzufordern.

Damit würden zusätzliche Kosten verursacht, die wahrscheinlich über höhere Frachtraten an die US-Importeure und Exporteure weitergegeben würden.
Mehr als die Hälfte der Frachtschiffe, Tanker und anderen Hochseeschiffe, die im Jahr 2023 gebaut werden, um Waren von Amazon bis Volkswagen, sowie für US-Landwirte und Energieerzeuger zu transportieren, stammen aus chinesischen Werften. 

Der Schritt würde den Schifffahrts- und Logistikriesen Cosco, die gemessen an der Kapazität größte Reederei der Welt, direkt treffen. Über solche großen Staatskonzerne kontrolliert Beijing nach Angaben der US-Regierung seit Januar 2024 etwa 19 % der weltweiten Handelsflotte.

Die vorgeschlagenen Gebühren würden sich auch auf große nicht-chinesische Unternehmen wie Maersk und MSC auswirken, die eine Vielzahl von Schiffen von chinesischen Werften gekauft haben. Große Container-Schiffe laufen mehrfach US-Häfen an, was die Gebühren erheblich vervielfacht.

Cosco, Maersk und MSC reagierten nicht auf Bitten um Stellungnahme. Der Vorschlag kann bis zu einer Anhörung am 24. März öffentlich kommentiert werden. Dann wird die Trump-Administration entscheiden, ob die neuen Gebühren eingeführt werden oder nicht.

Schiffseigner und Analysten versuchen, den Vorschlag zu verdauen. Für in China gebaute Schiffe werden Gebühren von bis zu 1 Mio US-Dollar für jedes Anlaufen eines US-Hafens fällig, je nach Größe der chinesischen Flotte eines Unternehmens, auch für Schiffe, die nicht in die USA fahren.
Und für chinesische Reedereien wie Cosco würde eine zusätzliche Gebühr von bis zu 1 Mio Dollar für jedes Anlaufen eines US-Hafens anfallen, je nach Größe des Schiffes.

„Für Container-Schiffe werden die Kosten mindestens zehnmal höher sein als die bestehenden Gebühren und amerikanische Importeure, Exporteure und Verbraucher treffen“, sagte Lars Jensen, Geschäftsführer der in Dänemark ansässigen Vespucci Maritime, die mehrere große Reedereien berät. „Ich hoffe, dass die öffentliche Debatte diesen Wahnsinn abwenden wird“.

Bevorzugung eigener Schiffe

Der Vorschlag schreibt auch vor, dass ein bestimmter Anteil der Ausfuhren der Vereinigten Staaten mit Schiffen unter US-Flagge und aus der eigenen Schiffbauindustrie begünstigt wird. In diesem Jahr soll 1 % der US-Ausfuhren auf Schiffe beschränkt werden, die von US-Reedereien betrieben werden. Die Beschränkung würde im Laufe der Zeit erhöht, so dass in sieben Jahren 15 % der Ausfuhren auf Schiffen unter US-Flagge und 5 % auf in den USA gebauten Schiffen erfolgen müssten.

In den Vereinigten Staaten wird allerdings keine nennenswerte Anzahl kommerzieller Hochseeschiffe mehr hergestellt. Mehrere Werften haben nur einen einzigen großen Kunden, die US-Marine, und diese Werften haben häufig mit Rückständen, Arbeitskräftemangel und Kostenüberschreitungen zu kämpfen. Die meisten kommerziellen Schiffe, die China heute nicht mehr herstellt, kommen aus Südkorea oder Japan.

JAPAN / LOGISTIK: Kühlketten bekommen Modernisierungsschub

In Japan wird immer mehr Tiefkühlkost gegessen – ein Trend, der sich während der Corona-Pandemie verstärkt hat. Auch die Zunahme von Doppelverdienerhaushalten und der wachsende Online-Handel treiben die Nachfrage nach den schnell zubereiteten Mahlzeiten an.

Gleichzeitig sind laut einer Studie von Nomura Securities vom August 2023 sind etwa 34 % der Kühlhäuser mehr als 40 Jahre alt und die meisten werden von kleinen Firmen betrieben. Viele können sich die anstehenden Modernisierungskosten nicht leisten. Eine Studie des Finanzdienstleisters Nomura Securities warnt vor starken Engpässen, sollten einige dieser kleinen Unternehmen ihr Geschäft aufgeben.

Großfirmen bauen neu

Wie knapp Kühllager sind, zeigt deren Auslastung. Nach Angaben der Japan Association of Refrigerated Warehouses lag diese Ende 2024 in zwölf japanischen Großstädten im Durchschnitt bei 99,4 %. Insbesondere in Yokohama ist die Situation mit 108 % besonders angespannt. Daher investieren größere Firmen mit mehr Finanzkraft in modernere Kühl- und Kühllogistikanlagen für mehrere Mieter.

GLP Japan will von März 2025 bis August 2027 eine große Kühl- und Tiefkühllogistikanlage in Kawasaki im Großraum Tokyo errichten. Das fünfstöckige Gebäude soll Waren mit einem Gewicht von bis zu circa 176.000 t einlagern können. GLP Japan ist eine Tochterfirma des singapurischen Betreibers von Logistikimmobilien GLP.

Das Bauunternehmen Daiwa House begann im Juli 2024 mit der Errichtung einer großen Kühl- und Tiefkühllogistikanlage im Stadtbezirk Suminoe in Osaka. Die Fertigstellung ist für Juli 2026 geplant. Die Immobilienfirma Mitsubishi Estate startete im Oktober 2023 mit dem Bau seines ersten Mehrmieter-Kühllagers. Dieses entsteht ebenfalls im Stadbezirk Suminoe in Osaka und soll im März 2025 fertig sein. Das Unternehmen errichtet daneben bis Januar 2026 ein zweites Mehrmieter-Kühllager im Stadtbezirk Taisho in Osaka. Ein drittes entsteht im gleichen Stadtbezirk bis Ende 2026. GLP Japan will Ende Februar 2025 ein neues Lager in Kobe fertigstellen.

LaSalle Real Estate Investment Advisors und das Bauunternehmen Nippo legten Ende Oktober 2024 den Grundstein für ein neues Kühllogistikzentrum in Funabashi in der Präfektur Chiba. Im Oktober 2026 soll die Anlage stehen. Mitsui Fudosan Logistics Park baut Kühllogistikzentren ebenfalls in Funabashi sowie in Sugito.

Japan importiert immer mehr Tiefkühlkost und will auch mehr eigene Tiefkühlprodukte etwa nach Südostasien exportieren. Zudem wächst mit steigenden Einkommen in Südostasien der Bedarf an Kühlkettenlogistik. Vor allem damit japanische Logistikunternehmen die wachsende Nachfrage in asiatischen Ländern besser bedienen können, treibt Japan Maßnahmen zur Standardisierung voran. Im Dezember 2024 wurde mit ISO 31512 ein entsprechender von Japan vorgeschlagener neuer internationaler Standard für Kühlkettenlogistikdienste im Business-to-Business-Bereich angenommen.

MOL (Asia Oceania), eine in Singapur ansässige Tochterfirma der japanischen Reederei Mitsui O.S.K. Lines, will Logistikprojekte in Thailand, Singapur, Malaysia und Vietnam vorantreiben. Dafür tat sich das Unternehmen im November 2024 mit dem singapurischen Immobilienentwickler CapitaLand Investment, dessen CapitaLand SEA Logistics Fund, dem thailändischen Immobilienentwickler Pruksa Holding und dem taiwanischen Lagerhausentwickler Ally Logistics Property zusammen. Diese Allianz startete bereits vor dem Beitritt von MOL ein Projekt für ein Logistikzentrum in Bangkok in Thailand. Dieses hat eine Fläche von 200.000 qm und umfasst ein Kühl- und Tiefkühllager. Die Fertigstellung ist für Februar 2027 geplant.

SINGAPUR / AUSSENHANDEL: Bescheidenes Wachstum bei Zollunsicherheiten

Die Wirtschaft Singapurs hatte einen guten Jahresstart und verzeichnete das höchste Wachstumstempo seit 2021, da die Exporte wieder anzogen. Doch aufkommende Risiken verunsichern die Aussichten.

Die Wirtschaft des Stadtstaates wuchs im vergangenen Jahr um 4,4 % und übertraf damit das Wachstum von 1,8 % aus dem Jahr 2023 und besiegelte die Erholung von der Pandemieperiode.

In diesem Jahr wird sich diese Dynamik wahrscheinlich abschwächen. Das Ministerium für Handel und Industrie rechnet mit einem Wachstum von 1 bis 3 % und verweist auf den Gegenwind durch den globalen Handel.

Handelskonflikte zwischen den großen Volkswirtschaften und die mögliche Eskalation geopolitischer Konflikte könnten die Produktionskosten in die Höhe treiben und zu mehr weltwirtschaftlicher Unsicherheit führen, so das Ministerium. Dies würde wahrscheinlich die globalen Investitionen und den Handel dämpfen und das Wachstum beeinträchtigen.

Eine Verlangsamung bei den wichtigsten Handelspartnern Singapurs würde eine schwächere Nachfrage nach seinen Exporten bedeuten. Das Ministerium geht davon aus, dass sich das Bruttoinlandsprodukt in wichtigen Handelspartnern wie China und den USA in diesem Jahr im Vergleich zum Jahr 2024 abschwächen wird.

Eine nachlassende Auslandsnachfrage könnte die Erholung der Exporte Singapurs dämpfen, nachdem diese im vergangenen Jahr wieder gewachsen waren, wobei sich die Auslandslieferungen im Einklang mit dem weltweiten Elektronikaufschwung erholten.

Das Wachstum der inländischen Nicht-Öl-Exporte wird in diesem Jahr wahrscheinlich bescheiden ausfallen, so die staatliche Agentur Enterprise Singapore und verwies auf erhebliche Handelsrisiken.

Wichtigste Zielmärkte in Asien

Sie geht weiterhin von einem Exportwachstum von 1 bis 3 % in diesem Jahr aus, was immer noch besser wäre als das letztjährige Wachstum von 0,2 %. Höhere Verschiffungen von elektronischen Produkten trieben das Ergebnis 2024 an.
Nach Bestimmungsort waren Hongkong und Malaysia die wichtigsten Märkte für Singapurs Exporte, während die Lieferungen nach Japan weiter zurückgingen.

Die Exporte in der wichtigen Kategorie Elektronikartikel stiegen 2024 um 8,2 % und erholten sich damit von dem 19,7 %-Rückgang 2023.

TAIWAN / INTERNETDIENSTLEISTUNGEN: Seekabel durchtrennt – Schiff festgehalten

Taiwan hat ein Frachtschiff und seine acht chinesischen Besatzungsmitglieder festgenommen, nachdem ein Unterwasser-Glasfaserkabel durchtrennt worden war.
Die taiwanesische Küstenwache erklärte, der Vorfall werde als Angelegenheit der nationalen Sicherheit behandelt und eine vorsätzliche Sabotage sei nicht auszuschließen. Eine Reihe solcher Vorfälle hat die Aufmerksamkeit auf die Verwundbarkeit Taiwans gelenkt. Sichere Internetdienste wären im Falle einer Invasion oder Blockade durch China schwer.

Die taiwanesische Küstenwache teilte mit, sie habe das unter togoischer Flagge fahrende Frachtschiff am Samstagabend in dem Gebiet gesichtet. Als es am Dienstag gegen 2:30 Uhr vor Anker ging, wies die Küstenwache das Schiff an, sich zu entfernen.

Innerhalb von weniger als einer Stunde meldete der Telekommunikationsanbieter Chunghwa Telecom, dass eines der Unterwasserkommunikationskabel, die Taiwan mit den vorgelagerten Inseln und den Nachbarländern verbinden, offenbar durch externe Kräfte beschädigt wurde.
Die Küstenwache eskortierte das Schiff, das als Hong Tai identifiziert wurde, zur Untersuchung in einen taiwanesischen Hafen.

Die taiwanesische Küstenwache erklärte, das Schiff sei mit chinesischen Staatsangehörigen besetzt und mit chinesischem Kapital beschafft worden. „Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass China hier eine Grauzone ausnutzt“, so die Küstenwache. In der Vergangenheit hat China Taktiken angewandt, die von militärischen Übungen, die eine Blockade der Insel simulieren, bis hin zu Cyber-Angriffen und Kampagnen in den sozialen Medien reichen, so die taiwanesischen Behörden.

Unfall oder Absicht 

Eine Sprecherin des chinesischen Büros für Taiwan-Angelegenheiten sagte am Mittwoch, dass durchtrennte Kabel ein üblicher Unfall auf See seien und beschuldigte Taipeh des „Versuchs politischer Manipulation“, bevor der Fall vollständig untersucht worden sei.

Das taiwanesische Verteidigungsministerium hat derweil Pläne zur Einrichtung so genannter Schlüsselüberwachungsgebiete und zur Erstellung einer Datenbank mit verdächtigen Schiffen vorgestellt.

Europa

DEUTSCHLAND / DECKUNGSMANAGEMENT: Was soll ich absichern?

Wer international handelt, ist Währungs- und Zinsunsicherheiten ausgesetzt, außerdem schwankenden Rohstoffpreisen. Um das Unternehmen gegen diese Risiken abzusichern, braucht es informierte Entscheidungen und individuelle Strategien.

Laut Statistischem Bundesamt exportierten deutsche Unternehmen 2023 Waren im Wert von 1.562 Mrd Euro. Für ihre Produktion sind sie wiederum meist auf importierte Rohstoffe angewiesen – und damit auf den internationalen Handel, der mit Währungsrisiken verbunden ist und auf den sich schwankende Rohstoffpreise oder steigende Zinsen direkt auswirken. Die Profitabilität des eigenen Geschäfts hängt dann auch davon ab, wie bewusst der Unternehmer sich dieser Risiken ist und ob er eine passende Strategie zur Absicherung hat.

Corona war eine Zäsur für die globale Wirtschaft und auch das Ende der Pandemie brachte keine Entspannung. Geopolitische Risiken wirken sich auf den Welthandel aus und verändern das internationale Finanzsystem. Hohe Inflation hat zu rapide gestiegenen Zinsen geführt. In dieser Gemengelage steht das Absichern von Risiken wieder weit oben auf der Agenda der Unternehmen und ihrer Finanzabteilungen.

Ein gewisses Risikobewusstsein ist Voraussetzung – international agierende Treasury-Abteilungen müssen darauf aufsetzend, aber auch eine individuell passende Strategie erarbeiten, die ihr Unternehmen in seinem Geschäftsfeld bestmöglich schützt.

Dabei, das betonen Experten, dürfe der Unternehmer die Absicherung nicht als unnötigen zusätzlichen Kostenpunkt verstehen, sondern vielmehr als Versicherung gegen mögliche Verluste in der Zukunft. Entscheidend ist darüber hinaus laut den Verantwortlichen der Deutschen Bank, dass eine faktenbasierte Einschätzung erfolgt, die die Risikotragfähigkeit des Unternehmers berücksichtigt. Nur mit einer fundierten, informierten und ehrlichen Bewertung der eigenen Lage kann die richtige Hedging-Strategie ausgearbeitet werden.

Oft fehlen die Unternehmensrichtlinien

Das gilt sowohl für den Bereich des Währungs-Hedgings als auch für die Absicherung gegen schnell steigende Zinsen oder Rohstoffpreise. Bei vielen Unternehmen gibt es keine Richtlinien, wie mit Zinsrisiken umzugehen ist und es muss zuerst eine Hedging-Strategie festgelegt werden. Ein oftmals gewählter Ausweg sind flexible Sicherungsmodelle statt statischer Lösungen – beispielsweise, indem nur eine Bandbreite gesichert wird.

Oliver Moch, Firmenkundenberater der Deutschen Bank, kommentiert: „Für die Unternehmen besteht weiterhin die Unsicherheit, ob die bereits eingepreisten Zinssenkungen eintreten werden. Durch eine Zinssicherung schafft das Unternehmen Planungssicherheit und senkt die Zinskosten aufgrund der inversen Zinskurve“. Der Experte fügt hinzu, dass die Dialoge über Zinssicherungen stark zugenommen haben und insbesondere strukturierte Lösungen, wie die Absicherung einer Bandbreite, von Kunden nach wie vor nachgefragt werden.

Im Währungs-Hedging ist die Schwierigkeit wiederum, die Entwicklung des globalen Finanzsystems im Blick zu behalten. Zwar wird der US-Dollar weiter die dominierende Währung bleiben. Aber Experten erklären auch unisono, dass zum einen der chinesische Yuan an Bedeutung gewinnt und zum anderen beispielsweise im innerasiatischen Handel verstärkt lokale Währungen genutzt werden. Ein Abgesang auf den Dollar ist aber nicht angebracht.

EU versucht Rohstoffengpässen vorzubeugen

Auch beim Absichern von Rohstoffen muss auf spezifische Herausforderungen reagiert werden: Corona und der Krieg in der Ukraine – beziehungsweise die damit einhergehende Energieknappheit – haben demonstriert, wie schnell bei der Versorgung mit Rohstoffen ein Engpass entsteht. Dennis Bastian von der Deutschen Rohstoffagentur erklärt: „Sowohl Produktion als auch Aufbereitung von Rohstoffen sind teilweise hoch konzentrierte Märkte. China bildet beispielsweise bei Kupfer oder Lithium den entscheidenden Flaschenhals in der Weiterverarbeitung des Rohstoffs.“

Dieses Verfügbarkeitsproblem muss in erster Linie durch politische Entscheidungen reduziert werden. Die EU versucht über den Critical Raw Materials Act, Abhilfe zu schaffen. Die Regelung soll eine bessere Selbstversorgung Europas gewährleisten. Das Gesetz legt fest, dass die EU nicht mehr als 65 % ihres jährlichen Bedarfs an einem strategischen Rohstoff in jedem relevanten Verarbeitungsstadium aus einem einzigen Nicht-EU-Land beziehen darf.

Anders sieht es aus, wenn es um die Absicherung von Marktpreisrisiken bei Rohstoffen geht. Hier ist wieder der Unternehmer gefragt. Bastian betont, dass sowohl Anbieter als auch Hersteller, die den Rohstoff für ihre Produkte benötigen, absichern sollten. Möglich ist das für Basismetalle beispielsweise an großen Rohstoffbörsen oder über Geschäftsbanken wie die Deutsche Bank.

Fest steht aber sowohl im Währungs-, als auch im Zins- und Rohstoff-Hedging: Absicherung funktioniert nur, wenn faktenbasiert entschieden und frühzeitig über die richtige Absicherung nachgedacht wird.

DEUTSCHLAND / MASCHINENBAU: Herausfordernde Aussichten für die Unternehmen

In den vergangenen Jahren hat Deutschland kontinuierlich an internationaler Wettbewerbsfähigkeit verloren. Der Maschinen- und Anlagenbau erwartet daher von der nächsten Bundesregierung Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des industriellen Mittelstands. Dies zeigt sich laut Mitteilung auch in der aktuellen VDMA-Konjunkturerhebung: Jedes dritte Unternehmen (35 %) bewertet seine aktuelle Lage als schlecht oder sehr schlecht.
22 % der Unternehmen bewerten die Lage als gut oder sehr gut, und ebenso viele erwarten eine Verbesserung im nächsten halben Jahr. Doch 63 % rechnen mit einer gleichbleibenden Situation.

„Im Vergleich zum letzten Erhebungszeitpunkt vor drei Monaten hat sich die Stimmung in den Unternehmen kaum verändert. Unter dem Strich bewerten immer weniger Unternehmen die Lage als gut oder sehr gut. Der Standort Deutschland steht enorm unter Druck und überdies wird anderen Absatzregionen mehr Wachstum und damit Nachfrage nach Maschinenbauerzeugnissen zugetraut“, sagt VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers. Der VDMA fordert daher von der künftigen Bundesregierung schnelle und deutliche Reformen, um die Firmen zu entlasten.

Laut der Umfrage gab es bei den Geschäftsaussichten erste, wenn auch kleine Lichtblicke. Der Anteil der Unternehmen, die eine Verschlechterung der Lage in den nächsten sechs Monaten erwarten, ist von 22 auf 15 % gesunken. Abgesehen vom Inlandsmarkt blicken die Konzerne etwas positiver auf die Geschäftsentwicklung in wichtigen Märkten, einschließlich der USA. Dennoch erwartet Wiechers, dass 2025 für viele Maschinen- und Anlagenbauer weiterhin herausfordernd bleibt.

Die nominalen Umsatzerwartungen der Unternehmen spiegeln diese Unsicherheit wider. Fast die Hälfte (47 %) erwartet eine Umsatzsteigerung, meist im Bereich von maximal 5 %. Weitere 33 % gehen von stagnierenden Umsätzen aus. 34 % sehen die eigene Auftragssituation als großes Risiko. Diese Unsicherheit zeigt sich auch in der Investitionstätigkeit: Rund 50 % der Unternehmen möchten die Investitionen steigern, aber etwa ein Drittel erwartet eine Stagnation. Trotz der unsicheren Lage könnten sinkende Zinsen Investitionen beleben.

Positiv sind die Aussichten in Nordamerika. Etwa 42 % der Konzerne sehen dort ihre Absatzchancen als gut oder sehr gut, und 37 % erwarten eine Verbesserung in den nächsten sechs Monaten. In Deutschland hingegen empfinden 54 % ihre Absatzchancen als schlecht oder sehr schlecht. Lediglich 13 % rechnen mit einer Verbesserung. In der restlichen EU wird die Lage besser eingeschätzt, und auch China zeigt verhaltene Aussichten: 42 % empfinden die Chancen als schlecht, 58  % erwarten eine stabile Situation.

Die wirtschaftliche Lage führt dazu, dass etwa ein Viertel der Betriebe Personal abbauen möchte, während nur 15 % die Belegschaft ausweiten wollen. Rund 60 % erwarten keine Veränderung. Um Entlassungen zu vermeiden, wird auf Maßnahmen wie den Abbau von Arbeitszeitkonten, den Verzicht auf Zeitarbeiter und Kurzarbeit gesetzt. Ein moderater Abbau der Stammbelegschaft ist jedoch wahrscheinlich.

EUROPA / AUSSENHANDEL: EXW – oder doch besser FCA?

„EXW ist die beste Incotermklausel für den Exporteur.“ Tatsächlich? Allein hinsichtlich der Herbeiführung des Gefahrübergangs betrachtet, ist das richtig. Aber das ist nur einer von mehreren Aspekten bei der Auswahl der geeignetsten Incotermklausel. In vielen Fällen wird FCA besser geeignet sein als EXW.

Die international tätige Print & Press GmbH schließt als Verkäuferin mit einer Käuferin in Italien einen Liefervertrag über Offsetdruckmaschinen. Nach ihren Allgemeinen Verkaufsbedingungen wird die Incotermklausel EXW vereinbart. „Das machen alle so und wird daher doch schon richtig sein. Außerdem haben wir mit nichts etwas zu tun, vor allem nicht mit dem Transport der Ware, und der Käufer muss alles regeln.“ Aber funktioniert das wirklich in der Praxis?

Bei EXW trägt der Käufer die Risiken und Kosten des Gesamttransports der Waren ab dem Lieferort, zum Beispiel dem Werk des Verkäufers. Folglich besteht keine Verpflichtung für den Verkäufer zum Abschluss eines Beförderungsvertrags. Der Verkäufer braucht die Ware nur am genannten Lieferort an der gegebenenfalls vereinbarten Stelle zur Verfügung zu stellen, um die Lieferung zu bewirken. Damit führt er den Gefahrübergang herbei. Ohne Festlegung der genauen Abholstelle kann der Verkäufer die ihm am besten passende Stelle am Lieferort auswählen. In diesem Fall informiert er den Käufer, dass und wo genau die Waren abholbereit sind. Es gehört nicht zu den Pflichten des Verkäufers, die Ware auf das ankommende Beförderungsmittel des Käufers zu verladen.

EXW sieht vor, dass der Käufer die Ausfuhrabfertigung vorzunehmen hat.  So weit, so gut. Nach der Rechtslage in den meisten Ländern kann ein Käufer mit Sitz im Ausland abweichend davon jedoch nicht als Ausführer tätig werden. Der vom Käufer beauftragte Spediteur beziehungsweise Frachtführer erledigt häufig die Ausfuhrformalitäten im Namen des EXW-Verkäufers, obwohl er nach den Weisungen im Beförderungsvertrag und auf Kosten des Käufers tätig wird.

Falls der Käufer die Ausfuhrabwicklung vornehmen kann, bedeutet dies allerdings nicht automatisch, dass er die Ausfuhrformalitäten tatsächlich so ausführt, wie es sein soll. Dies gilt häufig dann, wenn es sich bei dem beauftragten Spediteur beziehungsweise Frachtführer nicht um ein inländisches Unternehmen handelt.

Für den Verkäufer ist es wichtig, dass er die Gelangensbestätigung oder einen anderen alternativen Belegnachweis erhält, um eine umsatzsteuerbefreite Rechnungsstellung vornehmen zu können. Hintergrund sind steuerfreie innergemeinschaftliche Lieferungen von Unternehmen im Geltungsbereich des deutschen Umsatzsteuergesetzes. Allein schon, um sicher zu sein, dass alles ordnungsgemäß abgewickelt wird, wird der Verkäufer die Ausfuhrmodalitäten oftmals vorsorglich selbst ausführen.

EXW wird daher trotz entsprechender Vereinbarung häufig insoweit schon nicht praktiziert. Dies trifft ebenso hinsichtlich des Beladungsvorgangs zu. In der Regel wird der Verkäufer die Beladung auf das ankommende Beförderungsmittel selbst durch sein Personal vornehmen lassen, auch wenn er nach EXW dazu nicht verpflichtet ist. Dies bietet sich an, weil die Ware sowieso auf dem Betriebsgelände des Verkäufers bewegt werden muss und er am besten weiß, wie die Ware sicher verladen wird. Außerdem kann oder darf das Personal des beauftragten Abholers die Verladung oftmals nicht vornehmen. Kommt es aber bei der Verladung durch das Personal des Verkäufers zu einem Schadensfall, sind Streitigkeiten mit dem Käufer vorprogrammiert, weil dieser dann nicht bereit sein wird, den Schaden zu tragen.

Es gibt eine Alternative

Bei FCA trifft den Käufer die Pflicht des Haupttransports der Waren. Lieferung und Gefahrübergang finden durch Lieferung der Ware an den Frachtführer an der gegebenenfalls vereinbarten Stelle am benannten Ort statt. Wenn der benannte Ort beim Verkäufer liegt, ist die Lieferung vollzogen, wenn die Ware von ihm – wozu er bei FCA auf eigene Kosten und Gefahr verpflichtet ist – auf das vom Käufer bereitgestellte Beförderungsmittel verladen worden ist.

EUROPA / RECHT: Die Lücken schließen

Im Oktober 2024 hat das BMWK ein Hinweispapier zur Sanktionsumgehung vorgelegt, um Unternehmen bei Embargoprüfungen zu unterstützen. In welchen Fällen sollten Exporteure in Deutschland davon ausgehen, dass ein Umgehungsgeschäft bezüglich Russland vorliegt? Und wie sollten sie sich gegen ein solches Umgehungsgeschäft absichern?

Ausgangsfall: D in Deutschland verkauft Pkw mit der ZTN (Zolltarifnummer) 8703 23 an K in Kasachstan. Beim Blick auf dessen Webseite stellt D fest, dass K intensive geschäftliche Verbindungen mit Russland hat. Hat D jetzt Anhaltspunkte für ein Umgehungsgeschäft? Und wenn ja: Wie sollte sich D absichern? Reicht es, wenn K mündlich versichert, nicht nach Russland weiterzuliefern?

Problem der Umgehungsgeschäfte 

Es gibt derzeit viele Umgehungsgeschäfte, sodass Embargoware nach Russland gelangt. Ein Beispiel: Nach Presseberichten benutzt Russland immer mehr deutsche Lastwagen, um seine Truppen in der Ukraine mit Munition und Nachschub zu versorgen. Dabei würden besonders oft Lkw von bekannten Herstellern in Deutschland eingesetzt. Weil die Europäische Union diesen Export nach Russland verboten hat, erreichen sie Russland meist indirekt über Joint-Venture-Partner und Zwischenhändler beziehungsweise Kunden in Umgehungsländern.

Da der wichtigste russische Lkw-Hersteller (Kamaz) unter westlichen Sanktionen leide, hänge die „russische Kriegsmaschine“ – so die Frankfurter Allgemeine Zeitung – „von Importfahrzeugen ab“. Die betroffenen deutschen Hersteller, die das Russland-Geschäft eingestellt haben, äußerten sich dazu wie folgt: „Trotz intensiver Bemühungen lasse sich nicht gänzlich verhindern, dass unsere Fahrzeuge über Umwege – etwa Fahrzeuge aus dritter oder „vierter Hand“ – nach Russland gelangten.“

Die EU-Kommission und die Bundesregierung bemühen sich intensiv darum, solche Umgehungsgeschäfte nach Russland zu verhindern. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat im April und im Oktober 2024 zwei Hinweispapiere vorgelegt. Das erste beschäftigt sich vor allem mit Sorgfaltspflichten gegenüber ausländischen Töchtern von EU-Unternehmen nach Art. 8a der EU-Russland-VO und geht dann auf das Risikomanagement nach Art. 12gb dieser Verordnung ein.

Das zweite informiert über Risiken, die im Rahmen der unternehmerischen Sorgfalt berücksichtigt werden sollten, indem es umfassend kunden-, produkt- und transaktionsbezogene Risiko-Indikatoren aufzählt – leider fehlen weitgehend Hinweise, welche Maßnahmen hier ergriffen werden sollten. Abgesehen vom Verweis auf die Jedermanns-Berichtspflicht an das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle über sanktionsrelevante Informationen.

Die EU-Kommission hat in einem Leitfaden vom September 2023 folgende Absicherungsmaßnahmen vorgeschlagen:

  • Due-Diligence-Prozeduren, um möglichst solche Umgehungsversuche zu verhindern
  • Vertragsklauseln – vor allem gegenüber Kunden, welche die Verkäufer nicht kennen -, mit denen Weiterlieferungen nach Russland/Belarus verboten werden, es sei denn, dass der Kunde ebenfalls solche vertraglichen Verpflichtungen für seine Weiterverkäufe vereinbart, sowie Klauseln bezüglich Schadensersatzpflichten (bei Verstoß) und eventuell Ex-Post-Verifikationen

Bereits in einer Mitteilung der EU-Kommission vom 1. April 2022 war auf die Notwendigkeit solcher vertraglichen Verpflichtungen hingewiesen worden. Als Umgehungsländer wurden dort vor allem die Länder der Eurasischen Wirtschaftsunion EAEU (Belarus, Russland, Armenien, Kasachstan, Kirgistan) genannt, weil bei jedem dieser fünf Mitgliedsländer der freie Warenverkehr gegenüber den übrigen Mitgliedern möglich sei. Daher dürfte klar sein, dass die vertragliche Absicherung zu einem der zentralen Mittel für die Verhinderung von Umgehungsgeschäften geworden ist.

Weitgehend gleiche Überlegungen wie bei der No-Russia-Clause, deren zentraler Inhalt folgender ist: Bei Verkauf oder Lieferung von bestimmten gelisteten Gütern
– vor allem nach Anhang XL der Russland-VO – in ein Drittland (also: in ein Nicht-EU-Land) – mit Ausnahme in ein Partnerland nach Anhang VIII – müssen die Ausführer die Wiederausfuhr nach Russland oder zur Verwendung in Russland vertraglich untersagen (Art. 12g Russland-VO); entsprechendes gilt für Belarus (Art. 8g Belarus-VO).

Bei einem solchen Vertrag sind „angemessene Abhilfemaßnahmen“ erforderlich, was nach den FAQ der EU-Kommission für den Fall eines Verstoßes vor allem bedeutet: hohe Vertragsstrafe und Möglichkeit der Kündigung des Vertrags. Art. 12gb der Russland-VO erweitert dies um die Notwendigkeit eines angemessenen Risiko-Managements.

In der Praxis stellen sich hier schwierige Auslegungsfragen: Was sollen Exporteure unternehmen, wenn sich ihre Kunden weigern, eine solche Vertragsklausel zu unterschreiben, etwa wegen der hohen Vertragsstrafe? Kann der Exporteur gegenüber Kunden aus Nicht-Umgehungsländern auf die Unterzeichnung der Vertragsklausel – auch deswegen, weil es um ein Massengeschäft geht – verzichten? Gegenüber Kunden in Umgehungsländern aber nicht?

In bestimmten Fällen kann diese Vertragsklausel auch in die AGB aufgenommen werden, sofern eine wirksame Einbeziehung in den Vertrag vorliegt (es bleiben dann Fragezeichen, ob eine hohe Vertragsstrafe wirksam per AGB vereinbart werden kann).

Lösung Ausgangsfall

Für den Verkauf von Pkw muss D nach Embargorecht erst prüfen, ob es sich um ein Gut handelt, das nach den Embargos gegen Russland oder Belarus verboten ist. Das Fahrzeug mit der ZTN 8703 23 ist von Anhang XXIII der Russland-VO erfasst, weswegen Verkauf und Lieferung nach Russland verboten sind. Auch der indirekte Verkauf und die indirekte Lieferung nach Russland sind demnach verboten, also durch einen Verkauf an einen Kunden, der seinerseits nach Russland weiterliefert.

Würde das Fahrzeug vom Kunden K in Kasachstan nach Russland weitergeliefert werden, könnte es zu strafrechtlichen Ermittlungen wegen eines Embargoverstoßes gegen D kommen. Denn dann hätte D das Kfz mittelbar nach Russland verkauft. In diesem Fall sollte D nachweisen können, dass er geeignete Maßnahmen zur Verhinderung eines Weiterverkaufs beziehungsweise einer Weiterlieferung nach Russland ergriffen hat. D sollte daher zunächst prüfen und bewerten, wie hoch das Risiko ist, dass K das Fahrzeug nach dem Erwerb von D nach Russland weiterliefert oder weiterverkauft.

Der erste Anhaltspunkt für ein Umgehungsgeschäft ergibt sich daraus, dass Kasachstan ein Umgehungsland ist: Es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Güter von Kasachstan nach Russland oder Belarus weitergeliefert/weiterverkauft werden könnten. Der zweite Risikofaktor ergibt sich daraus, dass D feststellt, dass K intensive geschäftliche Beziehungen nach Russland pflegt.

Beides zusammen führt in jedem Fall dazu – hierfür reicht auch schon einer der beiden Punkte aus -, dass D vor einem Verkauf an K wirksame Abhilfemaßnahmen gegen eine Weiterlieferung ergreifen muss. Hierfür reicht die mündliche Versicherung von K nicht aus, er werde nicht nach Russland weiterliefern.

D sollte schriftlich einen Absicherungsvertrag mit K vereinbaren, mit dem K ein Weiterverkauf oder eine Weiterlieferung nach Russland/Belarus strikt verboten wird. Für den Fall des Verstoßes sollten eine hohe Vertragsstrafe und die Möglichkeit der Vertragskündigung vorgesehen werden.

Gesteigerte Red Flags: Wenn Fahrzeughersteller allerdings nach einem Blick in Internetportale oder in die Presse oder Ähnliches erfahren, dass bereits eine Vielzahl ihrer Fahrzeuge nach Russland weitergeliefert worden ist, gibt es gesteigerte Red Flags dafür, dass sie bereits mittelbar gegen das Russland-Embargo verstoßen haben könnten. Wenn sie ab jetzt diese Red Flags ignorieren würden, könnte die Staatsanwaltschaft zum Ergebnis kommen, dass weitere mittelbare Embargoverstöße (durch billigende Inkaufnahme des Risikos) bedingt vorsätzlich begangen werden. Das muss dringend verhindert werden, auch um eine Freiheitsstrafe beim Fahrzeughersteller zu verhindern.
Daher sind hier sehr strikte Absicherungsmaßnahmen erforderlich.

Hier bieten sich unter anderem an:

  • eine sehr strikte Version des Absicherungsvertrags
  • Rücksprache mit den Kunden, deren Fahrzeuge nach Russland weitergeliefert worden sind
  • Nachweise für den Verbleib der Fahrzeuge in Umgehungsländern wie Kasachstan
  • Prozeduren für die Sperrung von Kunden, welche nicht genügend kooperieren

Diese Absicherungsmaßnahmen müssen geeignet sein, weitere mittelbare Lieferungen/Verkäufe nach Russland/Belarus zu verhindern.

Resümee

Das Ergreifen von hinreichenden Maßnahmen, um Umgehungslieferungen nach Russland/Belarus zu verhindern, ist für deutsche Exporteure eine dringende Notwendigkeit. Dadurch verhindern sie, dass sie durch Verkäufe von Embargoware an Kunden in Umgehungsländern einen mittelbaren Embargoverstoß begehen und so zum Gegenstand von strafrechtlichen Ermittlungen werden.

Allerdings kann es manchmal für Exporteure zu hohem Aufwand führen, angemessene Maßnahmen zur Verhinderung der Umgehungslieferung zu ergreifen. Allgemein gilt: Je höher das Risiko ist, umso striktere Maßnahmen sind erforderlich, um solche Umgehungslieferungen und eine drohende Freiheitsstrafe zu vermeiden.

Gerade wenn schon eine Vielzahl von Fahrzeugen nach Russland/Belarus gelangt ist, sollten Hersteller, Händler oder Exporteure im Zweifel von einem Geschäft Abstand nehmen, wenn eine angemessene Risikosteuerung bezüglich Umgehung sonst nicht möglich ist.

FRANKREICH / ROHSTOFFE: Grüner Wasserstoff für Raffinerien

Gemeinsam wollen TotalEnergies und Air Liquide zwei Projekte zur Produktion und Lieferung von jährlich rund 45.000 t grünem Wasserstoff in den Niederlanden entwickeln. Ziel dieser Vorhaben ist es, die CO₂-Emissionen der Total-Energies-Raffinerien in Antwerpen und Zeeland um bis zu 450.000 t pro Jahr zu reduzieren. Dies geht aus einer Mitteilung beider Unternehmen hervor.

Dieser Wasserstoff soll, wie es weiter heißt, hauptsächlich durch grünen Strom aus dem Offshore-Windpark „OranjeWind“ erzeugt werden, der jeweils zur Hälfte von TotalEnergies und RWE betrieben wird. Die beiden Unternehmen planen hierfür die Gründung eines Joint Ventures, an dem TotalEnergies und Air Liquide jeweils zu 50 % beteiligt sind.

Dieses Joint Venture soll bis 2029 einen 250-MW-Elektrolyseur in der Nähe der Raffinerie in Zeeland errichten und betreiben. Diese Anlage soll laut TotalEnergies bis zu 30.000 t grüner Wasserstoff pro Jahr produzieren. Dieser soll größtenteils der Raffinerie in Zeeland zugutekommen. Die Gesamtinvestition für dieses Projekt beziffert das Unternehmen mit rund 600 Mio Euro. Die Beantragung europäischer und nationaler Förderprogramme seien laut Total Energies und Air Liquide bereits beantragt.

Zusätzlich hat TotalEnergies mir Air Liquide einen Abnahmevertrag von 15.000 t grüner Wasserstoff geschlossen. Dieser soll im Rahmen des Projektes „ELYgator“ von einem 200-MW-Elektrolyseur von Air Liquide in Maasvlakte produziert werden und an die Total-Energies-Plattform in Antwerpen gehen.

Im Rahmen dieses Abkommens wird TotalEnergies den aus dem Oranje-Wind-Projekt erzeugten erneuerbaren Strom an Air Liquide liefern, der dann in grünen Wasserstoff umgewandelt wird. Die Inbetriebnahme dieses Projekts ist für Ende 2027 vorgesehen und soll die CO₂-Emissionen am Standort Antwerpen um bis zu 150.000 t pro Jahr reduzieren.

Dekarbonisierung der europäischen Raffinerien

TotalEnergies hat sich verpflichtet, den CO₂-Fußabdruck bei der Produktion, Umwandlung und Lieferung von Energie an seine Kunden zu reduzieren. Als Hauptansatzpunkt hat das Unternehmen dabei die Nutzung von kohlenstoffarmem Wasserstoff gewählt, um seine Raffinerien in Europa zu dekarbonisieren. Durch diese Maßnahmen will TotalEnergies seine jährlichen CO₂-Emissionen bis 2030 um etwa 3 Mio t senken.

Dieses Ziel vor Augen, hat der Konzern bereits Verträge über die jährliche Lieferung von über 170.000 t grünem Wasserstoff für seine Standorte in Frankreich (La Mede, Grandpuits und Normandie), Deutschland (Leuna) sowie Belgien und den Niederlanden abgeschlossen.

GROSSBRITANNIEN / HANDEL: Erster Laden, in dem man Eintritt zahlen muss

Eine deutsche Supermarktkette sorgt im Osten Londons für Aufsehen: Aldi hat ein innovatives System eingeführt, bei dem Kunden für den Eintritt in den Laden eine Gebühr von 10 Pfund zahlen müssen, wie „Rzeczpospolita“ berichtet. Diese Gebühr wird später von der Endrechnung abgezogen. Sollte der Einkaufswert jedoch geringer sein, wird die Differenz erstattet – zumindest theoretisch.

Das neue System basiert auf Künstlicher Intelligenz und kommt ohne klassische Kassen aus. Kameras und Sensoren überwachen die Einkäufe der Kunden, die ihre Produkte direkt in Taschen legen können. Das Gesichtserkennungssystem prüft außerdem das Alter der Kunden, wenn sie alkoholische Getränke kaufen möchten. Ab dem 18. Januar 2025 wurde dieses Konzept in einer Aldi Shop&Go-Filiale im Stadtteil Greenwich im Osten Londons umgesetzt.

Die 10-Pfund-Gebühr wird für das Herunterladen der App und die Registrierung fällig. Es handelt sich dabei um eine Art Anzahlung, die bei einem höheren Einkaufswert abgezogen wird. Wenn der Einkaufswert geringer ist, wird die Differenz erstattet. Doch Kunden berichten von Problemen, vor allem bei der Rückerstattung und beim Umgang mit der App. So gab es Fälle, in denen die Gebühr mehrfach abgebucht wurde, insbesondere wenn Kunden die Taste in der App versehentlich mehrmals betätigten. Eine Rückabwicklung dieser Transaktionen ist jedoch nicht möglich, was bei den Betroffenen zu Verärgerung führte.

Technische Probleme

Das Konzept, ohne Kassen zu arbeiten und stattdessen auf Künstliche Intelligenz zu setzen, soll vor allem den Einkauf für Kunden vereinfachen und gleichzeitig Personalkosten einsparen. Kunden legen ihre Waren in eine Tasche, und das Netzwerk aus Kameras und Sensoren registriert die Artikel automatisch, sodass der Kunde keine herkömmliche Kasse mehr aufsuchen muss. Doch es gibt auch Kritik an dieser Art des Einkaufens, insbesondere wegen der technischen Probleme und der fehlenden Möglichkeit, Zahlungen oder Gebühren rückgängig zu machen.

Ähnliche Konzepte wurden bereits in anderen Ländern getestet. So führte Amazon seine „Just Walk In“-Geschäfte ein, bei denen Kunden ebenfalls ohne Kassen einkaufen können. Allerdings gab der Konzern schließlich bekannt, dass es von der flächendeckenden Einführung dieses Modells absehen würde. Auch die britische Supermarktkette Tesco hatte ähnliche Selbstbedienungsfilialen ohne Kassen getestet, doch auch hier entschied man sich, den Weg zu verlassen und auf Hybridfilialen mit Kassen zu setzen.

Aldi hatte sich ebenfalls hohe Erwartungen an dieses Konzept gesetzt, doch CEO Giles Hurley räumte ein, dass die Umsetzung nicht ganz reibungslos verläuft. Aldi plant nun, seine Selbstbedienungsläden in Großbritannien mit traditionellen Kassen auszustatten, um ein besseres Einkaufserlebnis zu ermöglichen.

KI gegen Personalmangel

Trotz der Herausforderungen ist das Aldi-Shop&Go-Modell ein Beispiel für den Trend im Einzelhandel, KI-basierte Systeme und Selbstbedienungslösungen zu nutzen, um dem Personalmangel entgegenzuwirken und den Einkauf für die Kunden bequemer zu gestalten. Die Zukunft solcher Konzepte wird sich zeigen, wobei technologische Hürden und die Kundenakzeptanz weiterhin zentrale Themen bleiben.

SPANIEN / LOGISTIK: GLS zentralisiert Aktivitäten in Madrid

Um dem kontinuierlichen Wachstum der Paketströme gerecht zu werden, hat GLS Spanien beschlossen, seine Aktivitäten in der strategisch wichtigen Region Madrid zu zentralisieren, erklärte das Unternehmen in einer Mitteilung. Dieses neue Paketzentrum soll Teil des Logistikparks Madrid Gate Logistics Centers sein, der in der Nähe der Autobahn A2, der Hauptstadt und des Flughafens liegt. Auf einer Fläche von mehr als 37.000 qm werden von hier aus Cross-Docking und innerstädtische Distribution abgewickelt, so GLS Spanien.

Für das neue Logistikzentrum stellte Körber Supply Chain GmbH Technik bereit, um ein hohes Paketaufkommen pro Stunde zu bewältigen, was laut Körber einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil darstelle.

SPANIEN / PERSONAL: Anpassung des Mindestlohns

Der Mindestlohn wurde mit königlichem Dekret vom 11. Februar 2025 auf 39,47 Euro pro Tag beziehungsweise 1.184 Euro pro Monat (bei 14 Monatsgehältern) festgesetzt. Die Lohnerhöhung gilt vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 2025. Zum Vergleich: Im Vorjahr betrug der Mindestlohn 37,80 Euro pro Tag und 1.134 Euro pro Monat. Daraus ergibt sich eine Erhöhung von 4,41 % gegenüber 2024.

Die Mindestlohnbestimmungen gelten flächendeckend und unabhängig von der Art der Beschäftigung. Sie greifen daher insbesondere auch für Leiharbeiter, Saisonarbeiter und Hausangestellte (Art. 4 Real Decreto 87/2025). Eine altersmäßige Staffelung findet nicht statt.

Osteuropa und Zentralasien

MONGOLEI / ROHSTOFFE: Zukunft des Bergbaus

Große Rohstoffvorkommen und der Bergbau sind das wirtschaftliche Rückgrat der Mongolei. Der Beitrag des Sektors zum Bruttoinlandsprodukt des Landes hat sich zwischen 2000 und 2024 auf rund 25 % mehr als verdoppelt. Etwa 3.000 Lagerstätten von rund 50 Mineralien und Gesteinen sind derzeit in der Mongolei bekannt.

Der Internationale Währungsfonds schätzt den Wert der Bodenschätze auf bis zu 3 Bill US-Dollar. Besonders begehrenswert sind Batterierohstoffe wie Kupfer und Lithium, die für die Energiewende benötigt werden. Auch bei den in der High-Tech-Industrie unverzichtbaren seltenen Erden könnte die Mongolei nicht zuletzt für Deutschland und die EU der Schlüssel sein, um sich von China weniger abhängig zu machen. Der US Geological Survey geht davon aus, dass Steppen und Wüsten des Landes die zweitgrößten Vorkommen an seltenen Erden weltweit beherbergen.

Kohle an der Spitze 

Vorerst aber dominiert Kohle. Sie stand 2024 für fast 60 % der verkauften Rohstoffe der Mongolei. Dem fossilen Brennstoff hat das Land den wirtschaftlichen Aufschwung der letzten Jahre zu verdanken. Die Kokskohle aus mongolischen Tagebauen ist insbesondere in der Metallurgie des Nachbarlandes China sehr gefragt.

Mittlerweile wurden die ersten mongolischen Kohlereviere über Bahngleise besser an die Volksrepublik angebunden. Die Nachfrage aus dem Nachbarland dürfte so schnell nicht nachlassen, schätzen Experten. Mit der verbesserten Infrastruktur könnte die Produktion sogar noch ausgebaut werden. Die Kohlevorkommen auf mongolischer Seite sind noch nicht ausgelastet.

Der staatliche Hauptproduzent Erdenes Tavan Tolgoi investiert große Summen in Anlagen zur Kohleaufbereitung, Förderbänder, ein konventionelles Wärmekraftwerk sowie weitere Bahngleise. Doch es kommen berechtigte Zweifel an der Zukunftsfähigkeit des mongolischen Exportschlagers auf. Auch in diesem Teil der Welt hat sich herumgesprochen, dass die Energiewende naht.

Kupferminen in den Startlöchern

Tatsächlich rückt die Mongolei international zunehmend mit anderen Bodenschätzen als Kohle in den Fokus – allen voran mit Kupfer. Der anglo-australische Bergbauriese Rio Tinto hat mehrere Milliarden Dollar in das Kupfer-Gold-Vorkommen Oyu Tolgoi investiert, wo er 2023 den lukrativen Untertagebau starten konnte. Bis 2028 soll der Ausstoß von Kupferkonzentrat auf 500.000 t pro Jahr steigen, womit Oyu Tolgoi zu einem der wichtigsten Produzenten weltweit aufsteigt. Hauptabnehmer ist auch hier China. Der zweite wichtige Kupferstandort der Mongolei ist Erdenet, wo die staatliche Erdenet Mining Corporation ein Kupfer-Molybdän-Vorkommen ausbeutet.

Der mongolische Kupferabbau ist also noch übersichtlich. Doch gleich mehrere Projekte deuten darauf hin, dass in den nächsten Jahren einige Minen hinzukommen könnten. Dazu zählt mit Tsagaan Suvraga ein Kupfer-Molybdän-Vorkommen, in dem die Mongolyn Alt Corporation 240 Mio t Kupfererz vermutet. Xanadu Mining hat jüngst die Ergebnisse einer Vormachbarkeitsstudie für das Kharmagtai-Projekt vorgestellt, wo über einen Zeitraum von 29 Jahren Kupfer und Gold abgebaut werden könnten.

Branchenexperten zählen diese Erze mit zu den Hauptassets im mongolischen Bergbau. Kupfer und Gold erfreuen sich einer stabilen Nachfrage und überzeugen durch niedrige Explorationskosten. Das erfolgreiche Engagement namhafter Branchengrößen dürfte weitere Unternehmen ins Land locken.

Neben Rio Tinto weitet auch der mehrheitlich vom französischen Staat kontrollierte Konzern Orano seine Aktivitäten in der Mongolei aus. In einem Joint Venture mit der staatlichen Gesellschaft Mon-Atom ist geplant, ab 2028 Uranerz in der Mine Zuuvch Ovoo abzubauen und zu 2.500 t Uran jährlich zu verarbeiten. Orano will in das Projekt 1,6 Mrd Dollar investieren.

Viel ungenutztes Potenzial

Bei Lithium und seltenen Erden wird der Mongolei ein enormes Potenzial zugeschrieben. Ein Abbau findet jedoch noch nicht statt. Auch zu den wenigen Explorationen gibt es wenig Neues zu berichten. Nur eine Handvoll Projekte befindet sich in einem fortgeschrittenen Stadium. Das hält viele Regierungen weltweit nicht davon ab, strategische Partnerschaften mit der Mongolei abzuschließen. Ein solches bilaterales Abkommen besteht neben den USA, Südkorea, Japan und Indien auch mit Deutschland.

Wer in der Mongolei kritische Mineralien abbauen will, könnte letzten Endes auf Granit beißen. Neben der Problematik mit den Lizenzen gibt es offene Fragen beim Transport. Der zwischen Russland und China eingeklemmte Binnenstaat ist bei Exporten auf die Kooperation seiner beiden Nachbarländer angewiesen. Dasselbe gilt für die Verarbeitung der Rohstoffe, entsprechende Anlagen stehen jenseits der Grenze in China. Das verwässert die Bemühungen westlicher Firmen, ihre Lieferketten zu diversifizieren.

Zumindest in einem Punkt ist aber mit Besserung zu rechnen. Die mongolische Regierung kooperiert mit dem spanischen Unternehmen Xcalibur Smart Mapping, um mit luftgestützten geophysikalischen Untersuchungen einige Landesteile neu zu vermessen. Viele Daten stammen noch aus dem 20. Jahrhundert und entsprechen nicht mehr heutigen Industriestandards. Erst mit präzisen Zahlen über das Rohstoffpotenzial kann die Mongolei eine konkrete Strategie über den Abbau von kritischen Rohstoffen verabschieden.

OSTEUROPA / E-MOBILITÄT: EU-Förderung für Ausbau der Infrastruktur

Ein Konsortium aus dem deutschen Energiekonzern E.ON, dem bulgarischen Betreiber von Ladestationen für Elektrofahrzeuge Eldrive Holding und dem slowakischen Stromversorger ZSE hat sich eine EU-Finanzierung in Höhe von 45 Mio Euro gesichert, um die EV-Infrastruktur in ganz Europa auszubauen, teilten die Unternehmen laut „See News“ mit.

Im Rahmen des DRIVE-E-Projekts werden bis Ende 2027 insgesamt 1.400 neue öffentliche Ladepunkte errichtet, darunter 430 Punkte für schwere Nutzfahrzeuge mit einer Leistung von jeweils mindestens 350 kW, so die drei Unternehmen in einer gemeinsamen Pressemitteilung.

Die Ladestationen werden an über 250 Standorten in 13 EU-Ländern, darunter Bulgarien und Rumänien, entlang wichtiger transeuropäischer Güterverkehrsrouten installiert. Die Initiative zielt darauf ab, Ladepunkte sowohl für Personen- als auch für gewerbliche E-Fahrzeuge einzurichten, mit speziellen Lkw-Ladestationen und gemischt genutzten Knotenpunkten.

Das Projekt ist eine von 39 Infrastrukturinitiativen für alternative Kraftstoffe, die kürzlich für eine EU-Finanzierung im Rahmen der zweiten Phase der Infrastrukturfazilität für alternative Kraftstoffe ausgewählt wurden, die im Februar 2024 mit einem Budget von 1 Mrd Euro startet. Über seine Tochtergesellschaft E.ON Drive Infrastructure betreibt E.ON über 6.000 öffentliche Ladepunkte in elf europäischen Ländern.

Zapadoslovenska energetika, ein Mitglied der E.ON-Gruppe, betreibt ein landesweites Netz von Wechselstrom-, Gleichstrom- und Schnellladestationen. Die Eldrive Holding, die sich im Besitz der in Bulgarien gegründeten Renalfa Solarpro Group befindet, betreibt mehr als 2.000 Ladestationen in Litauen, Rumänien und Bulgarien

OSTEUROPA / ERNEUERBARE ENERGIEN: Wasserstoff als Zukunftstechnologie

Im Jahr 2025 erhalten die Wasserstoffprojekte in der Slowakei und Tschechien neuen Auftrieb. Besonders in Tschechien setzt die Regierung auf den Ausbau dieser nachhaltigen Technologie: Das Umweltministerium stellt rund 120 Mio Euro für den Bau von Elektrolyseuren bereit.

Die Fördermittel fließen dabei gezielt in ehemalige Kohleregionen wie Karlovy Vary, Usti nad Labem und Mährisch-Schlesien. Das Ministerium für Industrie und Handel in Prag hat im Sommer 2024 seine Wasserstoffstrategie aktualisiert. Bis 2030 sollen jährlich rund 20.000 t grüner Wasserstoff produziert werden. Nach den Plänen der Regierung wird der Brennstoff künftig vor allem im Verkehr, als chemischer Grundstoff zur klimaneutralen Herstellung von Kraftstoffen und Kunststoffen sowie zur Speicherung von überschüssiger Energie aus erneuerbaren Quellen oder aus Kernkraft genutzt.

Für deutsche Unternehmen ergeben sich daraus nach Einschätzung von Germany Trade und Invest auf diesem Wege vielfältige Chancen.

Die Thüringer Kyros Hydrogen Solutions ist schon in Tschechien aktiv. Sie lieferte ein Elektrolyse-System auf Basis einer Protonen-Austauschmembran für den bislang einzigen tschechischen Elektrolyseur auf regenerativer Energiebasis in Napajedla bei Zlin.

Der bayerische Maschinenbauer Riedel Kooling wiederum produzierte die Prozesskühlung für die Anlage. Auch die deutsche Auslandshandelskammer in der slowakischen Hauptstadt Bratislava wirbt emsig um Investoren in puncto Wasserstoff.

Zu Beginn dieses Jahrzehnt hatte die slowakische Regierung eine Wasserstoffstrategie verabschiedet und auch einige Leuchtturmprojekte ins Leben gerufen. Allerdings wurden diese Vorhaben wegen anhaltender politischer Querelen für Jahre auf Eis gelegt.

Produktion über dem Verbrauch

Laut Berechnungen des Instituts für Wirtschaftsanalysen in Bratislava ist die Slowakei bislang bei der Produktion von Wasserstoff autark. Von 2019 bis 2023 lag sie um durchschnittlich 0,3 % über dem Verbrauch. 2023 wurden 151.100 t Wasserstoff produziert, 2022 waren es noch 163.800 t.

Bis 2030 könnte der jährliche Verbrauch von Wasserstoff auf 186.000 t steigen. Diesen Bedarf könnten die Slowaken unter den aktuellen Voraussetzungen nicht mehr aus eigener Kraft decken. Im Zusammenhang mit der Erzeugung von grünem Wasserstoff sorgen auch die aktuellen Auseinandersetzungen um Gaslieferungen mit der Ukraine für heftige Kritik an der slowakischen Regierung. Denn die European Green Hydrogen Initiative definiert die Ukraine als strategischen Partner bei der Entwicklung von erneuerbarem Wasserstoff.

Bis 2030 sollen dort Elektrolyseure mit einer installierten Leistung von 10.000 MW für die Erzeugung von grünem Wasserstoff entstehen. Nur 1.800 MW würden für den heimischen Markt genutzt. Bis 2035 sollen 0,6 Mio t und bis 2050 2,5 Mio t Wasserstoff produziert werden. Die Slowakei bräuchte nach Einschätzung von Branchenkennern genau diesen Wasserstoff, um vor allem ihre Düngemittel- und Stahlproduktion umweltfreundlicher zu gestalten.

RUSSLAND / AUSSENHANDEL: EU verschärft Sanktionen

Am Montag, dem dritten Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine, kamen die EU-Außenminister in Brüssel zusammen, um über den Krieg und die transatlantischen Beziehungen zu beraten. Gleich zu Beginn des Treffens verabschiedeten sie das 16. Sanktionspaket gegen Russland.
Österreich wurde von Interimskanzler und Außenminister Alexander Schallenberg vertreten. Er betonte, dass die EU trotz aller Herausforderungen immer wieder geeint handle: „Wir müssen uns hüten, kurzfristige Ziele zu verfolgen, die auf Kosten der Stabilität gehen.“ Ein Angriffskrieg dürfe nie honoriert werden, und es dürfe nie eine Täter-Opfer-Umkehr geben, so Schallenberg, offenbar mit Blick auf die Wende in der Sichtweise der USA unter der neuen Regierung von Präsident Donald Trump. Ein Krieg könne nicht beendet werden, „ohne dass alle Parteien an einem Tisch sitzen“.

Zum ersten Mal untersagt die EU Transaktionen mit ausländischen Kredit- und Finanzinstituten, die das russische Nachrichtensystem SPFS für Geldtransfers nutzen. Zudem werden 74 weitere Schiffe der sogenannten russischen Schattenflotte sanktioniert. Diese sollen laut EU-Rat dazu dienen, den westlichen Preisdeckel für russische Ölexporte zu umgehen oder aus der Ukraine gestohlenes Getreide zu transportieren.

Für 53 weitere Unternehmen, die Russland in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine direkt unterstützen, treten strengere Exportbeschränkungen für Güter und Technologien mit doppeltem Verwendungszweck in Kraft. Außerdem verschärft die EU die Importauflagen für Primäraluminium, eine wichtige Einnahmequelle Russlands.

London mit dabei

Auch Großbritannien verhängte am Kriegs-Jahrestag neue Sanktionen gegen Russland. Es handle sich um das größte Sanktionspaket seit den ersten Tagen des Kriegs, teilte das Außenministerium in London laut der Deutschen Presse-Agentur mit. „Wir müssen den wirtschaftlichen Druck weiter erhöhen, um (Russlands Präsident Wladimir) Putin an einen Punkt zu bekommen, an dem er nicht nur zu Gesprächen, sondern zu Zugeständnissen bereit ist“, sagte Premierminister Keir Starmer.

Die mehr als 100 Maßnahmen zielen zum Beispiel auf Russlands militärische Lieferketten sowie Einnahmen ab, mit denen der Krieg finanziert werde.

Die Briten verhängen auch Sanktionen gegen Nordkoreas Verteidigungsminister No Kwang-chol und weitere Beamte, die beteiligt gewesen seien, mehr als 11.000 Truppen zu entsenden. Putin nutze diese Streitkräfte als „Kanonenfutter“.

Britisch sanktioniert werden auch mehrere Unternehmen etwa in anderen Staaten wie China, die Maschinen, Elektronik und andere Güter für Russlands Militär liefern. Auf der Liste stehen auch weitere Schiffe der sogenannten Schattenflotte.
Premier Starmer sagte der Ukraine erneut Unterstützung zu. Man müsse sich mit gemeinsamer Anstrengung in die Friedensbemühungen einbringen, sagte er. Die Ukraine müsse bei Verhandlungen mit am Tisch sitzen. Starmer soll diese Woche nach Washington reisen, um US-Präsident Donald Trump zu treffen. „Präsident Trump hat die weltweite Debatte in den vergangenen Wochen verändert. Und das hat eine Chance geschaffen.“

TADSCHIKISTAN / ZOLL: Einführung von elektronischer Codierung auf Importwaren

Seit dem 1. Juli 2023 gilt in Tadschikistan eine neue Verordnung, die für bestimmte importierte Waren eine elektronische Codierung vorschreibt, wie „ASIAplus“ berichtet. Dieser Prozess wird schrittweise in vier Phasen umgesetzt, von denen zwei bereits in Kraft sind.
Wie der Leiter des Zolldienstes, Khurshed Karimzoda, Mitte Februar 2025 erklärte, basiert die Initiative auf einem Regierungsdekret vom 12. Juni 2023. Dieses regelt die elektronische Kodierung, die Tätigkeit von Betreibern zur Überwachung des Handels und die Kontrollprozesse.

Derzeit unterliegen fünf Produktkategorien der elektronischen Codierung:

  • Tabak und nikotinhaltige Produkte, einschließlich elektronischer Zigaretten
  • Alkohol, alkoholische Getränke und Energydrinks
  • Arzneimittel und Medizinprodukte
  • Trinkwasser und Erfrischungsgetränke
  • Haushaltsgeräte

Ob künftig weitere Importwaren in die Regelung aufgenommen werden, ließ der Zolldienst offen.
Die Codierung erfolgt durch einen speziellen QR-Code, der auf den importierten Waren angebracht wird. Dieser Code enthält detaillierte Informationen über das Produkt, darunter den Namen und Standort des Herstellers, das genaue Produktionsdatum, die Art der Ware sowie Angaben zum Importeur.

Bereits seit dem 1. Juli 2023 ist die elektronische Codierung für Tabakprodukte, Alkohol und Energydrinks verpflichtend. Seit dem 1. Januar 2024 gilt sie auch für Arzneimittel und Medizinprodukte.

Die nächsten Schritte sehen wie folgt aus:

  • Ab dem 1. Januar 2026 wird die Pflicht auf Trinkwasser und Erfrischungsgetränke ausgeweitet.
  • Ab dem 1. Januar 2027 müssen auch Haushaltsgeräte mit einem elektronischen Code versehen sein.

In Tadschikistan übernimmt die Firma OOO Tekhnologiya Grupp die Produktion der QR-Codes. Importeure erhalten die Codes von diesem Unternehmen und übermitteln sie an die Hersteller, die sie vor dem Export ins Land auf die Produkte aufbringen müssen.

Alternativ können inländische Importeure die Codierung auch selbst vornehmen, solange sich die Waren noch in Zwischenlagern an der Grenze befinden.
Mit dieser Maßnahme will die Regierung die Transparenz im Handel erhöhen und den Warenfluss effektiver kontrollieren.

TURKMENISTAN / AUSSENHANDEL: Vierparteien-Abkommen für die Zukunft

Es scheint, dass Turkmenistan ein Stück vom wachsenden Ost-West-Handelsgeschehen abhaben möchte. Das Land entwickelt Infrastrukturprojekte, die zu wichtigen Handelszentren im sogenannten Middle Corridor werden sollen, so „Eurasianet“.
In einer Mitteilung des turkmenischen Außenministeriums Anfang Februar wurde bekannt gegeben, dass turkmenische Beamte an einem virtuellen Treffen mit Vertretern aus Aserbaidschan, Georgien und Rumänien teilgenommen haben.

Die Gespräche konzentrierten sich auf Wege zur Förderung des Ost-West-Handels. Die Mitteilung fügte hinzu, dass Asgabat bald ein Vierparteien-Abkommen unterzeichnen wird, um eine neue Handelsroute im Mittleren Korridor zu schaffen, der das Kaspische und das Schwarze Meer überquert. Es könnte jedoch noch einige Zeit dauern, bis das geplante Transitabkommen abgeschlossen ist.

„Das quadrilaterale intergouvernementale Abkommen … wird einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung des internationalen Gütertransports zwischen Zentralasien und Europa leisten“, hieß es in der Mitteilung.

Turkmenistan ist für seine unbeständigen Verhandlungen bekannt, was sich in den Schwierigkeiten von Asgabat und der Türkei bei der Vereinbarung von Preisen für einen, ursprünglich Anfang 2024, vereinbarten Gas-Tauschvertrag zeigt. Nach längeren Verhandlungen wird das Gas ab dem 1. März fließen. Turkmenistan soll bis Ende 2025 1,3 Mrd cbm Gas liefern.

Unterdessen berichtete die mit der Regierung verbundene Website „Turkmenportal“, dass ein neuer Flughafen mit einer 3.200 m langen Landebahn bald in Betrieb gehen wird. Der Flughafen in der Nähe des Dorfes Jebel in der westlichen Provinz Balkan liegt an der Eisenbahnverbindung zwischen Asgabat und der kaspischen Hafenstadt Turkmenbaschi. Die Einrichtung ist für Luftfracht ausgelegt, könnte aber auch Passagierverkehr abwickeln.

„Der Flughafen soll eine wichtige Rolle bei der Steigerung des Volumens von Passagier- und Frachtströmen im Luftverkehr spielen, die wirtschaftliche Entwicklung des Landes fördern und Dienstleistungen bieten, die den Anforderungen der Zeit entsprechen“, heißt es im Turkmenportal-Bericht.

USBEKISTAN / ZOLL: Neue Abgabe auf importierte Pharmaprodukte

Bisher war die Einfuhr von Pharmaprodukten weitestgehend zollfrei. Ab dem 1. April 2025 wird ein Zollsatz von 2 % auf die Einfuhr von Arzneimitteln aus gemischten oder ungemischten Produkten für therapeutische oder prophylaktische Zwecke erhoben. Dies gilt für Waren, die in Dosen oder in Verpackungen für den Einzelhandel verpackt sind und den HS Code 3004 haben.
Diese Maßnahmen sind im Dekret Nr.13 vom 29. Januar 2025 nachzulesen.

Naher Osten und mittlerer Osten

AFGHANISTAN / INFRASTRUKTUR: Usbekistan macht Bahnverbindung möglich

Der stellvertretende Ministerpräsident der Taliban, Abdul Ghani Baradar, gab bekannt, dass der Bau der geplanten Eisenbahnverbindung von Hairatan nach Herat innerhalb von 10 Tagen nach Abschluss einer Machbarkeitsstudie beginnen werde, die von Usbekistan finanziert wird. Er erklärte auch, dass der GUS-Staat zugestimmt habe, die Kosten für ein Projekt zur Stromleitung nach Afghanistan um 30 Mio US-Dollar zu senken, wodurch die Gesamtkosten auf 222 Mio Dollar fallen werden, berichtet die „Central Times of Asia“ in Bezug auf Amu TV. Diese Ankündigung folgte auf Baradars zweitägigen Besuch in Usbekistan.

Das Eisenbahnprojekt zielt darauf ab, die bestehende Strecke von Hairatan, einem wichtigen Handelshub an der Grenze zwischen Usbekistan und Afghanistan, über Mazar-e-Sharif bis nach Herat auszubauen. Der erste Abschnitt, ein 75 km langes Stück von Hairatan nach Mazar-e-Sharif, wurde 2010 mit Mitteln der Asiatischen Entwicklungsbank fertiggestellt. Die geplante Erweiterung soll die Handelsverbindungen zwischen Zentralasien und dem Nahen Osten stärken.

Bilaterale Konsultationen

Während des Besuchs trafen sich Baradar und seine Delegation mit dem usbekischen Premierminister Abdulla Aripov und dem stellvertretenden Premierminister Jamshid Khodjayev, um Themen wie Handel, Energie, Luftfahrt und Infrastruktur zu besprechen. Baradar erklärte, dass Usbekistan zugestimmt habe, die Stromexporte nach Afghanistan im Sommer zu erhöhen und die Tarife zu senken.

Der Minister für Handel der Taliban, Nooruddin Azizi, fügte hinzu, dass auch eine Zusammenarbeit im Bereich Handel und Banken sowie eine mögliche Verlängerung der Eisenbahn von Hairatan nach Spin Boldak besprochen wurden. Außerdem wird Usbekistan Beschränkungen für afghanische Agrarexporte aufheben und vier Handelszentren in großen Städten beider Länder einrichten.

Aripov hatte Kabul im vergangenen August besucht, um Gespräche über den Ausbau des Handels, die Stärkung der Energiekooperation sowie die Zusammenarbeit in Projekten zu Kupfer, Eisen, Öl sowie Gas zu führen. Beide Seiten kamen überein, dass der Handel zwischen Usbekistan und Afghanistan 2024 rund 1 Mrd Dollar erreichen und in naher Zukunft auf 3 Mrd Dollar ausgebaut werden könnte.

TÜRKEI / AUSSENHANDEL: Warenaustausch mit Pakistan erreicht Höchststand

Das bilaterale Handelsvolumen zwischen der Türkei und Pakistan hat im Jahr 2024 den höchsten Stand erreicht, wie der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan der staatlichen Nachrichtenagentur „Anadolu“ gegenüber bekannt gab.
Das Handelsvolumen stieg 2024 im Vergleich zum Vorjahr um fast 30 % und erreichte 1,4 Mrd US-Dollar.

„Wir sind jedoch noch weit von unserem Ziel eines Handelsvolumens von insgesamt 5 Mrd Dollar entfernt. Zweifellos spielen wir alle eine Rolle bei der Verwirklichung unseres Potenzials“, erklärte Erdogan in seiner Rede auf dem türkisch-pakistanischen Wirtschaftsforum in Islamabad.
„In dieser Richtung glaube ich, dass die Ausweitung des Geltungsbereichs unseres präferenziellen Handelsabkommens und seine Weiterentwicklung zu einem Freihandelsabkommen zu einem stabilen und ausgewogenen Anstieg des Handelsvolumens führen wird.“

„Die Türkei und Pakistan sind die beiden Länder, die in vielen Bereichen am meisten zu Frieden, Ruhe und Entwicklung in der Region beitragen können, wenn sie Schulter an Schulter arbeiten“, fügte er hinzu.

„Es ist auch wichtig, dass wir den kombinierten Güterverkehr ausbauen, unsere Transportmöglichkeiten diversifizieren und Fortschritte machen, insbesondere auf der Straße und der Schiene. Es wird im Interesse unserer gesamten Region sein, die Projekte zu evaluieren, die wir mit einer ganzheitlichen Perspektive auf dem gemeinsamen Korridor, dem chinesisch-pakistanischen Wirtschaftskorridor und den Entwicklungsstraßen realisieren können, wie zum Beispiel die Reaktivierung der Güterzuglinie Islamabad-Teheran-Istanbul“, bemerkte er.

VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE / AUSSENHANDEL: Abkommen mit EAWU wohl kurz vor Abschluss

Das Abkommen über die Schaffung einer Freihandelszone zwischen den Ländern der Eurasischen Wirtschaftsunion und den Vereinigten Arabischen Emiraten sei fertig und werde voraussichtlich 2025 unterzeichnet, versicherte „Interfax“ zufolge dem Handelskommissar der Eurasischen Wirtschaftskommission (EWG), Andrei Slepnev am Rande eines internationalen Forums im Rahmen der vom Russischen Verband der Industriellen und Unternehmer organisierten „Wochen der russischen Wirtschaft“.

„Was das Abkommen mit den Emiraten anbelangt, so ist es fertig, die Verhandlungen sind abgeschlossen, die internen Verfahren laufen, und wir hoffen natürlich, dass das Abkommen noch in diesem Jahr unterzeichnet wird“, sagte er. Ihm zufolge gibt es auch „aktive Konsultationen mit Indien in Bezug auf Freihandelsfragen“. „Bisher ist es natürlich noch zu früh, um über einige Parameter und Ergebnisse zu sprechen, aber ich kann bestätigen, dass das Interesse des Partners groß ist“, sagte Slepnev, der auch bestätigte, dass Indonesien großes Interesse an einem Freihandelsabkommen mit der EAWU zeige.

Die EWG setzt die Kontakte mit Ägypten zur Schaffung eines Freihandelsabkommens fort, eine Arbeitsgruppe wurde eingerichtet, um ein Abkommen mit Tunesien zu schließen, und es wird an der Vorbereitung eines Abkommens mit der Mongolei gearbeitet, führte der EWG-Kommissar an.
Er erinnerte daran, dass das Freihandelsregime zwischen den Ländern der EAWU und dem Iran im Jahr 2025 in Kraft treten soll.

Welt

WELT / ERNEUERBARE ENERGIEN: Biomasse als Schlüssel zur Defossilisierung der Chemieindustrie

Eine neue Studie der Renewable Carbon Initiative (RCI) und des Biobased Industries Consortiums (BIC) zeigt, dass bis 2050 bis zu 20 % des globalen Kohlenstoffbedarfs der Chemie- und Grundstoffindustrie nachhaltig aus Biomasse gedeckt werden könnten. Dies wäre ein bedeutender Schritt zur Defossilisierung der Branche, die aktuell noch zu über 90 % auf fossile Ressourcen angewiesen ist.

Die Chemie- und Folgeindustrien benötigen große Mengen Kohlenstoff, der derzeit hauptsächlich aus Erdöl, Erdgas und Kohle stammt und erheblich zum Klimawandel beiträgt. Um bis 2050 klimaneutral zu werden, müssen fossile Kohlenstoffquellen durch erneuerbare Alternativen ersetzt werden, darunter biogener Kohlenstoff, CO₂-Recycling und nachwachsende Rohstoffe. Während frühere Schätzungen den Biomasseanteil auf etwa 20 % bezifferten, gab es Zweifel an der tatsächlichen Verfügbarkeit nachhaltiger Biomasse.

Die von RCI und BIC beauftragte Studie – durchgeführt vom nova-Institut in Zusammenarbeit mit EuroCARE und dem Thünen-Institut – untersuchte, ob Agrar- und Forstbiomasse ausreichen könnte, um diesen Bedarf zu decken. Hierzu wurden verschiedene Szenarien modelliert, darunter Business-as-usual (BAU), Low Resource Depletion (LRD) und High Technology (HT).

Das zentrale Ergebnis: Unter einem moderaten HT-Szenario könnte die Branche ihren Kohlenstoffbedarf zu 20 % aus Biomasse decken, ohne die Lebensmittel- oder Futtermittelversorgung zu gefährden. Noch höhere Anteile wären nur durch verstärkte High-Tech-Landwirtschaft erreichbar, die bis zu 40 % liefern könnte.

Die Studie prognostiziert für alle Szenarien ein Wachstum der landwirtschaftlichen Biomasseproduktion bis 2050, getrieben durch die steigende Nachfrage nach Nahrungs- und Futtermitteln für eine wachsende Weltbevölkerung. Während der Anstieg im BAU-Szenario bei 31 % liegt, könnte er in High-Tech-Szenarien bis zu 53 % betragen.

Moderne Technologien wie Präzisionslandwirtschaft, KI, Drohnen oder genetisch optimierte Pflanzen könnten den Ertrag steigern und den Biomasseanteil an der Kohlenstoffversorgung erhöhen. Gleichzeitig könnte eine effizientere Nutzung mehr Flächen für Naturschutz freimachen. Ein Schlüssel zur Erreichung des 20%-Ziels ist die verstärkte Nutzung lignocellulosehaltiger Rohstoffe wie Stroh, Holz und Bioabfälle. Allerdings stehen diese in direkter Konkurrenz zu nachhaltig hergestellten Flugkraftstoffen, die politisch stark gefördert werden.

Im Bereich Forstwirtschaft erwartet die Studie, dass das weltweite Angebot an Industrierundholz bis 2050 um 38 % auf 1,3 Mrd t pro Jahr steigt, mit besonders hohen Zuwächsen in Asien und Europa. Der wachsende Holzbedarf der Bau- und Möbelindustrie könnte die Chemiebranche einschränken, doch Nebenprodukte und geringe Umleitungen aus dem Energieholzsektor könnten den Bedarf decken.

In einer ganzheitlichen Betrachtung bleibt der zusätzliche Biomassebedarf der Chemiebranche vergleichsweise gering. In Europa würde der Anteil an landwirtschaftlicher Primärbiomasse etwa 8 % und der forstwirtschaftliche Anteil etwa 3 % des Gesamtangebots ausmachen.

WELT / KONSUMGÜTER: Kleine Geschenke werden teurer

Im vergangenen Jahr konnte man immer wieder von extrem hohen Kakaopreisen lesen, die sich in höheren Schokoladenpreisen niederschlagen könnten. Hersteller wie Hershey, Mondelez, Mars und Ferrero haben lange Zeit auf Kakaobestände zurückgegriffen, die Größe von Schokoladentafeln reduziert oder den Kakaoanteil in Fertigprodukten verringert, um die Preise möglichst lange nicht zu erhöhen.

Die Verfügbarkeit von Kakaobohnen auf dem Markt ist jedoch dramatisch. Die Lagerbestände sind auf den niedrigsten Stand seit etwa 30 Jahren gesunken, und die Elfenbeinküste und Ghana haben ihre Produktionsaussichten für die laufende Saison nur leicht erhöht. Baumkrankheiten, Wetter und Vorschriften machen den Kakao immer teurer. Die Preise haben nicht nur die Marke von 10.000 US-Dollar pro t überschritten, sondern irgendwann auch die Marke von 12.000 Dollar pro t, also doppelt so viel wie zum Valentinstag im Jahr 2024.

Natürlich muss das nicht bedeuten, dass eine Tafel Schokolade doppelt so teuer ist wie im letzten Jahr. Der Kakaoanteil in den Produkten sinkt, der Preis hängt von anderen Rohstoffen wie Milchpulver oder Zucker und zusätzlich von den Servicekosten ab. Dennoch ist Schokolade derzeit nicht nur viel teurer, sondern die Preise werden höchstwahrscheinlich auch steigen, da die Hersteller keine Wahl mehr haben und die Kosten an die Verbraucher weitergeben müssen. Werden wir eine Verbesserung erleben?

Der Klimawandel ist in vielerlei Hinsicht unumkehrbar, aber andererseits können die hohen Preise bei den Landwirten nicht nur in Afrika, sondern auch in Südamerika den Wunsch nach mehr Investitionen wecken. Dies führt jedoch zu einem weiteren Problem im Zusammenhang mit der Abholzung der Wälder. Die bevorstehenden Regelungen in der EU könnten die Schokoladenpreise in Europa in einigen Jahren drastisch steigen lassen, auch wenn immer mehr Kakao auf dem Markt ist.

Auch Kaffee kostet mehr

Ende 2024, so die Schlagzeilen in den Medien, könnte der Kaffeepreis den höchsten Stand in der Geschichte erreichen. Die Preise für Arabica-Kaffee haben nicht nur dieses Niveau durchbrochen, sondern 400 Cent pro Pfund erreicht. Das ist viermal so viel wie im Jahr 2020.

Vor fünf Jahren war Kaffee so billig, dass die Produktionskosten oft über dem Marktpreis lagen, was die Landwirte vor allem in Mittelamerika dazu zwang, ihre Plantagen aufzugeben und auf den Anbau anderer Pflanzen umzusteigen.

Die Kaffeepflanzer, die die Preisflaute überstanden haben, blieben jedoch nicht verschont. Die Wetterphänomene La Nina und El Nino haben die Schwäche der Robusta-Erzeugung in Vietnam anfangs erheblich beeinträchtigt und dann zu lang anhaltenden Dürren in Brasilien geführt.

Die erhoffte Wiederbelebung in der Saison 2024/25 blieb aus. Starke Regenfälle in Vietnam und Indonesien verursachen Krankheiten und behindern die Ernten, während die fehlenden Niederschläge in Brasilien die Ernteaussichten erheblich einschränken und die Qualität des Kaffees stark beeinträchtigen.

Es ist auch zu bedenken, dass hohe Preise nicht dazu führen, dass kurzfristig mehr Kaffee produziert wird. Neupflanzungen brauchen mehrere Jahre, um Früchte zu tragen. Wenn sich also das Wetter nicht bessert, könnten die Kaffeepreise in den nächsten Jahren hoch bleiben.

Neben kleinen Geschenken in Form von Pralinen oder einer Einladung zum Kaffee ist auch Schmuck sehr beliebt. Dabei spielt natürlich Gold die größte Rolle, und die Nachfrage ist in den letzten Monaten deutlich gestiegen. Letztes Jahr, um den Valentinstag herum, kostete Gold knapp über 2.000 Dollar pro Unze. Derzeit liegt der Preis bei über Dollar 2.900 pro Unze, was ein absolutes Rekordhoch darstellt.

Auch wenn die Schmucknachfrage in den letzten Quartalen schwach war, sehen wir auf anderen Märkten wie Indien, Europa oder den USA eine stetig wachsende Nachfrage. Darüber hinaus wird ein größeres Interesse nach Gold in Form von Münzen oder Barren von Anlegern gemeldet, die sich über die Zukunft unsicher sind. Daneben ist auch die Nachfrage der Zentralbanken groß. Im Jahr 2024 kauften die Zentralbanken über 1.000 t Gold, was fast ein Viertel der gesamten weltweiten Goldnachfrage ausmacht.